Wintermantel Sew-Along 1.Teil

Was brauche ich eigentlich für einen Mantel? Welche Farbe wünsche ich mir? Welche Ansprüche stelle ich an die Beschaffenheit und Kompatibilität? Welche Schnitte sind schwer oder nicht so schwer zu nähen, und schaffe ich das? Oder auch: Wovon habe ich schon immer geträumt? Was bereitet mir Kopfzerbrechen und woran möchte ich mich endlich mal trauen?

Catherine und Lucy haben zu einem Wintermantel Sew-Along aufgerufen und obige Fragen stehen heute an. Fangen wir also einmal an.

Eigenlich brauche ich keinen Mantel. Ich habe einen wunderschönen dunkelblauen warmen Wollmantel mit einem Kaschmir-Anteil. Er geht von ganz oben bis ganz unten, weshalb ich in regelmäßigen Abständen den Saum wieder annähen darf, und ist so weit, dass sogar ein Baby im Tragetuch drunter passt. Da das Baby aus dem Tragetuch im Herbst vierzehn wird, wisst Ihr, seit wann dieser Mantel und ich das Leben miteinander teilen. Aber die Qualität ist so toll, dass er noch immer nicht abgeschabt ist. Gut, die Streifen aus Beinahe-Leder, mit denen die vorderen Kanten eingefasst sind, haben nach der dritten Reinigung aufgegeben, aber die Kante, die man am meisten sieht, habe ich mit einem Samtband neu eingefasst und irgendwann ist auch die andere Kante dran. Ich habe also einen funktionsfähigen Mantel und keinen Anspruch auf einen neuen.

Natürlich kann frau auch mehr als einen Mantel brauchen, aber ich habe auch noch zwei Kurzmäntel für die Übergangszeit. Aber ich habe Glück: Mit dem Stofflager meiner Mutter habe ich  auch noch dieses Schätzchen abgestaubt:

Es ist sehr weit, sack-cape-artig geschnitten irgendwie furchtbar aus den Achzigern. Ursprünglich gehörte noch ein am Kragen festzuknöpfender Schal dazu, der mit kühnem Schwung um den Hals zu werfen war. Ich habe versucht, das gute Stück aufzuwerten, indem ich die Schulterpolster entfernte und die zu kurzen Ärmel mit gefilzten Stulpen versehen habe. Außerdem fügte ich noch einen befilzten Schal hinzu.

Den Schal gibt es sogar zweimal, weil der erste Versuch zu dick wurde und nun Dienst als Tischläufer tun muss, aber für Teile wie Kragen oder Gürtel würde ich ihn völlig ohne jeden Skrupel zerschneiden.

Mein Beitrag zum Sew-Along soll also ein komplettes All-over dieses Mantels werden. Diese Schnitte stehen zur Auswahl:

(Abbildung : „Der Neue Schnitt“, Schwabe , 4/ 1957)

Mein heimlicher Favorit: Der Neue Schnitt, Jahrgang 1957. Leider ist es ein Sommermantel und könnte deshalb zu schmal für den dicken Pulli darunter sein.

Der nächste Kandidat: Burda 101/ 4/ 2004, den habe ich mir im letzten Jahr ausgeguckt, als ich die ersten Pläne zur Mantelumarbeitung gemacht habe. Allerdings ist er ein Zweireiher, und ob ich dafür genug Stoff habe, wissen allein die Götter.

Vermutlich wird es dieser hier werden:Burda 120/12/2005, schmal, leicht tailliert.

Natürlich könnte ich auch zwei Mäntel nähen, im Stoffhaus haben sie gerade soooooo schöne Mantelstoffe bekommen (daraus hätte man auch gerne zwei oder drei). Allerdings sind meine bisherigen Erfahrungen mit Mänteln eher Flops:
Den ersten habe ich vor ungefähr 25 Jahren genäht. Er war ein klassischer Blazer-Mantel, dunkelblauer Wollvelours mit einem tomatenroten Futter mit kleinen schwarzen Punkten. Der Stoff war recht schwer und ich habe die ganze Zeit über beim Nähen geflucht. Gesessen hat das Endprodukt auch nicht so toll, aber ich habe ihn dann tapfer getragen. Das :“Nie wieder nähe ich einen Wintermantel“ habe ich dann ca. 6 Jahre später gekippt. Das neue Objekt war aus grauem Wollstoff, warm gefüttert mit wattiertem Steppfutter und hatte einen Pelerinenkragen sowie samtene Ärmelaufschläge. Er rutschte ständig nach hinten, war am Hals (wegen V-Ausschnitt) zu kalt und sah mit Schal (wegen des Kragens) blöd aus. Seitdem ist das wintermanteligste, an das ich mich bisher getraut habe, eine Cabanjacke aus schokobraunem Wollvelours, gefüttert mit einer halbierten Lage Watteline und normalem Futterstoff. Sie ist kuschlig warm bis minus 20° und wurde mir in der Reinigung ruiniert (der Velours ist ab). Ich trage sie trotzdem noch.

Erst einmal wird der alte Mantel umgearbeitet, vielleicht habe ich danach ja schon die Nase gestrichen voll von Mänteln. Er braucht übrigens ein wärmeres Futter als den Taft, den er zur Zeit hat, hat da jemand einem Tipp? Bei Catherine versammeln sich alle, die sonst noch beim Sew-Along  dabei sind.

3 Kommentare

  1. also Dein heimlicher Favorit ist umwerfend!
    Als zwischenfutten empfehle ich wollvlies – schön warm und nicht so dick wie Steppfutter….
    Zeit es nochmal zu versuchen oder – nur nicht aufgeben 😉
    LG Manu

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  2. Der 50er Jahre Schnitt sieht sehr schön aus. Für mehr Weite darunter könnte man ja ein bisschen vorsichtig mit der Nahtzugabe sein? Tipps für wärmeres Futter hätte ich auch gerne…LG, Katharina

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  3. Ah, auch ein sackartiger Mantel aus den 80ern, da steckt auch viel Stoff drin, das sieht man schon. Ich glaube manchmal, dass die Stoffe von früher bessere Qualität haben als die von heute. Oder man hat früher einfach mehr Geld für gute Stoffe ausgegeben und wusste, ein Mantel ist ein Stück fürs Leben. Bei mir kamen beim Auftrennen aber doch ein paar Überraschungen zum Vorschein, so kahle Stellen, wo die Umschläge waren usw. Viel Erfolg, lg Anja

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