Liebe Passagiere,
Ich begrüße Euch herzlich auf dem Flug MMM 4-4-2018. Die Notausgänge befinden sich rechts und links hinter Euren Sitzen.
Ich zeige heute das Kleid Nr. 113 aus der Februar-Burda. Der Schnitt bzw. die Anleitung hat für einige Aufregung gesorgt, unter anderem auch bei mir, weil die Angaben zum Schnittbogen falsch waren. (Zur Erinnerung: Schnitt 113 befindet sich auf dem Bogen C mit blauer Kontur, nicht rosa unterlegt).
Mein Mann fand, dass das Kleid mit Halstuch nach Flugbegleiterin aussieht, und ja, dieser Gedanke drängt sich auf. Mit Blumen kann ich aber auch:Der Schnitt wird als „Masterpiece“ gehandelt, eine Bezeichnung, die ich immer etwas blöd finde, denn viele dieser „Masterpieces“ sind vielleicht anspruchsvoll zu nähen, aber durchaus machbar. Man darf sich nicht von der Bezeichnung abschrecken lassen.
Machbar ist dieses Kleid eindeutig auch, allerdings sollte man sich durch die Nähschule nicht täuschen lassen. Einfach drauf los nähen und den Bildern folgen geht hier genau so wenig, wie bei jedem anderen Burda-Schnitt. Man muss sich vorher ganz genau im Klaren sein, wo der einzelne Schritt hinführt, das gilt ganz besonders für das mittlere Vorderteil, das über die Taille nach unten verlängert ist und in den Rockabnähern verschwindet.
Ich bin ja keine Freundin von Probeteilen, aber in diesem Fall wäre zumindest ein Probeoberteil von Vorteil gewesen. Wenn die Abnäher genäht sind, wird die Nahtzugabe auf Höhe der Taille eingeschnitten, und dann kann das Oberteil nicht mehr verlängert werden, egal, wieviel Nahtzugabe man noch angeschnitten hat. Ich hätte einen weiteren Zentimeter Oberteillänge gut gebrauchen können. So habe ich von der vorderen Mitte zu den Seiten hin die Taillennaht schräg genäht und einen 3/4 cm im Bereich der Seitennaht und im Rücken gewinnen können. Der Gürtel verdeckt die Unregelmäßigkeit, aber durch die Schnittführung fällt die ganze Mogelei ohnehin nicht auf. Im Bereich der Oberarme habe ich von Anfang an 1cm mehr zugeschnitten, dafür habe ich den Saum um 4cm verkürzt.
Ansonsten bin ich mit dem Sitz des Kleides außerordentlich zufrieden. Für ein Kleid aus Webware ist es überraschend bequem und ich kann mich gut darin bewegen.Das Modell hat einen Gürtel aus dem Kleiderstoff, mit einer bezogenen Schnalle. Ich habe den Gürtel auch ganz brav genäht, aber er sah derartig unvorteilhaft aus, dass ich froh war, nicht auch noch eine Schnalle bezogen zu haben. Wenn man keine Sanduhr-Figur hat oder so klapperdürr ist, wie das Model in der Zeitschrift, ist ein Gürtel in einer Kontrastfarbe für dieses Kleid besser geeigntet, finde ich.
Das Kleid ist komplett gefüttert und wenn man überall dieselbe Nahtzugabe hat, passt das Futter wunderbar auf die Besätze und in das Oberteil. Einzig die Falten im Futterrock-Vorderteil würde ich erst legen, wenn es an der Taillennaht befestigt wird.
Genäht habe ich das Kleid aus einem Tweed-artigen Polytierchen mit einem zarten Lurex-Schimmer, den ich auf der Annäherung 2017 bekommen habe. Eigentlich sollte er eine weite Hose mit Bundfalten werden, aber ich bin sehr froh, dass ich nicht dazu gekommen bin.Die Knöpfe sind noch von meiner Mutter, lange gehütete kleine Fische aus Bronze. Zwei von ihnen hatten schon mal ein Gastspiel an einer Cordhose zu Teenager-Zeiten…
Kleid: Modell 113 aus Burda 2/2018, Größe 38
Änderungen: Oberteil um 3/4cm verlängert, Ärmel am Oberarm um 1cm erweitert, Saum 4cm gekürzt.
Schwierigkeitgrad: Ganz sicher kein Anfängermodell. Erfordert viel Präzision bereits beim Zuschneiden und auch beim Nähen. Und viel Zeit!
Würde ich das Kleid noch einmal nähen? Wohl eher nicht, ein Kleid von der Sorte reicht.
Meine Hände sind schon eingepackt, aber bevor ich mit Euch zum MeMadeMittwoch weiterfliege, möchte ich noch auf den Homewear Sew Along hinweisen, der ab dem 14.4., also Samstag in einer Woche, bei Manuela von Twill und Heftstich und hier auf dem Blog stattfindet. Vielleicht hat ja eine von Euch Lust, mitzunähen. Ich würde mich freuen! Infos findet ihr hier.