MMM im Weihnachtskleid 2018 oder Endlich wieder selbst anziehen (wie ein großes Mädchen)

Heute trage ich mein Weihnachtskleid von 2018. Wenn ich an der Kleidung für dieses Weihnachtsfest nähe, ist es nur recht und billig, dass die Kleider der Vorjahre auch mal aus dem Schrank herausdürfen.
Der Schnitt ist Burda 2/2014 Mod. 116 . Der Stoff ist ein Bettlaken von IKEA, in das ich mich spontan verliebt hatte. Ich habe gleich die Doppelbettgröße gekauft und habe noch genug für eine Bluse. Wenn ich endlich den perfekten Blusenschnitt mit langen Ärmeln für mich gefunden habe, werde ich eine Blusenwoche einlegen und gleich drei oder vier nach diesem Schnitt nähen. Dann kommt dieser Stoff auch an die Reihe.

Für ein Kleid ist dieser Stoff natürlich viel zu dünn, daher habe ich ihn mit einem weiteren Bettlaken gedoppelt. Die Lagen habe ich entlang des Paisly-Musters zusammengesteppt. Das habe ich hier genau beschrieben. Diese Steppung hat den Vorteil, das das Kleid fast bügelfrei ist. Das heißt, man kann es zwar bügeln, aber auch ungebügelt ist es akzeptabel ( wenn man keine allzu großen Ansprüche stellt.)

Warum also wurde dieses Kleid bislang nur sehr wenig getragen? Das lag zum einen daran, dass die Ärmel ziemlich eng sind und die Bewegung bei angewinkeltem Ellenbogen sehr eingeschränkt haben. Dieses Problem konnte ich sehr einfach beheben, indem ich die Ärmelnaht um einige Zentimeter aufgetrennt habe
Der Hauptgrund war aber, dass ich das Kleid nur mit Hilfe an- und ausziehen konnte. Eigentlich fällt es ziemlich leger, aber es wird im Rücken geknöpft. Und diese Knöpfe kann man nur schließen, wenn man ein Schlangenmensch ist, oder aber mit Hilfe.
Die einfache Lösung bestand darin, einen Reißverschluss in die Seitennaht zu setzen. Aber natürlich ist das keine einfache Lösung, wenn in dieser Seitennaht Nahttaschen sind, die man behalten möchte.
Und für alle, die so etwas auch mal machen wollen, oder – besser – von Anfang an einen Reißverschluss in eine Seitennaht mit Nahttasche einsetzen möchten, habe ich hier mal die einzelnen Schritte dokumentiert.
Eine Nahtasche arbeite ich immer auf die extra-faule Art. Ich nähe die Taschenbeutel auf die Rockteile, wobei ich die Naht in die Nahtzugabe lege, damit am Ende nichts blitzt. Dann wird alles aufgebügelt und am Schluss nähe ich die Seitennaht mitsamt Taschenbeutel in einem Rutsch. Das nur zum Verständnis der Auftrenn-Arbeiten und der sichtbaren Restnähte.
Als erstes werden die Seitennaht in der erforderlichen Länge und die Taschenbeutel aufgetrennt. Der rückwärtige Taschenbeutel wird gleich komplett abgetrennt. Wenn die Taschenbeutel noch nicht versäubert waren, ist jetzt der Zeitpunkt dafür.
Der vordere Taschenbeutel wird dann nochmal richtig auf das vordere Rockteil genäht. Die Nahtlinie ist hier die tatsächliche Linie der Seitennaht. Dabei darf nicht der ganze Stoff angenäht werden, sondern nur bis zur Nahtlinie des Taschenbeutels. Ich habe das mal orange angezeichnet.

Dann schneidet man die Nahtzugabe schräg bis zu den Enden der Taschenansatznaht ein.

Jetzt wird der Taschenbeutel aufgeklappt und die Naht aufgebügelt. Und weil man das bei meinem Stoff nicht so gut sieht, habe ich die Kontur des Taschenbeutels einmal nachgezeichnet.

Dann den Taschenbeutel auf die linke Seite des Rockteils klappen und bügeln. Vorderes und rückwärtiges Rockteil liegen jetzt Kante auf Kante übereinander. Ich habe einen Streifen weißes Papier dazwischen gelegt, am oberen Rand des Papiers seht ihr die Nahtzugbe des rückwärtigen Rockteils.

Als nächstes wird der rückwärtige Taschenbeutel auf den vorderen Taschenbeutel genäht. Achtung, nur bis zur Taschenansatznaht nähen.

Danach die kleinen Dreiecke von der Nahtzugabe des vorderen Rockteils auf den rückwärtigen Taschenbeutel nähen.

Und weil sich bei diesen Manipulationen der Stoff unter Garantie etwas ausgedehnt hat, legt ihr zu guter letzt die Nahtzugaben der beiden Rockteile glatt aufeinander und bügelt nochmal mit reichlich Dampf darüber.
Jetzt könnt ihr den Nahtreißverschluss wie üblich einsetzen. Ihr solltet allerdings darauf achten, dass ihr dabei nicht versehentlich den Taschenbeutel zunäht, denn sonst war die ganze Mühe für die Katz!

Hier seht Ihr den offenen Reißverschluss und die Nahttasche

Tatsächlich näht sich die ganze Angelegenheit deutlich schneller, als sie sich liest oder gar beschreibt.
Und da ich jetzt – wie ein großes Mädchen – mein Kleid auch ganz alleine an- und ausziehen kann, darf es auch den Kleiderschrank häufiger verlassen.

Allerdings habe ich beim Anziehen gemerkt, dass das Kleid im Schulterbereich ganz schön spannt und ich mich nicht so gut darin bewegen kann. Ich würde das gerne auf meine trainierten Schultern schieben, aber ich glaube, dass ich schlicht und einfach eine Nummer größer hätte nähen müssen. Jetzt hatte ich aber schon so viel Arbeit in dieses Kleid gesteckt, dass ich unbedingt etwas angenehm tragbares daraus machen wollte. Was nützt mir ein Kleid, dass irgendwie doch nicht angenem zu tragen ist? Als erstes habe ich die Knöpfe hinten versetzt. Der oberste durfte bleiben, am Hals stand das Kleid ohnehin ab, aber die Knöpfe 2-4 wurden an den äußersten Rand gesetzt und haben so nochmal einen guten Zentimeter an Weite in den Rücken gebracht.

War besser, aber immer noch nicht gut. Also habe ich auch noch Drachenkeile unter den Ärmeln eingesetzt.

Allerdings müsste ich wohl eher von „Drachenkreuzen“ sprechen. Das ganze war eine elende Frickelei und hat mich fünf Stunden meines Lebens gekostet, zumal ich ja auch noch an der einen Seite um den Reißverschluss herum puzzlen musste.

Aber schon beim Anziehen habe ich den Unterschied gemerkt. Die Arme konnten mühelos in die Ärmel gleiten, und ich musste den Stoff auch nicht über den Oberkörper zerren.

Einen Arm kann ich bequem heben, bei beiden geht das ganze Kleid mit, das ist ja auch normal bei Webstoffen. Die Knöpfe auf dem Rücken sind jetzt zwar nicht mehr ganz gerade, aber so still stehe ich ohnehin nur für das Foto.

Für ein Foto beim allerletzten Tageslicht hat es auch noch gereicht.

Und dann habe ich doch meine Tochter als Fotografin für Tageslichtbilder gewinnen können:

Hier ist der Drachenkeil unter dem Arm noch einmal zu sehen.

Und mit diesem Blick in meinen eisig kalten, herbstlichen Garten verabschiede ich mich zum heutigen MeMadeMittwoch und zu den anderen gut angezogenen Damen.

6 Kommentare

  1. Wieviel Mühe hast du dir da im Nachhinein noch gemacht. Sowas ist ja immer eine Herausforderung, aber sehr befriedigend, wenn es klappt. Deine besondere Art, Seitennahttaschen einzunähen interessiert mich. Was meinst du relativ am Anfang mit „aufbügeln“?
    Lieben Gruß

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    • Die Naht wird aufgebügelt, d.h. Du klappst die Teile auseinander und bügelst drüber. Das gleiche machst Du dann nochmal mit der Nahtzugabe. Wenn Du dann den Taschenbeutel auf die andere Seite klappst, sind Stoff und Nahtzugabe exakt an der Naht umgeknickt. Ich hätte vermutlich auch „auseinanderbüglen“ schreiben können, dann hättest Du gleich gewusst, was ich meine ;).
      Gruß zurück, Stefanie

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  2. Cool, wenn unsere Bettwäsche mal aussortiert wird weiß ich ja, dass sie auch als Kleid wunderbar wirkt, hätte ich mir vorher nicht vorstellen können, wobei ich mir letztes Jahr aus anderer ikea bettwäsche auch einen schönen rock genäht habe… Hut ab, vor deiner Ausdauer mit den ganzen Änderungen, das Kleid sollte und kann jetzt auf jeden fall getragen werden! LG Sarah

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  3. Nach dieser Art Taschen einzunähen hatte ich neulich gesucht. Witzig, dass du sie jetzt hier beschreibst. Da hast du wirklich viel Arbeit in dein Kleid gesteckt. Dann wünsche ich dir, dass es nun häufiger rauskommt. Sehen lassen kannst du dich damit auf alle Fälle! Liebe Grüße Tina

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