Landleben oder Thermodynamik im Garten

Das Bedürfnis nach dem ruhigen, beschaulichen Leben auf dem Land in idyllischer Natur im Gegensatz zum als hektisch empfundenen Leben in der Stadt scheint enorm zu sein. In meinem Sommerurlaub hatten wir einen kleinen Aufenthalt auf einem Bahnhof und in der Bahnhofsbuchhandlung entdeckte ich sage und schreibe zwanzig Zeitschriften mit „Land“ im Titel, nicht gezählt die Kochzeitschriften. Vermutlich gibt es noch viel, viel mehr. Beim oberflächlichen Blättern entdeckte ich romantische Gärten, Leute in Baumwollkleidern und hübsche Arrangements von Gießkannen, Spaten und Blumensträußen auf baumbeschatteten Terrassen.

Woher kommt diese Sehnsucht? Ich habe den Verdacht, dass es sich hier um eine Sehnsucht nach etwas handelt, das es in Wirklichkeit gar nicht gibt. Wo sind in diesen Hochglanzzeitschriften die Raupen auf dem Kohl? Wo die Krautfäule in den Tomaten? Erwähnt irgend jemand in diesen Magazinen die Stunden, die man auf den Knien liegt, um das Unkraut aus dem Bio-Garten zu entfernen? Blumensträuße auf Gartentischen fliegen beim ersten Windstoß um, Spaten rosten im Regen und die romantische Gießkanne aus Zink ist viel zu schwer, um mit ihr zu gießen.16.19 (640x425)

Mein Garten sieht nicht so aus, wie in den Magazinen. Mein Garten zeigt auf 2000 m² den Kampf mit der Entropie, dem Chaos, dem Zustand, den jedes System unweigerlich anstrebt, wenn man von außen keine Energie hineinsteckt. Angewandte Physik bzw. Thermodynamik (2. Hauptsatz, für alle, die das schon immer nicht wissen wollten) oder eben das wahre Leben.16.19c (640x425)

Heute will ich euch einladen, diesen Kampf einmal hautnah zu erleben. Auf dem Foto seht ihr die kleine Terrasse vor dem Geräteschuppen. Genauer gesagt seht ihr, was von dieser Terrasse nach einem Jahr der Vernachlässigung übrig ist. In der Mitte zwischen zwei kleinen Beeten ist eine Terrasse aus Feldsteinen , die bis zum frühen Nachmittag Schatten und am späten Nachmittag Sonne hat. Im Winter, wenn der Apfelbaum kein Laub hat, ist sie sonniger. Sie war auch noch viel sonniger, als der Apfelbaum noch klein war.

16.20 (640x425) Jetzt bekommt das rechte Beet kaum noch Sonne, eine Strafe für die englische Rose, die dort vor sich hin mickert. Aus dem rechten Fenster ist im letzten Jahr eine Scheibe herausgefallen, und seither liegt sie dort. Ich habe mich endlich aufgerafft, diese Terrasse samt der Beete in den romantischen Ort zurückzuverwandeln, als der sie mal geplant war, und ihr dürft mir dabei über die Schulter schauen. Vorige Woche hatte ich etwas Zeit. Also gibt es erste Resultate.

16.19a (640x425) 16:20 Uhr: der Urzustand. Erster Schritt: Die Rose im linken Beet von den toten Zweigen befreien, Verblütes abschneiden und Schöllkraut und Brennesseln entfernen.

So sieht es nach 50 Minuten aus:17.08 (640x425) 17.08a (640x425)

Das habe ich alles herausgeholt!17.08b (640x425)

Noch einmal eine halbe Stunde später: Aus der Schubkarre voller Unkraut ist ein halber Sack Häcksel für den Komposthaufen geworden.17.38 (640x425)

Damit war dann auch schon Schluss für den Tag, denn dieser Haufen wartete auch noch auf den Häcksler.17.39 (640x425)

Nach zwei weiteren Stunden ist wieder Ordnung auf dem Kompostplatz und ich habe Feierabend.

In den nächsten Wochen könnt ihr hier auf dem Blog die weitere Geschichte der kleinen Terrasse mitverfolgen.

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3 Kommentare

  1. OGOTT!!! Was bin ich froh über meinen kleinen Balkon – da ist das Chaos überschaubar! 😉
    Aber toll, was du da wuppst. Freue mich schon auf weitere Berichte 😃
    Pflanzliche Grüße
    Dani

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  2. Da googelt man mal Terrasse und Garten und stösst auf Deinen Tätigkeitsbericht 🙂 Ich liebe so halb verwilderte Gärten, wie Deinen.. Das Häuschen im Hintergrund ist ein Traum..Habe mir im Frühling selber ein kleines Grundstück angeschafft, mache gerade die improvisierte Terrasse fertig, heute abend kommen zum ersten mal Freunde zum Grillen (habe mir ein neues Schmuckstück angeschafft, weil Holzkohle leider verboten ist).. Möchte aber in den nächsten Wochen noch Steinplatten verlegen, um die Terasse richtig schön zu machen… Werde hier weiter Deine Terrassenentwicklung verfolgen 🙂
    lg Jutta

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