Kraut: Die Bestandsaufnahme

Ich plane, mehr über das Kraut in meinem Leben zu schreiben, und damit meine ich weder Kohl noch Tabak oder Cannabis, die beiden letzteren haben übrigens keinen Einzug in meine Welt gehalten, nur fürs Protokoll.

Aber für einen Blog, der sich „Kraut und Kleid“ nennt, ist der Garten eindeutig unterrepräsentiert, und das will ich in diesem Jahr ändern. Tatsächlich gibt es auch einen Anlass und eine Inspirationsquelle dazu.

Die Inspirationsquelle ist Meike Winnemuths „Bin im Garten“, das ich im letzten Jahr verschlungen habe. Wohlgemerkt: „Inspiration“! Nicht etwa „Vorbild“. Ich bin keine Profi-Schreiberin, und habe auch nicht die Idee eines „Das kann ich auch“. Nicht einmal eines „Das will ich auch“. Meine Vorraussetzungen sind ja auch ganz anders. Mein Garten ist kein Experiment für ein Jahr, sondern wächst und entwickelt sich seit 21 Jahren und ich selber habe vor mehr als 40 Jahren das erste Mal meine Finger mit gärtnerischen Absichten in die Erde gesteckt. Allerdings, und da wären wir bei meinem Anlass, bedarf dieser Garten einer gründlichen Überarbeitung. Der Gemüsegarten muss an die Bedürfnisse eines Zwei-Personen-Haushaltes angepasst werden, Bäume sind gewachsen und verhalten sich anders, als geplant, was nicht nur den Schattenwurf angeht, und letztendlich muss der gesamte Garten an die Anforderungen des Klimawandels angepasst werden.

Winnemuth beschreibt in ihrem Buch, wie sie einen Garten anlegt und das tut sie auf eine so unterhaltsame und motivierende Art und Weise, dass ich nach jedem Kapitel am liebsten sofort meine Gartensachen angezogen hätte, um dem Unkraut den Garaus zu machen oder irgendetwas zu pflanzen, zu beschneiden oder zu mulchen. Man hat das Gefühl, dass man in den Garten mitgenommen wird, und was sie erzählt, hat jeder Gärtner auf die eine oder andere Weise selber schon erlebt.

Jeder Gärtner und auch viele Nicht-Gärtner schauen gerne über fremde Zäune. Das ist ja auch der Grund, weshalb zumindest in England Gartenkolumnen sogar in den großen Tageszeitungen zu finden sind (und dort ungeheuren Erfolg haben). Es tut einfach gut, zu lesen, dass auch anderer Leute Kohl ein Opfer der Kohlweißlinge wird, die doch so zauberhalt um den Lavendel und die Buddleja gaukeln. Oder die Faszination von Aussaat, Keimung, Wachstum und schließlich Ernte oder Blüte auch bei anderen mitzuerleben. Ich möchte Euch also einladen, mich in meinen Garten zu begleiten und an meine Erfolgen und sicher auch Misserfolgen in meinen Beeten Teil zu haben.

In einem Buch habe ich einmal den wunderschönen Satz gelesen: „Plan“ comes before „work“ in the dictionary, and for a good reason.“ In unserer Sprache gilt diese einfache Weisheit leider nicht, und das möchte ich jetzt auch überhaupt nicht bewerten, weder didaktisch noch philosophisch oder sonstwie. Allerdings sollte vor jedem Plan noch ein „inventory“ stehen, und das geht in unserer Sprache auch: „Bestandsaufnahme“ steht vor „Plan“ im Wörterbuch, und der Grund dafür ist offensichtlich. Wenn man in einem Garten nicht mit dem Buldozer tabula rasa machen möchte, und auch kein unbegrenztes Budget hat, tut man gut daran, erst einmal festzustellen, was vorhanden ist, und dann damit zu arbeiten.

Womit arbeite ich also?

Unser Grundstück hat etwas über 2000 Quadratmeter. Davon ist ungefähr ein Viertel mit solchen Dingen wie Wohnhaus, altem Nebengebäude, Terrasse, Carport, Einfahrt und Scheune bedeckt.

Es gibt einen „Ziergarten“ und hinter einer Hainbuchenhecke einen Obstgarten und einen Gemüsegarten.

Hinter der Scheune sind nochmal zwei weitere Gemüsebeete, meine Korbweiden, die zukünftigen Weihnachtsbäume sowie eine Brombeerhecke (ungepflegt), 3 Walussbäume, von denen aber zwei noch in diesem Winter gefällt werden sowie eine Aprikose und eine Mirabelle, beide im letzten Jahr gepflanzt.

Außerdem sind im vorderen Garten ein Ahorn, zwei Haselsträucher, eine Pflaume, zwei Kirschen, zwei Birnen und sechs Apfelbäume relativ willkürlich über das Grundstück verteilt. Vor dem Haus, an der Einfahrt,

an der Terrasse, vor dem Nebengebäude/Schuppen

und an der Küche

sind insgesammt 6 Blumenrabatten, die sich allesamt, ebenso wie die ungefähr 100 Quadratmeter Gemüsebeet in einem mehr oder weniger starken Zustand der Verunkrautung befinden.

Ach ja, und dann gibt es noch eine Pergola, Heimat einer der drei Kletterrosen „Bobbie James“. Eingeweihte wissen, dass diese Ramblerrose 1A Unkrautqualität hat. Ihr ungebremster Zuwachs jedes Jahr beträgt mehrere Meter, und sie braucht dringend einen Rückschnitt, falls sie nicht doch den Garten gänzlich verlassen muss. Heimtückische Gartenautoren beschreiben sie stets schwärmerisch und mit verharmlosenden Adjektiven, sodass Gartenanfänger, so wie ich vor 18 Jahren, auf diese Rose hereinfallen. Heute weiß ich, dass Dornröschen garantiert hinter einer Bobbie James vor den erlösenden Prinzenküssen verborgen wurde. Wenn ich alle paar Jahre versuche, die abgestorbenen Zweige zu entfernen, bin ich tagelang beschäftigt und sehe aus, als ob meine Katzen mich tollwütig angefallen hätten.

Dieser Garten soll vom Unkraut befreit werden (ist vermutlich schon ausreichend Arbeit für ein Jahr). Und dann soll eine neue Blumenrabatte angelegt werden, die ich von der Terrasse und aus den Fenstern aus sehen kann. Dafür soll die bestehende Rabatte unter dem Apfelbaum verschwinden. Das ist der Plan für dieses Jahr.

Und dann gibt es noch die schier endlose Liste der Dinge, die ich auch noch machen will, wie zum Beispiel um die Kartoffelmieten herum pflastern, die Scheiben am Gewächshaus austauschen, eine neue Schuppentüre bauen, den Flechtzaun erneuern, die Fläche vor den Schuppentüren neu pflastern, neue Spaliere für Obst bauen……

Ein Kommentar

  1. Ein spannendes Vorhaben! Ich werde interessiert mitlesen. Unser Garten ist viel viel kleiner und doch gäbe es soviele Möglichkeiten, wenn denn nicht die Zeit so knapp wäre und sich die Prioritäten immer wieder zu anderen Themen verlagern … Ich wünsche Dir viel Schaffenskraft! Liebe Grüße!

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