MMM am 4.6.2025: Dagny von Fibre Mood und Lorenzo von Rowan

Seit ein paar Tagen herrschen sommerliche Temperaturen, und selbst jetzt, um halb sieben sind draußen noch 24°. Aber da aus den drohenden Gewitterwolken am Himmel immer wieder ein paar erbärmliche Tropfen fallen, muss ich drinnen sitzen. Wenn ich den Blick hebe, sehe ich den schon jetzt fast vollkommen verdorrten Rasen, Hitze, Trockenheit und dazu dieser Wind lassen ihn aussehen, wie sonst erst Mitte August. Schlimm.
Trotz dieses Wetters zeige ich heute noch einmal warme Kleidung.

Ich habe endlich das Latzkleid Dagny von Fibre Mood fertig genäht, aus einem leicht stretchigen Velours, den ich auf der Annäherung Süd vom Tauschtisch mitgenommen habe. (Danke an die Spenderin!) Die Farben sind ein dunkles Steingrau und Violett in einer Art Kirchenfenster-Muster.

Auf dem Latz vorne ist eine und hinten auf dem Gesäß sind zwei Taschen, geschlossen wird das Ganze mit zwei Knöpfen an beiden Seiten.

Ich lag zwischen zwei Größen und habe mich für die kleinere entschieden, da die Fertigmaße im Schnitt angegeben waren, eine gute Wahl. Dagny näht sich einfach und die bebilderte Beschreibung ist sehr gut gemacht, ich überlege, es noch einmal aus einem alten Cordkleid zu nähen, würde aber dabei noch ein paar zusätzliche Teilungsnähte brauchen, also lasse ich es möglcherweise.

À propos Teilungsnähte: Ganz so simpel, wie der Schnitt zu sein scheint, ist er nicht.

Die mittleren Teilungsnähte sind leicht gekurvt, und dadurch passt sich das Kleid besser der Figur an. Das leicht Sackartige, das man bei vielen anderen Schnitten dieser Machart findet, hat man hier also nicht.

Das zweite Kleidungsstück, das ich heute zeige, ist sogar noch wärmer, als der Latzrock.
Als wir 2022 in Bayern zum Wandern waren, besuchten wir eine Schafwollspinnerei mit original Wolle aus Bayern. Damals haben wir uns ja alle auf einen kalten Winter mit wenig Heizen eingestellt, daher wollte ich mir einen weiteren dicken Pulli stricken. Nun ja, bei meinem Stricktempo ein eher unrealistischer Plan… 🙂 .
Die Spinnerei hat ein ziemlich großes Sortiment an Decken aber auch einige Merino-Strickgarne (die Auswahl ist inzwischen deutlich größer, schön dass sich ein regionaler Betrieb so gut zu entwickeln scheint), aber der Einkauf war schon etwas speziell, genauer gesagt eine der Verkäuferinnen. „Sie müssen das Garn mit Nadeln 2,5 stricken!!!“
Nein, ich muss gar nichts, ich will einen Kuschelpulli und kein Trachtenbrett, und wenn Du mich noch weiter nervst, muss ich hier auch überhaupt nichts kaufen!
Wie gut, dass die Gedanken frei sind. Und wie gut, dass die forsche Dame mich aus ihren Fängen entließ und ich dann selber aussuchen konnte, was ich haben wollte.

Der Pulli, den ich aus dem schönen Garn gestrickt habe, ist Lorenzo aus dem Rowan Magazin 60. Rowan vertreibt seine Strickmuster inzwischen auch online als digitales Einzelmuster, das finde ich sehr schön, denn das ganze Magazin ist schon recht teuer, auch wenn ich aus meinem bereits das zweite Muster gestrickt habe und auch noch zwei weitere auf meiner Liste habe. In fünf Jahren sind sie dann ja vielleicht fertig.

Man strickt nach Anleitung Vorder- und Rückteil so wie die Ärmel einzeln hin und her, aber da ich zusammennähen noch schlimmer finde als Fäden vernähen, habe ich den Pulli in Runden von unten nach oben gestrickt. Meine Maschenprobe war in der Breite wie im Muster angegeben, in der Höhe aber nicht, ich verstehe gar nicht, wie das immer möglich ist. Normalerweise ist mir das egal, ich stricke einfach in Zentimetern, aber bei Rowan wird reihenweise gestrickt, und das Muster der Ärmel musste ja auch passen. Die habe ich ohnehin etwas verlängert und insgesamt auch etwas oversized gestrickt, aber der Rumpf dürfte ein kleines bisschen länger sein.

Durch das Stricken in Runden hatte ich immer einen gewissen Versatz beim Farbwechsel, aber das konnte ich beim Fäden vernähen ausgleichen. Das war mir besonders an der Raglanpasse wichtig. Diese Raglanpasse war ohnehin ein echtes Strickdrama. Ganze DREI Mal habe ich sie gestrickt! Erst habe ich in jeder zweiten Runde abgenommen, danach saß der Pulli wie eine Zwangsjacke. Dann habe ich die Anleitung nochmal genau gelesen und nach Anleitung in jeder 4.Runde abgenommen, das Ergebnis sah so aus:

Der Hintergrund ist offensichtlich ausgetauscht, mein ungemachtes Bett zeige ich nicht in der Öffentlichkeit 😉

Meine Achseln sind ungefähr auf Höhe der Handy-Oberkante.
Beim dritten Versuch habe ich dann in jeder 3. Runde abgenommen, da passte es endlich. Auf der Reise in die Pfalz vor zweieinhalb Wochen habe ich alle Fäden vernäht und den Pulli gleich angezogen denn abends auf dem Balkon hat man den Pulli gut gebraucht.

An der Strickanleitung hat mich am meisten gestört, dass auf der Schema-Zeichnung nicht angegeben ist, ab wann die Ärmelschräge anfängt und wieviel Zentimeter in der Mitte der Raglan-Stücke übrig bleiben. Falls Wenn ich die beiden anderen Pullis, die mir gefallen, stricke, muss ich mir wohl die Mühe machen, anhand der Reihen- und Maschenzahlen eine Skizze mit genauen Zentimeterangaben zu erstellen. Und liebt Ihr solche Sätze wie: “ Unisex design- model shown wearing size M to give a looser fit.“ auch so sehr wie ich? Was ist denn das für eine Aussage? Genau wie in der Ottobre. „Lina trägt eine Größe 38″. Was nützt einem das denn, wenn wir die Maße der Dame nicht kennen? “ Das Model hat eine Größe XS, trägt aber eine Größe M für eine lockere Passform“, damit kann man etwas anfangen. Aber der Rest ist völlig überflüssige Makulatur.

Der Beitrag wird verlinkt mit dem MeMadeMittwoch, der monatlichen Linkparty selber nähender Menschen.

Latzrock: Dagny von Fibre Mood Gr. 36 (meine Maße sind 85-76-95)
Stoff vom Tauschtisch
Fotografinnen Susi und Katharin

Pulli: Lorenzo aus dem Rowan Magazin 60, Größe nicht wirklich nachvollziehbar
Merino Wolle von Schafwollspinnerei Höfer
Fotograf: der Göttergatte

7 Kommentare

  1. wow, der Latzrock ist klasse geworden. Die Damen vo. Fibremood können also nicht nur Säcke, sondern auch figurangepasste Schnitte. Winterlich gestylt sieht das Teil bestimmt auch grossartig aus.

    LG Bella

    Like

    • Vielen Dank, ich freue mich auch fast schon auf die kühlen Tage.
      Ja, bei Fibre Mood sind etliche figurbetonte Schnitte. Bei einer groben Durchsicht haben mir 10% der Schnitte gut gefallen. Soviel sind es bei anderen Herstellern eher selten.

      Like

  2. Liebe Stefanie, oh, dass mit den fehlenden cm Angaben in Strickanleitungen nervt mich auch oft. Das würde soviel vereinfachen.

    Das Latzkleid gefällt mir sehr gut, dass muss wohl auch auf meine To Sew Liste.

    LG deine Claudia

    Like

  3. was eine Pulligeschichte! Das ich ja nicht stricke , lese ich solche Beiträge immer mit großen Augen und bewundere eure Geduld. Gut, dass du drangeblieben bist, denn der Pulli ist toll geworden.

    Das Kleid steht dir auch sehr gut.
    Würde dir gerne etwas Regen schicken, hier schüttet es ständig wie aus Eimern…

    LG Miriam

    Like

    • Oh ja, Regen wäre toll! Es ist ja nicht so, dass es hier nicht regnet, nur unser Dorf liegt genau an einer Regenschneise. Wenn es nicht flächendeckend regnet, ziehen die Schauer immer oben und unten vorbei. Ist ja ganz nett bei Gewitter, aber ansonsten wirklich schlimm.
      LG, Stefanie

      Like

  4. Den Pulli finde ich SOO schön! Auch wenn ich von dem Stricklatein mal wieder nur die Hälfte verstanden habe. Lokale Anbieter sind ein super Tipp, falls ich jemals über die ersten Maschen hinauskommen sollte. Ja, Größenangaben ohne die gleichzeitige Nennung der Körpermaße machen wirklich wenig Sinn – weder beim Nähen noch beim Stricken. Du scheinst ja auf’s Latzkleid gekommen zu sein. Ist das nicht schon das Zweite innerhalb kurzer Zeit… Welchen Schnitt magst Du eigentlich lieber? Liebe Grüße Manuela

    Like

Hinterlasse eine Antwort zu Mein Lebensspiel Antwort abbrechen

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..