MMM am 19.10.: Wer bin ich, und ist das die selbe Frau, für die ich auch nähe?

Heute trage ich eine Kombination, die ich so seit drei Jahren immer wieder trage. Die ich auch hier schon mehrfach gezeigt habe.  Die Frau von Welt umwickelt den zerschnittenen Finger dazu natürlich mit farblich passendem Fingerflex. Es sind immer die Kleinigkeiten!mmm-19-10-16

Der Rock (Norma aus Ottobre 5/2010) ist eins der echten „Bread and Butter“ -Teile, von denen ich immer noch nicht genug zu haben glaube. Aber stimmt das überhaupt? In letzter Zeit habe ich vermehrt Kaufkleidung getragen, irgendwie war mir die Auswahl bei den eigenen Sachen zu gering. Aber ich ertappte mich dabei, dass ich meine beiden mindestens fünf oder sechs Jahre alten Jeans in Dauerschleife mit immer den selben fünf oder sechs alten Shirts trug. Der Schrank ist voll, aber im Grunde beschränke ich mich auf 10 bis 12 Teile, die ich nicht einmal untereinander unterschiedlich kombiniere. Pulli A zu Rock 1, T-Shirt B zu Hose 2. Nicht wirklich kreativ. Kann ich auch mit den selbst genähten Sachen haben. So wie heute. Bekannt, vertraut, sicher.

Natürlich gibt es auch objektive Gründe für diese Art der Beschränkung. Ich habe viele Einzelstücke, und wenige „Allrounder“, Ober- und Unterteile, die zu allem im Schrank passen. Auf meiner Nähliste stehen viele „missing links“, aber seit Monaten komme ich nicht zum Nähen. Ich bin frustriert.

Trotzdem erklärt das nicht meine merkwürdige Abneigung, selber genähtes zu tragen. Vielleicht sind die neuen Sachen zu formell, nicht ganz so bequem oder kuschelig wie die alten. Früher habe ich grundsätzlich Komfort dem Chic vorgezogen. Fleece-Pulli statt Bluse oder T-Shirt und Strickjacke.  Aber eigentlich passt das nicht mehr zu meiner Selbstwahrnehmung. Trotzdem fühlen sich die neuen Kleider fremd an. Möglicherweise deshalb, weil sie genau das sind: Kleider. In denen man sich auch ein bisschen zurecht gemacht fühlt. Etwas, dass mir das Gefühl von „Aufwand betreiben“ gibt, obwohl es objektiv genau so viel Aufwand bedeutet, in eine Strumpfhose zu schlüpfen und ein Kleid überzustülpen, wie eine Jeans  und einen Pulli anzuziehen. Im Gegenteil, denn für letzteres braucht man ja noch extra Strümpfe. Bin ich wohlmöglich doch der „Jeans-und-Fleece-Pulli“-Typ? Benähe ich die Frau, die ich gerne wäre an Stelle der Frau, die ich bin? Un wenn ja, warum?

Ich frage mich, ob das anderen auch so geht. Hat sich Euer Stil geändert, seit Ihr selber näht? Oder Eure Selbstwahrnehmung? Für wen näht Ihr? Für die Frau, die Ihr immer wart oder für die, die Ihr gerne währt? Und wie wohl fühlt Ihr Euch dann in Eurer selbstgenähten Kleidung?

Am heutigen MeMade Mittwoch stellen viele Frauen ihre selbstgenähte Kleidung vor. Vielleicht stellt sich die eine oder andere die selben Fragen leise oder auch laut.

8 Kommentare

  1. Hallo, mir geht es genauso! Sehe ich hier die Damen im schönen Kleid , lässig und leger , finde ich sie toll und will auch ein Kleid….. Inzwischen habe ich auch einige und finde sie sehr bequem und schön, aber trotz lässiger Aufmachung komme ich mir so chici vor. Ich denke es ist eine kopfmacke, denn die Resonanz von außen ist immer sehr positiv! Also weiter so👍🏻.

    Like

  2. Das Problem kenne ich und auch die Gedanken die Du dir machst kenne ich nur zu gut. Ich nähe nicht erst seit gestern und ich bin keine Hobbyschneiderin und trotzdem nähe ich oft z.B. Röcke die ich so gut wie nie trage. Ich trage Jeans und T-shirts und Jeans und Pullover – in Wirklichkeit. Daher habe ich schon letztes Jahr begonnen ganz normale T-shirts zu nähen, nicht die übertriebenen, japanischen oder sonst wie besonderen, nein, ganz normale. Die haben sich sofort in die Garderobe eingefügt und werden oft getragen. Jetzt im Herbst habe ich meine erste Jeans genäht. Ich hoffe die wird sich auch so selbstverständlich in die Garderobe einfügen.
    Die Kombination die Du trägst sieht super aus!
    Liebe Grüße
    Teresa

    Like

  3. Vielen Dank für Deine spannenden Gedanken!
    Diese Frage „Nähe ich für mich oder für die Frau, die ich gerne wäre“ habe ich mir auch mal gestellt, nachdem ich den Kleiderschrank plötzlich nach und nach mit Webware-Kleidern füllte. Und ich habe festgestellt, dass ich für die Frau nähe, die ich gern wäre – und das ist wunderbar! Denn mit dem Tragen meiner Kleider entspreche ich mehr dem Bild, das ich im Kopf von mir habe. Am Anfang war es ungewohnt, statt Jeans und T-Shirt Kleider zu tragen, noch dazu welche aus eher steifer und sperriger Webware, aber das ist ein bisschen Gewöhnungssache und mittlerweile fühle ich mich damit im wahrsten Sinne des Wortes gerüstet. Ich bilde mir auch ein, dass sich meine Körperhaltung dadurch ein wenig verändert hat. Für die gemütlicheren Tage habe ich mittlerweile auch bequeme Jersey-Kleider. Und ich empfinde Kleider zu tragen viel praktischer, weil ich mir keine großen Gedanken über Kombinationen machen muss. Mit einem Kleid bin ich mit einem Griff angezogen.
    Viele Grüße an Dich!

    Like

  4. Das ist ja eine super Frage! Ich bin ganz gespannt, noch mehr Antworten dazu zu lesen.

    Ich nähe seit einem guten Jahr Bekleidung für mich und dadurch hat sich mein Stil absolut verändert. Ich nähe andere Sachen als ich kaufe und trage sie sehr gerne. Kaufkleidung wird zunehmend vernachlässigt, wenn ich vor meinem Schrank stehe. Meine selbstgemachten Sachen trage ich am liebsten. Manchmal frage ich mich schon, ob ich eigentlich damit angeben will, wenn ich schon wieder etwas selbstgemachtes anziehe. Aber ich fühle mich in meinen Sachen einfach sehr wohl, denn die sind ganz und gar „ich“. Und passen richtig gut.
    Also ich würde sagen, ich nähe für die Frau, die ich schon immer war, aber jetzt kann man die auch sehen.
    Ich habe mir z.B. diverse Kleider genäht (und es sind noch nicht genug!), denn Kleider trage ich wahnsinnig gerne, aber früher hatte ich nie viele Kleider im Schrank, denn es war schwer welche zu finden die mir gefielen und dann waren sie meist auch nicht gerade erschwinglich. Dann hatte ich ein Kleid im Schrank und kam mir damit schnell overdressed vor, wenn ich es mal anzog (so wie Du auch schreibst).
    Diesen Sommer konnte ich täglich ein anderes Kleid anziehen, bis das erste wieder aus der Wäsche kam, das war toll! Es ist eine Sache der Gewöhnung. Trau Dich und trag die Sachen der Frau, die Du gerne wärst! Vermutlich bist Du diese Frau. Und es gibt nichts gemütlicheres als Jerseykleider!!

    Anfangs habe ich eher Basics genäht (3 Ringelshirts), die ich sonst hätte nachkaufen müssen. Langsam wandern die zu den Schlafanzügen, denn ich nähe und trage jetzt auch Blusen und gekauft hab ich mir früher nie welche. Tendenziell bin ich immer besser angezogen, seit ich nähe, die Sachen sind trotzdem bequemer und ich bin unabhängig von der aktuellen Mode (die mir selten gefällt und dann muss man das Kleid kaufen, was noch am ehesten gefällt… Die Zeiten sind vorbei!).
    Vielen Dank für den Denkanstoß und schöne Grüße,
    Johanna

    Like

  5. bei mir steht und fällt alles mit der wahr des Schuh’s.muss ich mindestens 2,5h auf den beinen stehen- überlege ich,ob ich den absatz an dem tag anziehe-wenn nicht,dann fälllt schon die wahl der darüber entstehende garderobe anders aus.
    wir sind frauen. und frauen verändern sich im laufe ihres lebns- sie werden selbstsicherer, emanzipierter,wenn es nicht der fall war, zufriedener mit dsich selbst, sie veränderrn sich hormonell, körperlich und psyhisch.
    auch die hobbys und ansichten verändern sich. wie kann also, der keidungsstil immer derselbe sein???
    ich halte es für völlig normal, dass man auch im kleidungsstill einige korrekturen im laufe der jahre vornimmt.
    im moment merke ich,dass ich mehr chic in meinem leben brauche.
    mehr chic muss auch nciht zwangsläufig ein kleid für mich bedeuten. es kann auch super tolle wollhose mit einem cachmire-pulli sein(nur ein beispiel).aber es muss nciht immer jeans sein,was ich bequem und praktisch finde.
    ich finde, am besten sich selbst über alles klar zu werden hilft,wenn man garderobeanylyse detailliert betreibt. ich habe z.b. auch knall hart nach Marie Kondo meinen Schrank geleert und mich teilweise sehr teuren stücken aus sehr teuren stoffen verabschiedet,weil ich sie nicht mehr tragen werde.ganz radikal.weg..mir half auch die analyse der fotos meine projekte,was ich im o.g. link erwähnt habe.und trotzdem stelle ich jetzt fest,dass ich mich wieder verändere und doch etwas eleganz im leben brauche.
    ich habe 2h einen webinar zum thema kleidung angehört und mir wurde auch klar, wie wichtig die kleidung ist,die wir tragen, weil sie über unbs viel mehr verrät,als mir ds bewusst war und dass man anhand der kleidung auf völlig falsche schlüsse kommen kann,weil da zu viel psycho-logie im spiel ist,was auch sehr menschlich ist.

    Like

  6. Ich nähe seit drei gut drei Jahren. Und die meisten Stücke, die ich genäht habe, trage ich gern, auch wenn sie – was besonders die aus der Anfangszeit betrifft – kleine Fehler haben.
    Hat sich mein Stil verändert, seit ich selber nähe? Doch, ein wenig schon. Ich trage viel mehr Kleider (denn die passen mir nun endlich), und traue mich auch mehr an Gemustertes. Und ich habe die Farbe blau entdeckt, die es bis vor 2 Jahren in meinem Kleiderschrank gar nicht gab.
    Was mir eher schwer fällt ist, eine Art roten Faden zu schaffen und darauf zu achten, dass die selbst genähten Teile sich gut mit vorhandener Kleidung kombinieren lassen. So ist mein Kleiderschrank inzwischen sehr gut gefüllt mit Stücken, die ich in genau einer Kombination tragen kann. Daran muss ich arbeiten.
    Vielen Dank für den Denkanstoß!
    LG
    Sandra

    Like

  7. Vielen Dank für Eure Kommentare. Sie waren echt interessant zu lesen. Ich schätze, mit meinen Fragen stehe ich nicht allein da. Besonders die fehlenden Kombinationsmöglichkeiten scheinen ein Problem zu sein, bei mir sind sie es definitv. Ich werde deshalb meinen Brot-und-Butter Plan weiter verfolgen, bei dem es vor allem um Ergänzungsstücke zur bestehenden Garderobe ging. Einige mit großer Begeisterung genähte Einzelstücke, die dann aber später doch nicht so geliebt wurden, werden meinen tatsächlichen Ansprüchen angepasst werden oder dürfen den Kleiderschrank verlassen.
    Und sonst? Wie steht es nach einer Woche Nachdenken um die Diskrepanz zwischen Nähen und Sein? Julia hat es mit der Aussage, dass von der Kleidung in der Regel Schlüsse auf den Menschen, der darin steckt, gezogen werden, auf den Punkt gebracht. Wenn ich mich müde und ausgelaugt fühle, habe ich selten Lust, mich zurecht zu machen und aufzustylen. Aber muss man mir das auch gleich ansehen? Vermutlich sollte man gerade dann, wenn alles, was über Jeans und Sweater hinausgeht, viel zu viel Aufwand zu sein scheint, weil man sich einfach nicht danach fühlt, vermehrt um sein Äußeres kümmern. Mir hilft es oft, wenn das Gesicht im Spiegel besser aussieht, als ich mich fühle.
    Wenn ich Zeit zum Nähen habe, dann geht es mir in der Regel gut; der Haushalt ist gemacht, der Garten auch und ich bin ausgeschlafen. Dann fühle ich mich tatsächlich nach Kleidern und Röcken aus Webware und nähe sie auch. Ich nähe also nicht so sehr für die Frau, die ich gerne wäre (obwohl – wer wäre nicht gerne entspannt und ausgeschlafen?), sondern für die Frau, die ich in meinen guten Momenten bin. Folglich sollte ich daran arbeiten, mehr die Frau aus den guten Momenten zu werden, dann passt alles zusammen.
    Liebe Grüße, Stefanie

    Like

Deine Meinung interessiert mich

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..