An dritten Wochenende im Januar ist in Bielefeld die Annäherung. So war es zumindest in den vergangen sieben Jahren. An diesem dritten Wochenende wird in der JH keiner nähen. Ich war schon im letzten Jahr nicht dabei und ich bin nicht sicher, ob ich dieses Jahr wohlmöglich noch unglücklicher bin, als im Jahr davor, weil dieses Jahr niemand in den Genuss des gemeinsamen nähens kommt.
Letztes Jahr habe ich mir das Wochenende freigehalten, in der Hoffnung, doch noch im letzten Augenblick einen Platz zu bekommen, in diesem Jahr war ja von vorneherein klar, dass das Nähwochenende nicht stattfindet. Aber nähen kann man ja nicht nur in Bielefeld!
Ich habe also meiner Familie klargemacht, dass ich Samstag und Sonntag nur zu den gemeinsamen Mahlzeiten und auch nur als Esserin zur Verfügung stehe und räume aktuell die letzten Reste meiner katalogisierten Stoffe weg, weil ich natürlich heute noch gearbeitet habe.
Wie läuft nun eine Annäherung ab? Also in Bielefeld reisen am Freitag alle an, und am Nachmittag beginnt man mit einer Runde, bei der man sich selber und das mitgebrachte Projekt vorstellt.
Hier ist also mein Projekt:

Die High-Waist-Leggings von Jalie. Ich brauche dringend neues Sportzeug, und zwar als Belohnung/ Motivation für das Training zu Hause, bis ich dann endlich wieder ins Fitty gehen kann. Meine Hosen sind ziemlich abgerockt und außerdem betonen sie meine Körpermitte zu sehr und sind als Jazzpants auch ungefähr seit 10 Jahren aus der Mode.
Das ist der Stoff, den ich mir dafür ausgesucht habe. Er ist gerade rechtzeitig heute angekommen:

Die Hintergrundfarbe ist ein ganz dunkles Tiefsee-Marineblau, fast Schwarz.

Das Muster heißt „Haifische“, wobei die gelben und orangen Fischchen einer andere räuberischen Spezies angehören. Sind die kleinen orangenen mit dem Überbiss nicht allerliebst? Den Stoff gib es übrigens bei FunFabric.
Natürlich habe ich nicht nur das eine Projekt. Niemand geht auf eine Annäherung mit nur einem Projekt. Es könnte ja sein, dass man wider Erwarten schon am Samstag Nachmittag mit Projekt 1 fertig ist. Oder das Projekt ist so nervig dass man es in die Ecke schmeißen muss, um das Näh-Mojo mit etwas anderem wieder in Schwung zu bringen. Oder irgendetwas geht gewaltig schief. Dann braucht man mindestens eine Alternative.
Meine Alternative ist Unterwäsche. Ich brauche ganz dringend Unterhemden, meine sind irgendwie alle auf einmal zerfallen. Und Unterhosen brauche ich auch. Ich bin kurz davor, alle paar Tage waschen zu müssen, damit ich einen bequemen Schlüpfer habe. Unbequeme habe ich natürlich ausreichend, alle in gutem Zustand, weil so selten getragen. Aber wer einmal einen so richtig bequemen Schlüppi selber genäht hat, ist für den Rest seines Lebens verdorben. Aus der UFO-Abbau-Aktion, die im letzten Jahr auch nicht abgeschlossen wurde, ist noch ein BH offen, der könnte auch fertig genäht werden.

Nach Bielefeld habe ich oft noch ein drittes Projekt mitgenommen. Da ich aber in den wenigsten Fallen überhaupt das erste Projekt feriggestellt habe, verzichte ich dieses Mal darauf. Sollte ich auf einmal Fabrikarbeiterinnen-Tempo vorlegen und Sonntag Mittag mit allem fertig sein, dann kann ich einfach random eine meiner UFO-Kisten öffnen und gleich weiternähen.
Soweit meine Projektvorstellung, ich werde weiter berichten.
EIne super Idee! Ich hatte vor kurzem schon einmal die Zeile „Bielefeld ist überall“ gelesen und mir schon so etwas wie einen Aufruf zum gemeinsamen, wenn auch „örtlich verteiltem“ Nähens gedacht. Ich glaube auch, dass es die ungestörte Zeit am Stück ist, in der man nähen kann, die einen so produktiv werden lässt. Hier zu Hause kann ich das sehr selten umsetzen. Viel Spaß wünsche ich Dir! Liebe Grüße!
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Leider bin ich dann doch nicht so ungestört, wie ich mir das gewünscht hätte, ich schreibe gerade darüber. Spaß habe ich aber trotzdem.
Liebe Grüße
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Zu Hause bin ich auch von anderen Dingen komplett abgelenkt.
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Ja, das ist einfach so. Und dann haben die Mitbewohner auch ihre Bedürfnisse, und sei es nur, den Einkaufszettel für die Vorratskammer zu schreiben. Aber immerhin werde ich lecker bekocht.
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darum muss ich mich seit Anfang letzten April nun auch noch selber kümmern – ist niemand da, der das für mich und umgekehrt tun könnte.
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