Dieser Post wurde geschrieben auf Wunsch einer einzelnen Dame.
Seit einiger Zeit beschäftige ich mich intensiv damit, meine Sportkleidung selber zu nähen. Eigentlich brauchte ich eine Softshell-Jacke, um die Fahrrad-Saison ein bisschen zu verlängern. Auf der Suche nach dem richtigen Stoff fand ich unter anderem den Lycra mir den Haifischen. Also habe ich erstmal mit dieser Leggins angefangen.
Dann fand ich bei Melanie eine Beschreibung einer Radfahr-Leggings. Sie hat die Rouleur-Leggins von Fehr Trade genäht und beschreibt den Schnitt ganz detailliert und gibt einen Haufen Tipps fürs Nähen.
Ich habe mich dann auf die Suche nach dem richtigen Stoff gemacht und zwei wirklich fabelhafte Läden gefunden (Achtung, keine Werbung, da unbezahlt! ) Bei Stoffe BS gibt es eine gigantische Auswahl an einfarbigen Lycras aus Italien. Wenn Ihr Euch jemals gefragt habt, woher die Tanzsportgruppen und Cheerleader die Stoffe für ihre genialen Kostüme nehmen – zum Beispiel daher. Es gibt wirklich jede erdenkliche Farbe in matt oder glänzend, und das Beste ist, dass man sich Farbkarten mit kleinen Stoffstücken schicken lassen kann, um den richtigen Ton auszuwählen. Es gibt auch eine kleine Auswahl an „Lycra extrawarm“, einem dicken, innen angerauhten Stoff. Nur bei gemusterten Stoffe ist die Auswahl eher bescheiden. Aber dafür habe ich einen weiteren Laden gefunden. Bei Takoy steht im Impressum zwar eine deutsche Adresse, aber die Stoffe kommen aus Polen. Sie haben eine irrsinnige Auswahl an Prints, vor allem auf Jersey, Lycra und Softshell.
Ich habe dann erstmal Stoffe geshoppt. Die Lieferung war bei beiden echt schnell und die Qualität ist vom Anfassen her echt super.
Aus den Stoffen links habe ich mir eine Cora von Jalie zugschnitten, für den Mohnblumen-Stoff suche ich noch den perfekten Leggins-Schnitt. Ich habe genug Stoff für eine Leggins und ein Radfahr-Oberteil gekauft. Dazu werde ich noch eine kurze rote Fahrrad-Hose nähen. Ich schwanke noch zwischen den Farben „Coccinella“ (Marienkäferchen) und Inferno. Weil ich aber meinen Fahrstil kenne und es natürlich viel cooler klingt, tendiere ich zu letzterem. Die normale Leggins soll noch einen Kontraststoff bekommen, das ist mir sonst zuviel Mohn. Ich werde ein helles Grau dazukombinieren. Dieser Stoff ist auch noch nicht bestellt.
Neben den Sporthosen brauche ich aber auch noch Sport-BH’s (das ist jetzt der Teil für Dich, Manuela 😉 ). Sewy hat seit einiger Zeit einen Sport-BH im Programm, und weil ich mit deren Schnitten auch gut zurecht komme, habe ich erst einmal den bestellt.

Pia hat ausgeformte Einzelcups und funktioniert also mit „Halten“ anstellen von „Plattquetschen“, das war mir schon mal sehr sympathisch. Die Cups sind mit Bügelband verstärkt und die Cups mit unelastischem Abstandsgewirk gedoppelt. Durch die einfache Teilungsnaht hat der BH einen leichten Spitztüteneffekt. (Auf dem Foto nicht, wahrscheinlich bilde ich mir das nur ein)

Der Rücken ist mit elastischem Abstandsgewirk und Powernet gedoppelt, ich wollte da nichts dem Zufall überlassen. Mir gefällt die Rückansicht ganz besonders gut bei diesem BH.

Alle Kanten werden mit Falzgummi eingefasst, meines habe ich dabei deutlich stärker gedehnt, als von Sewy angegeben, aber das liegt daran, dass es eine ziemlich weiche Billig-Qualität ist. Der BH wird über den Kopf angezogen, hat aber einen Verschluss am Unterbrustband, und das erleichtert das Anziehen ungemein.
Ich liege ein bisschen zwischen zwei Größen, habe mich aber für die kleinere, 75B entschieden. Bei der ersten Anproben kam mir das Unterbrustband zu eng vor, also habe ich, um nichts verlängern zu müssen, einen eigenen BH-Verschluss genäht, den ich extra lang gemacht habe, nur um am Ende wieder einen Zentimeter herauszunehmen und das engste Häkchen zu verwenden.

Auf dem Bild sieht man ganz gut, dass der BH am Brustbein nicht wirklich gut anliegt. Möglicherweise ist das gewollt, denn die Cups sind eher zu groß als zu klein, das sieht man an den Falten unten rechts. Ich habe aber den Verdacht, dass das Bügelband, das ich verwendet habe, Schuld ist.
Ich hatte nämlich noch ein spezielles Bügelband für Soft-BH’s, das mit einer kleinen Schaumstoff-Wurst gefüllt ist, anstelle eines Metallbügels. Ich nehme an, dass hier zuviele Lagen Stoff übereinander sind, und außerdem habe ich es nicht geschafft, die eine Seite in der Nahtrille zwischen BH-Rahmen und Cup festzunähen, sondern bin 1-1,5mm in die Nahtzugabe gerutscht. Von anderen BH’s weiß ich, dass bereits diese kleine Ungenauigkeit deutliche Folgen haben kann.
Ich werde also aus den Lyra-Resten der anderen Hosen einen weiteren Pia-BH nähen. Ich bin nämlich insgesamt zufrieden mit meiner Haifisch-Pia, und obwohl meine Brust sich nicht irgendwie festgedrückt fühlt, wie das bei meinen anderen Sport-BH’s der Fall ist, wackelt nichts, wenn ich vor dem Spiegel auf und ab hopse.
Nachdem ich aus den blauen Lycras die Cora zugschnitten hatte, war noch einiges an Stoff übrig, ich habe ja immer eine ganze Beinlänge gekauft. Also habe ich aus einer älteren Ottobre einen Leggins-Schnitt getestet. Daily Routine aus der Ottobre 5 / 2015. Schon auf den Fotos im Heft sieht man, dass die Hose tendentiell eher locker sitzt. Mein Lycra ist aber super-stretchy und ich mag meine Sporthosen auch eher eng.

Also habe ich erst einmal eine Nr. kleiner ausgewählt und dann auch noch kräftig an den Seiten weggeschnitten, insgesamt 7cm in der Taille und 8cm an den Knöcheln. An den Knöcheln ist das etwas zuviel, aber ansonsten bin ich zufrieden. Die Hose saß auch nicht so hoch in der Taille, wie ich das mag, also habe ich das Taillenband doppelt so breit gemacht.
Wenn man sie zu stark hochzieht, kriecht sie, wie jede Hose, in den Schritt. Das fand ich doof, also habe ich einen Zwickel eingesetzt, wie es in dem Buch „Sewing Activewear“ von Johanna Lundström beschrieben wird. Das war aber ein Denkfehler. Je mehr Stoff da ist, desto mehr kann auch nach oben kriechen. Also habe ich das Mehr an Stoff im Zwickel wieder abgenäht! Außerdem brauche ich die Hose gar nicht so hoch zu ziehen denn der Stoff gibt wunderbar nach.
Für Yoga ist es im Garten natürlich viel zu kalt, daher auch der heiße Kaffee in meiner Hand. Aber der blühende Kirschbaum ist ein viel zu schöner Hintergrund für den „Hund, der ein Bein hebt“, sorry, dreibeinigen Hund oder den Krieger I, den wollte ich Euch nicht vorenthalten. Ich habe auf You tube eine wunderbare Yoga-Lehrerin entdeckt, wenn Ihr schon immer mal Yoga probieren wolltet, dann seit Ihr dort goldrichtig.

Oben habe ich ja den Wunsch nach einer warmen Fahrradhose erwähnt. Die habe ich mir schon vor vier Wochen genäht, bin aber am Einnähen des Chamoise-Pads hängen geblieben. Gestern habe ich mich dann endlich diszipliniert ( um endlich diesen Post schreiben zu können) und das elende Teil eingenäht. Für alle diejenigen, die nicht mit „richtigen“ Radhosen fahren: ein Chamoise-Pad ist das dicke Schaumstoff- oder noch besser Gel-Kissen, das in den Radhosen eingenäht ist und einem das Gefühl vermittelt, wieder Pampers zu tragen. Es soll auf längeren Fahrten den Druck des harten Fahrradsattels auf empfindliche Körperteile auffangen. Um das zu können, muss es natürlich richtig sitzen. In der Anleitung zu den Rouleur Leggins ist das Einsetzen genau beschrieben, und dank der Tipps von Melanie hatte ich meines auch auf Anhieb faltenfrei drin, es fühlte sich aber bei einer kurzen Fahrt komisch an. Nach einem Vergleich mit meinen gekauften Fahhradhosen versetzte ich es um 4cm nach hinten, das war erst recht verkehrt. Ich bin nach kaum 50m gleich wieder umgekehrt. Bei meinem (leider nicht allzu hochwertigen) Pad beginnt die vordere Polsterung bereits ganz vorne, bei den gekauften Hosen fängt sie ca. 4cm weiter hinten an. Also werde ich alles noch einmal austrennen, entsprechend der Anleitung einheften und dann mal eine weitere Strecke fahren. Dann kann ich ja sehen, wie sich meine Sitzfläche fühlt. Leider habe ich noch keine europäische Quelle für hochwertige Fahrradpolster gefunden, wenn jemand eine weiß, bitte melden!
Hier sieht man deutlich, dass der Pad nicht gut sitzt.
Der Schnitt für die Leggins ist jedoch super. Wirklich gut durchdacht, es gibt Variationen in der Länge und unterschiedliche Arten, eine Tasche an der Außenseite der Oberschenkel zu nähen. Außerdem kann man einen einfachen Bund oder einen Träger ansetzen. Das besondere Highlight ist, dass der Hoseschnitt so geteilt wurde, dass an der Innenseite der Beine keine Naht scheuern kann.
Ich habe die lange Variante mit Bib genäht die Größe habe ich nach meinen Maßen ausgewählt. Außer dass ich den Bib vorne in der Taille etwas weniger tief ausgeschnitten habe, habe ich nichts verändert. Wenn man gerade steht, scheint der Rücken etwas zu lang zu sein, das ändert sich aber mit dem Sitzen auf dem Rad. In der Anleitung wird der Träger mit Falzgummi eingefasst, aber weil ich das erstens ungerne verarbeite, zweitens gar nicht mehr genug davon habe und Melanie drittens geschrieben hat, dass sie die Träger einfach gefüttert hat, habe ich das genauso gemacht. Ich habe nur nicht den dicken extrawarmen Lycra genommen, sondern Reste von meinem Haifisch-Lycra. Weil ich außerdem noch nirgends stretchiges Mesh-Futter gefunden habe, ist bei mir der Rücken mit Powernet gedoppelt und auch die Handytasche am Oberschenkel habe ich daraus gearbeitet.

Für ein bisschen mehr Sicherheit im Straßenverkehr habe ich unten am Knöchel einen kleinen Streifen reflektierendes Material in der Naht mitgefasst.
Ich bin sehr gespannt, wie sich die Hose bewähren wird. Gegen Ende der Woche soll es hier ja richtig warm werden, dann kann ich wieder mit dem Rad zur Arbeit fahren.
Ein großes Dankeschön, dass Du Dir die ganze Mühe gemacht hast und den Sport-BH so detailliert dokumentiert hast! Ich finde, der Schnitt hat Potential und ich sehe keinen „Spitztüteneffekt“. Die Erfahrung, dass die Gummis auf die Passform Einfluss haben, habe ich beim Harriet Bra auch gemacht, das stand plötzlich an der Seite das Körbchen ab, weil der Gummi sich mehr als bei den anderen Versionen dehnte. Das einzige Detail, was mich bei Schweißtreibenden Sportarten vielleicht stören könnte, wäre dass der BH über den Kopf muss. Mit Mady mache ich übrigens auch Yoga, sie ist toll und hat bei Spirit Yoga, wo ich vor dem Lockdown immer hingegangen bin, ihre Ausbildung gemacht. Eine tolle Sportkollektion hast Du Dir genäht, wenn das nicht das regelmäßige Sporteln erleichtert, weiß ich auch nicht weiter. Liebe Grüße Manuela
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Herzlich gerne geschehen. In der aktuellen Ottobre Woman ist übrigens ein Yoga-Top, das mit einigen Modifikationen Potential für einen „Quetsch-BH“ hat. Das werde ich mir mal als nächstes vornehmen.
Liebe Grüße, Stefanie
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