Aktuelle Projekt: Einen Hosenschnitt abwandeln und anpassen

Aktuell befinde ich mich in einem regelrechten Näh-Rausch. Ich bin ungeheuer produktiv. Den Stoff, der gerade seiner Bestimmung zugeführt wurde, habe ich letztes Jahr bei der Annäherung bei Marc Aurel in Verl gekauft. Gedacht war er eigentlich für eine ganz schmale Hose, ein jeansartiger Jaquard mit reichlich Elasthan ( Elastizität 20%). Seit dem Sommer weiß ich aber sicher, dass meine Venen Kompressionsstrümpfe zwingend erfordern. Unter Hosen reichen zum Glück die Kniestrümpfe, aber enge Hosen krabbeln daran immer recht unschön hoch und kommen dann nicht wieder runter. Also sind weite Hosen künftig Pflicht (nicht dass mich das stören würde!)

Der Schnitt, den ich mir dafür ausgesucht habe, ist Burda 119-062016, eine Taillenhohe Schlaghose mit aufgesetzten Taschen, nicht jedoch ohne ettliche Änderungen daran vorzunehmen.

Als erstes habe ich den Schlag begradigt, der Schnitt ist ab den Knien ein wenig ausgestellt. Aufgesetzte Taschen fand ich schon immer doof für mich, alles, was man hineinstopft, drückt sich durch, und obendrein passt sowieso nichts hinein. Die gibt es nur in Ausnahmefällen. Da die Hose obenherum eng anliegen soll, verbieten sich Nahttaschen, also habe ich Hüftpassentaschen in den Schnitt konstruiert. Dabei habe ich gleich den Abnäher vorne in die Tasche verlegt.

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als erstes den Tascheneingriff markieren

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Dann wird der Abnäher an den Eingriff angezeichnet (rot). Das ist jetzt die Seitenkante des Vorderteils.

Beim Auskopieren habe ich auch gleich die Schnittänderungen, die ich bei meiner engen Jeanshose gemacht habe, übertragen. Die rote Linie in der vorderen Schrittnaht ist die Anpassung gegen die „Katzenbart“-Zugfalten, die sich sonst bei mir bilden.

Als letztes wird der Taschenbeutel konstruiert. Dazu wird die ursprüngliche Seitennaht kopiert (rosa) und dann der erste Tascheneingriff als Anstoßlinie eingezeichnet (rot). Jetzt wird die Anstoßlinie über die neue Tascheneingrifflinie geschoben und die Oberkante der Hose wird kopiert (schwarze Linie, die Abnäher sind bereits abgezogen.

hosenschnitt-anpassen-5 Wenn man den Taschenbeutel bis zur vorderen Mitte ziehen will (hatte ich ursprünglich vor) ist die Oberkante jetzt stärker gekrümmt, wie ein Formbund.

Die verwirrenden Linien unterhalb der Abnäher sind für eine einseitige Paspeltasche, mit der ich geliebäugelt habe und für die der Abnäher verlegt werden musste. Sie interssieren nicht für die beschriebene Schnittänderung.

Ich hatte auch beim rückwärtigen Hosenteil Schnittänderungen übertragen und dann einfach alles durchgenäht. Die Hose saß bei der ersten Anprobe fast perfekt, ein bisschen habe ich  noch an den Seiten abgenäht, voilà.

Bei einem unelastischen  Stoff hätte ich an dieser Stelle mit der Anpasserei aufgehört. Hier habe ich aber diese 20% Elastizität und hatte das Gefühl, dass die Hose etwas rutscht. (Die Falten unter dem Po kommen von den zu langen Beinen. Auf dem Bild scheint die Seitennaht oberhalb der Hüfte abeknickt zu sein, das ist aber der Tascheneingriff.) Ich nahm also in den Seitennähten und in der vorderen Mitte insgesamt 3cm weg. Dann nähte ich den Bund an, der natürlich durch die Einlage nur noch eine Elastizität von 10% hatte.

Ihr könnt Euch denken, was folgte: Alles wieder aufgetrennt! Dann habe ich die (zusammengeheftete, bin ja lernfähig) Hose einen halben Tag getragen und und die Seiten wieder abgehäht. Bin ich froh, dass ich bei Mema über den an den Seiten geteilten Hosenbund gelesen hatte. So genial!

Ehrlich gesagt sieht man auf dem Foto den Unterschied zu oben nicht wirklich.

Den Bund habe ich dann doch noch einmal mit elastischem Stich festgenäht und dann die Heftfäden und die erste, feste Naht entfernt. Merkt man sofort. Ich habe ihn vorne in der Mitte, zu den Seiten auslaufend, auch noch einen Zentimeter tiefer gelegt. Dadurch kommt der Schritt nach oben und das runterrutsch-Gefühl ist weg. Auf dem oberen Foto kann man ja auch sehen, dass meine Taille vorne etwas absackt. Im Spiegel war das anders!

Die zur Mitte durchgezogenen Taschenbeutel habe ich wieder abgeschnitten. Das Futter ist unelastisch, das funktioniert hier nicht. Auf dem Foto kann man auch den Grund für den etwas merkwürdig aussehenden Schritt sehen: Als faule Socke habe ich erst die Mittelnähte und dann in einem rutsch die inneren Beinnähte genäht. Was bei Pyjamahosen geht, klappt hier natürlich nicht, die Nahtzugaben ziehen und das Ganze wirft Falten. Also doch beim nächsten Mal das eine ins andere Bein stecken und sauber arbeiten.

A propos faul: Diese Hose ist mit dem Nahtreißer in der Seitennaht das perfekte Modell für die faule Schneiderin. Wenn man auf stundenlange überflüssige Anpassungen verzichtet ist sie unheimlich schnell genäht. Zum Glück ist dieser Stoff so robust, dass er mehrfaches nähen, auftrennen und wieder nähen problemlos verziehen hat. Nur das Schleudern nach der Wäsche ist ihm nicht so gut bekommen, ich hoffe, dass die weißen Streifen in der nächsten Wäsche verschwinden, wenn ich die Hose tropfnass aufhänge.

Heute, nachdem ich die Hose seit Sonntag trage, ist sie noch ein bisschen weiter geworden, das wird sich in der Wäsche sicher wieder geben. Ich lasse das erst einmal so, bei den vielen Erkältungen in diesem Winter habe ich Gewicht verloren, das sicher wieder dazukommen wird.  Dann will ich nicht gleich wieder auftrennen müssen!

 

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