Heue nehme ich zum erste Mal bei „RUMS- Rund ums Weib am Donnerstag“ teil mit einer Einladung und meinem ersten uns einzigen selbstgenähten Quilt – einem Bettüberwurf, der sich auch als Sommerdecke und bei Picknicks bewährt hat. Beinahe jeder Stoff dieser Patchwork-Decke erzählt eine kleine Geschichte, denn die meisten stammen von alten Kleidungsstücken, die entweder meine Mutter oder ich für uns genäht haben.
Ich verlinke mich hier, weil der RUMS ein toller Treffpunkt für kreative Frauen ist, die sich vielleicht auch für meine Aktion interessieren. Auf dem Bild seht ihr besagten Quilt. Es ist vor 25 Jahren entstanden, und als er fertig war, habe ich gleich Stoff gekauft und einen neuen zugeschnitten. Ihr seht den Zuschnitt im kleinen Korb neben dem Stuhl. Jetzt plane ich wieder einen neuen Quilt, der aber nicht so enden, sondern fertig werden soll. Und das kam so:
Als ich letzte Woche Dienstag in den Supermarkt kam, entdeckte ich zu meinem Entsetzen auf der Aktionsfläche vor dem Käseregal die ersten Marzipankartoffeln, Lebkuchen und Spekulatius. Bei 25° im Schatten begann man sich hier auf Weihnachten vorzubereiten! Zu Hause zerrte ich meinen Kalender hervor: Nur noch 17 Wochen bis zum Heiligen Abend! Kein Wunder, dass der Einzelhandel schon in die Startlöcher geht.
In der darauf folgenden Woche, gelang es mir, diese Tatsache weitestgehend zu ignorieren, vermutlich, weil ich damit anfing, meine echten Kartoffeln aus der Erde zu holen, aber ein gewisses Unbehagen blieb. Irgendetwas kratzte am Rand meines Unterbewusstseins, etwas, das mit Terminen und Geschenken zu tun hatte.
Dann fiel es mir ein: Seit wir unser Wohnzimmer umgeräumt haben, ist die Wand hinter dem Fernseher leer, und ein klitzekleiner Hall beeinträchtigt die Raumakustik. Meinen audiophilen Gatten stört das so sehr, dass er hässliche Wörter wie „Schall-Absorber“ in den Mund nahm, hinter denen sich noch hässlichere Objekte, die man an die Wand hängt, verbergen. Das wurde mir schnell zu bunt, und ich machte ihm klar, dass der einzige Schallabsorber, der mir ins Haus kommt, ein Patchwork-Quilt sein würde. „Alles klar, mach mir den zu Weihnachten!“
Jetzt hänge ich also drin. Ich plane bereits seit einiger Zeit einen Sampler nach einer Krimi-Buch-Serie. Die englischen Titel der „Benni-Harper“-Serie von Earlene Fowler heißen alle nach einem traditionellen Patchworkmuster und da ich diese Romane gerne lese, möchte ich diese Buchtitel zu einem Quilt verabeiten.
Ich habe aber keine Lust, das alleine zu tun! In der Gruppe nähen macht so viel mehr Spaß, dass ich euch heute zu einem virtuellen Quilting-Bee, bzw. genauer gesagt zum gemeinsamen Nähen einer Patchwork-Decke einladen möchte. Wie oben erwähnt, ist in 16 Wochen Weihnachten, und wer für Mutter, Tochter, Ehemann, Sohn oder Erbtante schon immer eine Patchwork-Decke nähen wollte, sich aber die nötige Ausdauer dafür nicht zugetraut hat ist hiermit herzlich aufgefordert, sich mir anzuschließen. Vielleicht wollt ihr für Sohn oder Tochter, die aus dem Haus gehen, eine Flickendecke aus den Resten aller Kleidungsstücke, die ihr im Laufe der Jahre für sie genäht habt nähen, um ihnen ein Stück ihrer eigene Geschichte mitzugeben. Viellicht fehlt auf dem Sofa, auf dem ihr fernseht noch eine gemütliche Decke zum kuscheln, oder ihr habt einmal einen Quilt gesehen, dessen Muster euch nicht mehr aus dem Kopf gegangen ist, und ihr wollt ihn endlich einmal nachnähen. Vielleicht habt ihr sogar schon eine Patchwork-Decke zugeschnitten , aber seid angesichts der unzähligen Stoffstücke verzweifelt und habt den Mut verloren. Das soll sich beim Quilting-Bee ändern.
Gemeinsam wollen wir uns bei der Auswahl des Musters und der Stoffe beraten, Tipps zum Zuschneiden und nähen geben und uns dann, das Wichtigste, Mut machen das angefangene Projekt durchzuziehen, um dann an Weihnachten tatsächlich die fertige Decke für unsere Lieben unter den Baum legen zu können.
Startschuss ist der nächste Donnerstag mit dem Fahrplan für die Aktion und ich hoffe auf viele eifrige Mit-Quilterinnen.
Und damit nicht der Verdacht aufkommt, ich hätte mich beim „Great Britisch Sewing-Bee“ für den Titel meiner Aktion bedient, erzähle ich hier den interessierten Lesern noch ein wenig über die Geschichte des Patchwork im Amerika des 18. und 19. Jahrhunderts.
Als die Pioniere den amerikanischen Mittelwesten besiedelten, gab es für die Frauen wenig zu lachen. Sie schufteten den ganzen Tag, und und selbst am Abend konnten sie ihre Hände nicht in den Schoß legen und sich ausruhen. Statt dessen nähten sie aus den Stoffresten, die sie vom Nähen ihrer Kleider (und der Kleider der gesammten Familie) übrig hatten, warme Decken, um die kalten Prärie-Nächte zu überstehen. Das Nähen von Patchworkdecken gab den Frauen immerhin die Möglichkeit, sich auch einmal eine Weile mit gutem Gewissen hinzusetzen.
Nach und nach entwickelte sich diese „Flickerei“ zur Volkskunst und heute sind zahlreiche traditionelle Muster überliefert, deren Namen zum Teil einen Blick auf den Alltag der Frauen werfen lassen: „Broken dishes“, „Long way to Arkansas“ oder auch „Drunkards‘ Path“ zum Beispiel. Andere zeigen die Beobachtung der Natur oder der Umgebung, wie beispielsweise: „Dove in the Window“, „Cat in the Corner“, und „Flying Geese“ von denen es gleich mehrere Varianten gibt.
Die schönen Patchwork-Oberstoffe, die in den langen Wintern entstanden, mussten dann noch mit mehreren Lagen Stoff zusammengesteppt – „gequiltet“ werden. Dazu wurden die einzelnen Lagen grob mit Nadeln zusammengehalten, über einen Rahmen gelegt und dann vom Rand aus durchgesteppt. Diese Arbeit machten die Frauen aber nicht allein, sondern sie trafen sich den Sommer über mit anderen Frauen der Gemeinde zu den sogenannten Quilting-Bees und erledigten diese Arbeit gemeinsam. Das gemeinsame Quilten war die einzige Möglichkeit für die Frauen, sich mit anderen Frauen zu treffen und sich auszutauschen, ohne dass man ihnen vorwerfen konnte, sie würden Zeit vertrödeln.
Für alle diejenigen, die bereits eine Weile „patchen“, ist das natürlich alles nichts Neues, aber vielleicht hat es der einen oder anderen Appetit auf einen eigene Quilt gemacht. Beim RUMS findet ihr auch noch viele andere tolle Sachen, die Frauen selber gemacht haben, also schaut dort vorbei.
Hallo Stefanie,
das hört sich wirklich toll an 🙂 Ich bin versucht mitzumachen, doch weiß ich nicht, ob ich die Zeit dafür finde, so konsequent nis Weihnachten an einem Quilt zu arbeiten… Ich komm auf jeden Fall wieder vorbeigucken und werde solange noch mit mir hin- und herringen.
GlG Tanja
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