Unfassbar, ich habe tatsächlich 2 Monate nichts geschrieben! Nicht dass Ihr denkt, ich hätte mein Staudenbeet aufgegeben, ganz im Gegenteil. Tatsächlich ist es fertig umgegraben und die meisten Stauden und Rosensträucher sind auch schon umgezogen.
Das ist auch der Grund, weshalb ich nicht geschrieben (und übrigens auch nicht genäht) habe. Und natürlich, weil ich nicht nur dieses eine neue Beet habe, um das ich mich kümmere, sondern auch einen überaus verunkrauteten Gemüsegarten und diese vielen Rabatten rings ums Haus. Im Frühling ist es immer dieser Spagat zwischen Zier- und Nutzgarten, wenn alles gleichzeitig ausgesät oder gepflanzt werden möchte, obendrein das Unkraut explodiert und der Tag nur 24 Stunden hat.
Dieser Abstand von zwei Monaten bedeutet, dass ich Euch nicht mehr tageweise an meinem Elend und den kleinen Freuden teilhaben lassen kann, sondern größere Abschnitte zusammenfassen muss. Also weniger Gejammer und mehr Resultate. Nichtsdestotrotz werde ich die Hauptarbeit an der neuen Rabatte, also das 2 Spaten tiefe Umgraben, mit mehr als nur ein paar Sätzen abhandeln, dafür ist einfach zuviel Schweiß geflossen.
Verlassen habe ich Euch am 28. Februar mit schmerzenden Muskeln. Da waren die Tage noch kürzer und man konnte maximal bis halb sieben draußen noch eine Hand vor den Augen sehen. Jetzt erkennt man das Unkraut mühelos und zweifelsfrei bis halb neun, und ich muss mich regelrecht zwingen, vor acht Uhr ins Haus zurück zu kehren.
Anfang März gab es nachts noch Fröste und am 1. März, morgens vor der Spätschicht, konnte ich die oberste Schicht Erde in größeren Platten abheben. Darunter war – Überraschung!- ein Stück der Via Appia aus meinem Lateinbuch.


Wie gut, dass die Römer meines Wissens nicht im Spreewald gewesen sind. War wohl doch nur die untere Schicht des alten Pflasters. Auf dem Meter, den ich an diesem Vormittag schaffte, waren diese Steine:
Die nächsten Tage brachten vor allem alte Ziegelsteine aus den Tiefen hervor.
Und dann kam der Freitag Nachmittag. Frohgemut gehe ich in den Garten, um die letzten zwei Meter Rabatte in Angriff zu nehmen. Dann stoße ich in 60cm tiefe auf einen Stein. „Kein Problem“, denke ich, „hast ja schon einige Steine gehoben, den nimmst Du schnell noch raus, bevor Du Feierabend machst!“ Drin bleiben soll der Stein nicht, denn genau an dieser Stelle soll ein Rosenstrauch gepflanzt werden. Ich grabe. Ich mache Feierabend.
Ich stehe Samstags (an meinem FREIEN SAMSTAG) früh auf. Der Stein liegt im Beet, so wie ich ihn zurückgelassen habe. Wo sollte er auch sonst sein.
Ich grabe weiter. Unmöglich, den Stein irgendwie zu fassen zu bekommen. Gleich einem Eisberg scheint nur ein kleiner Teil sichtbar zu sein und der Rest schwimmt in den Tiefen des Erdreiches. Wo kommt das elende Teil überhaupt her? Welcher Eiszeitgletscher hat das Mist-Ding in meinem Garten deponiert?!


45 Minuten später: Um den Stein herum tauchen andere größere Feldsteine auf, die ihn einkeilen. Die müssen zuerst heraus. Der Stein ist riesig. Ich überlege, wie man noch Nitroglycerin herstellte. In der Schule haben wir das doch mal gemacht…
Anderthalb Stunden später: Inzwischen ist die Grabe-Arbeit etwas Persönliches geworden. Zwischen diesem Stein und mir. Ich werde ihn heben, und wenn es das Letze ist, was ich tue. Ich werde ihn heben und dann als ewiges Andenken an meinen Triumph mitten in die Rabatte legen, damit alle Steine wissen: Ihr habt hier keine Chance. Was in diesem Beet liegt, entscheide allein ich!( habt Ihr es gemerkt? Ich sage „liegt“ nicht „ist“. Eine gewisse Demut den Pflanzen gegenüber habe ich mir behalten. )
Ich habe einen Plan. Das Loch um den Stein herum wird so erweitert, dass man ihn hin und her rollen kann. Dann wird mit jedem hin und her Rollen Erde unter den Stein geschaufelt, das er Zentimeterweise nach oben wandert und schließlich aus dem Beet gerollt werden kann.

Im Loch sitzed, den Rücken fest gegen die Erdwand hinter mir gepresst, die Füße gegen den Stein gestemmt, ist es mir gelungen, den Stein mit der Kraft meiner Beine um 90° zu drehen. Mehr geht nicht. Ich muss mir Hilfe holen.
Mein Mann stößt nach dem Mittagessen zu mir und mit vereinten Kräften heben wir den Stein in weiteren anderthalb Stunden. Und nachdem ich lange genug herumgequengelt habe, rollen wir ihn auch zur vorderen statt zur hinteren Beetseite heraus.
Der Rest ist schnell berichtet. Sonntag Abend ist das Beet vollständig umgegraben. Ich mache auf den letzten Metern noch ein paar interessante Funde: Neben ein paar rostigen Eisenteilen mit Gott-weiß-welcher Funktion


finde ich auch noch die Reste eines Bauarbeiterfrühstücks, bestehend aus: 1 Tüte Weißbrot, 1 Becher Rama, Fleischsalat, 1 Dose Makrelen in Tomatentunke (VEB Fischkonserven Saßnitz), 1 Flasche Getränk und 1 Duplo. Und noch den Deckel einer Familienpackung Vanilleeis. Die haben sich was gegönnt, die Jungs.
Sonstige Bilanz: 20 ganze Ziegelsteine, 11 halbe Ziegelsteine, eine Schubkarre voller Ziegel- und sonstigem Schutt, eine gemischte Auswahl an Feldsteinen, von Kieselstein bis 150kg (freundliche Schätzung) und ungefähr ein Pfund Engerlinge.
Von Plänen für den Rasen, dem großen Umzug der Stauden, der Aussaat von allerlei Pflanzen und ewigen Kampf mit dem Unkraut ist noch zu berichten.
Fortsetzung folgt…
Liebe Stefanie, das ist der helle Wahnsinn:), was du da geschafft hast! Und so humorvoll geschrieben! Ich hatte im Februar das große Vergnügen mit deinem Blog mir über Corona hinweg helfen zu dürfen. Soviel wie ich dabei trotz des bösen C lachen musste, spricht das sehr für deinen Humor. Du bist also nicht nur eine unerschrockene Hobbyschneiderin und willensstarke Gärtnerin, sondern hast auch noch erzählerische Fähigkeiten. Ganz herzliche Grüße ellisschneiderfee
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Das ist ein wirklich schönes Kompliment, das Du mir da machst. Vielen, vielen Dank. Es war auch ganz gut, über die Schinderei nochmal zu schreiben, ähnlich wie die Geburtswehen, die vergessen sind, wenn man das Kleine endlich im Arm hält, sind auch die Mühen des Umgrabens schnell vergessen, wenn man die ersten Pflänzchen setzt.
Ich hoffe, es geht Dir wieder gut und wünsche Dir viel Freude mit meinem Blog,
LG, Stefanie
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Du hattest auch das Rasenabstechkantenwerkzeug von Aldi lobend erwähnt. Herzlichen Dank für diesen tollen Tipp. Du hast wirklich Recht, es ist soviel einfacher den Rasen damit in Schach zu halten als mit Spaten oder Grabgabel! Und eigentlich lese ich hier, weil ich schnittkonstruktionstechnisch einen runden Po habe…LG
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Gab es den Kantenabstecher jetzt bei Aldi? Meinen habe ich von meiner Mutter geerbt.
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Ja, den Kantenabstecher gab es im März bei Aldi Süd. Kurz nachdem ich hier darüber gelesen hatte. Meiner Beobachtung nach, gibt es den alle Jahre wieder im Angebot. Also nächstes Jahr im Frühling, müsste es ihn wieder geben:).
HG
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du lieber himmel! der reinste findling. nicht dass sich da ein hünengrab unter deinem garten verbirgt….
ich muss gestehen, 2 spaten tief habe ich hier nochnie umgegraben…. denn schon bei 1x spatentief stösst man auf elbschotter – den lasse ich lieber, wo er ist 😀
mein staudenbeet ist über die jahre langsam gewachsen – von einem winzigen rondell zum jetzigen rechteck, dessen grösse mir nun voll und ganz reicht – mehr pflegearbeit schaffe ich nicht neben den ganzen anderen gartenflächen und dem gemüseanbau……. mer wird ja nich jünger ;-D
bin gespannt auf die blumen!
xxxx
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Tatsächlich war unser Hof doppelt gepflastert, und Teile davon sind immer noch unter dem Rasen verborgen. Der Findling war wohl ein Eckstein aus dem Fundament des alten Schweinestalles, der dort mal stand. Ich hoffe, ich schaffe das Beet zusätzlich zum Gemüsegarten zu pflegen, zumal in der Erde fast kein Humus drin ist, das bedeutet erheblichen Gießaufwand für die nächsten Jahre, egal wieviel Mulch und Kompost ich aktuell darauf kippe.
LG, Stefanie
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Vielen Dank Stefanie, dass du das schreibst, dass in der Erde deines neuen Staudenbeets kaum Humus drin ist. Jetzt verstehe ich auch, warum in meinem „Staudenbeet“ die Erde so schlecht ist. (Über meinen Komposter haben sich die Nachbarn beschwert, weil er angeblich die Mäuse anlockt.) Dabei habe ich das Plastikteil unten mit einem Gitter gegen einwanderndes Getier geschützt…, aber gut in einem Großstadt-Reihenhaus-Gärtchen sind ökologische Anwandlungen und Wünsche schwieriger zu verwirklichen. Jetzt bleibt der Komposter aber zumindest weiterhin stehen! Und ich schaue, wie ich mit meinen Nachbarn einig werde. LG
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Wenn Du nur Pflanzen und maximal Eierschalen verkompostierst ( von einer Handvoll Hornspänen ab und an mal abgesehen) , lockt der Komposter maximal Regenwürmer und ein paar andere Zersetzer an. Mäuse interessieren sich für so etwas eher nicht. Er darf nur nicht zu nass werden, sonst fault er und zieht Fliegen an. Buchtipp: Der Biogarten von Marie-Luise Kreuter oder auch hier: https://www.wurzelwerk.net/gemuesegarten/gemuesegarten-anlegen/kompost-anlegen/
Ich hoffe, das gibt Dir gute Argumente. Übrigens ist Kompostieren aktiver Klimaschutz
LG, Stefanie
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ich nochmal…. kann mich nicht entsinnen, „benachrichtigungen“ angeklickt zu haben, mache ich nämlich NIE. trotzdem kriege ich seit meinem kommentar ständig mails mit anderen kommentaren von hier. der „abmelden“-button in der mail funktioniert nun auch nicht….
könntest du das bitte ändern??
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Das tut mir leid, ich habe keine Ahnung, wie das funktioniert. Das ist ja echt doof. Ich versuche das abzustellen.
LG, Stefanie
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Ich konnte bislang nichts finden, wie ich das ändern kann.Im Zweifel musst Du erstmal WordPress in Deinen mails blockieren. Heute schaffe ich es nicht mehr, daran zu arbeiten, ich bleibe aber dran.
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Hallo Stefanie, herzlichen Dank für deine Tipps mit dem Kompost und dem Link! Ich werde einen neuen Versuch starten:).
Sorry an Frau Bahnwärterin, aber das Dankeschön war mir echt wichtig, wo Stefanie so nett ist und noch Tipps gibt. Liebe Grüße an euch beide!
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