Hemdblusenkleid Sew Along Teil 1&2

Einführung, Schnitt & Stoff und Schnittanpassung & Probemodell

Seit zwei Wochen läuft der Hemdblusenkleid-Sew-Along bei Manuela (Twill und Heftstich) und Tina (sienähtschonwieder). Ich liebe Sew-Alongs. Das gemeinsame Arbeiten an einem Ziel, der Ausstausch und die Hilfe bei Problemen, die auftauchen, zu sehen, wie andere an ein Nähprojekt herangehen, das alles ist für mich ein Teil wertvoller Blog-Kultur.Es gibt keinen Sew-Along, bei dem ich nicht irgendetwas gelernt habe oder irgendeine Bereicherung für mein Näh-Leben erfahren habe. Auch wenn ich nicht immer kommetiere, lese ich gerne mit und auch wenn ich nicht immer zum Bloggen komme, versuche ich es wenigstens.

In den letzten zwei Wochen ging es um die Einführung, den Schnitt und den Stoff, und ich habe tatsächlich Stoffe herausgesucht, Fotos gemacht, in meiner Schnittmuster-Bibliothek geblättert und vor allem meinen Kleiderschrank durchgesehen.
Trotzdem habe ich es in diesen zwei Wochen nicht geschafft, mich mal für zwei Stunden am Stück an den Computer zu setzen, und aus allen diesen Schnipseln einen vernünftigen Post zu schreiben.
Aber heute sind 34° im Schatten (um 18 Uhr!) und mit dem leichten Wind, der geht, fühle ich mich wie in einem Umluft-Backofen. Viel zu heiß, um im Garten zu arbeiten und da heute der längste Tag des Jahres ist, ist dafür später auch noch Zeit.

Also fange ich einmal an mit grundsätzlichen Überlegungen. Brauche ich ein neues Kleid? Klare Antwort: Nein, mein Schrank ist wirklich gut gefüllt, allerdings habe ich viele Kleider schon sehr lange und sowohl meine Figur als auch meine Bedürfnisse hinsichtlich der Passform und des Materials haben sich geändert bzw. ändern sich noch weiter und auch mein Geschmack ist nicht mehr derselbe, wie vor fünf oder zehn Jahren.
Brauche ich also ein Hemdblusenkleid? Da Manuela gesagt hat, dass es für jede Frau das passenden Hemdblusenkleid gibt, wäre das also das Kleid der Wahl, wenn ich meinen Kleiderschrank umbaue.

Ein Blick in die Vergangenheit zeigt: Ich habe bereits FÜNF Hemdblusenkleider genäht. Das war mir gar nicht so bewusst.

Dieses Kleid gehört zu den ersten Kleidern, die ich auf meinem Blog veröffentlicht habe. Damals hieß er noch Mirabells schöne Dinge und ist inzwischen gelöscht und ersetzt worden durch diesen hier. Ich versuche mal, das Bild mit dem Beitrag von damals zu verlinken, aber möglicherweise klappt das nicht.
Das Kleid entstand im Rahmen einer Bog-Aktion, „Blümchenmonat Mai“, ins Leben gerufen von Maike Rensch-Bergner, Frau Crafteln. Lange ist’s her…
Das Kleid saß von Anfang an etwas spack und wurde bereits vor Jahren ausgemustert.

Dieses Kleid habe ich bereits vor 11 Jahren genäht, und tatsächlich steht es auf der Abschussliste. In dem Kleid habe ich mich immer irgendwie in die USA der späten 50er Jahre zurückversetzt gefühlt, als die Kellnerinnen in den Diners Hemdblusenkleider trugen und Namen wie Stacy, Mindy oder Doris hatten. Im Sommer, wenn es die ersten reifen Tomanten gab, war es eine Tradition, dass ich den Mädchen selbstgemachte Burger in diesem Kleid servierte: „Hi, ich bin Nancy und heute Abend Eure Kellnerin“…

Die beiden nächsten Hemdblusenkleider (Burda 5-2022#101) sind neueren Datums, das Tulpenkleid entstand vor drei Jahren (kommt mir gar nicht so lange vor), der Zwilling dann im vergangenen Jahr.

Kleid Nummer fünf ist so neu, dass es noch gar nicht auf dem Blog gezeigt worden ist. ich habe es für die Wien-Reise im letzten September angefangen und es ist nicht fertig geworden. Nach der Reise habe ich es zwar beendet, um nicht noch mehr Ufos im Nähzimmer zu haben, aber zum Anziehen war es dann zu kalt. Letzte Woche hatte es Premiere, aber ich fürchte, ich muss da noch etwas nachbessern. Die Armlöcher sind etwas zu eng. Falls jemand spontan von dem Schnitt angefixt sein sollte: Achtung, die Armlöcher werden erst mit einem Schrägband versäubert und dann erst werden die Seitennähte genäht. Es empfiehlt sich, die Nähte erst einmal zu heften und das Armloch anzupassen, die Änderung ist im Nachgang ziemlich aufwändig. Ich warte auch erst noch die Wäsche ab, weil trotz Ausspülen noch jede Menge Stärke in dem Stoff geblieben ist, mit dem ich diese Flutscheviskose gebändigt habe.

Kleid Jewelry, Ottobre 2-2013 Nr.14

Seit Coco Channel das Hemdblusenkleid erfunden hat, ist es nie wieder aus der Mode verschwunden.

Klick aufs Bild macht es groß

Als Bürokittel bei Lutterloh 1994, im Neuen Schnitt 1957 (mein heimlicher Favorit und fast ausgewählt ist das gelbe Kleid), 1959 bei Mode und Schnitt als Kleidschürze, der Vorläufer der Kittelschürze, ebenfalls bei Mode und Schnitt 1969 und dann sogar im Film an Catherine Deneuve. Und wenn man in die Burda-Datenbank schaut, findet man 126 Einträge.

Ich habe zwischen zwei Schnitten geschwankt. Der Butterick-Schnitt ist, glaube ich, eine Wiederauflage eines Schnittes aus den 1940ern. Den Schnitt-Lemming aus dem Hause Named brauche ich hier wohl nicht vorzustellen. Den Butterick-Schnitt habe ich seit Jahren auf meiner Näh-Liste, aber ein Blick bei Pattern-Rewiew zeigt, dass er durch die ganzen Kräuselungen und Falten eine enorme Weite über der Brust und vor allen im Rücken hat, die ich herausnehmen müsste. Und irgendwie habe ich das Gefühl, das meine Zeit der Retro-Schnitte vorbei ist oder sich in die 60er Jahre verlagert hat. Also ist die Entscheidung für das Saraste-Kleid gefallen.

Meine Stoffauswahl von links oben im Uhrzeigersinn: ein Baumwoll-Mischgewebe, das mir meine große Tochter einmal spontan mitgebracht hat, sollte schon immer ein Hemdblusenkleid werden; eine hellgrün-gestreifte Baumwolle, die fortgeschrittenes Schnitt-Tetris erforderlich machen würde; eine bügelfreie schweizer Hemdenbaumwolle, bei der jede Naht abgesteppt werden müsste und der Rest einer IKEA-Bettwäsche, die ich zum Nähen gekauft habe. Es war eine Wende-Bettwäsche und aus der größer geblümten Seite habe ich bereits ein Kleid, das ausgemustert wurde und eine Bluse, die mir leider zu eng geworden ist und der ich heftig hinterher trauere, genäht.

Entschieden habe ich mich für den IKEA-Stoff, falls er knapp wird, kann ich den Unterkragen und die doppelte Passe aus einem anderen Stoff nähen.
Gut, dass Saraste in der Community bereits rauf und runter genäht worden ist, dadurch weiß ich, dass ich wohl Länge im Rock zugeben werde. Laut Anleitung sitzt es locker bis semi-fittet, aber an der jungen Dame auf dem Foto spannt es eindeutig im Brust-Bereich. Entsprechend der Maße müsste ich für die Taille eine Größe 4 und für die Brust eine Größe 2-3 wählen. Hm. Mein Stoff reicht nicht für Experimente, also werde ich, als echte Probekleid-Verächterin wohl dieses Mal doch ein Probemodell nähen. Da ich dringend weiße Sommer-Blusen brauche, werde ich die Bluse mit kurzen Ärmeln als Testmodell nähen.
Mein Mann hat gerade einige Hemden ausgemustert bzw. ich habe sie ihm entrissen (“ so gehst Du nicht unter Menschen!“), und da er deutlich größer ist als ich, hat so ein Hemd ausreichend Stoff für eine Bluse und, großer Vorteil, bereits eine fertig genähte Knopfleiste, die man wunderbar weiter verwenden kann. Bei der Bluse kann ich dann auch gleich den Kragen ausprobieren, der zum Kleid gehört. Die Rüsche lasse ich in jedem Fall weg und tendenziell neige ich dazu, gleich den Kragen der Ottobre-Kleides zu verwenden, der gefällt mir aktuell ohnehin am besten.

Laut WordPress hat der Post jetzt 6 Minuten Lesezeit, das sollte reichen! Alle, die am Sew-Along teilnehmen, treffen sich ab heute bei Tina, die nicht nur sehr interessante Überlegungen zum Figur-Typ anstellt, sondern auch ein Foto von meiner Nähzeitung von 1957 zeigt, was für ein toller Zufall!.

16 Kommentare

  1. Mit den Retro-Schnitten geht es mir ähnlich. Obwohl ich die Schnitte technisch oftmals interessanter finde als heutige Schnitte und bei anderen ausgesprochen gern darüber lese, mag ich sie selbst nicht mehr tragen. Ich komme mir darin immer ein wenig kostümiert vor… Die Entscheidung für einen der floralen Stoffe scheint mir sinnvoll. Das Oberteil von Saraste hat Prinzessnähte, da könnte man sich bei Karos und Streifen (ich kann am Bildschirm deren Größe nicht erkennen) schnell in der Musteranpassung verlieren. Schön, dass Du es geschafft hast noch mitzumachen! Liebe Grüße Manuela

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    • Die Streifen sind sehr schmal, drei Streifen auf einen Zentimeter, das hätte ich einfach ignoriert. Aber bei dem Karo-Stoff hat ein schwarzes Karo einen Zentimeter, da müsste man schon ein bisschen aufpassen. Daran habe ich gar nicht gedacht, das ist schon bei einer Knopfleiste schlimm genug, aber wenn man die Prinzessnähte auch noch mitbedenkt, nicht so cool! Die Blümchen haben zwar auch einen Rapport, aber der ist relativ unempfindlich. Danke, dass Du darauf hingewiesen hast, das hätte ich vielleicht nicht beachtet.
      Liebe Grüße, Stefanie

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  2. Ja, das Kellnerinnen Gefühl des roten Fifties Kleid kann ich gut nachvollziehen. Ich habe mir mal so ein Ähnliches genäht und trage es auch am liebsten auf US Car Treffen etc. Da komm ich mir am wenigsten fehlplatziert vor.

    Dein Tulpenkleid habe ich seiner Zeit (3 Jahre!) schon bewundert und mir gespeichert. Der Schnitt ist zeitlos.

    Uff, zu enger Armausschnitt mit Schrägband, das ist eine echt nervige Aufgabe. Aber andererseits wird dir das Kleid nach der Änderung so viel mehr Freude bereiten.

    Und vielen Dank, dass du uns die Bilder aus den Zeitschriften zeigst, ein schöner historischer Einblick.

    Grüße, Tina

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  3. Zu enger Armausschnitt mit Schrägband, ja, das nervt. Deshalb haben sich nun auch Freundinnen mit schmälerem Oberkörper über ein paar Sommertops gefreut, die ich nach dem Nähen genau einmal trug und mich dann gegen ändern und für weitergeben entschieden habe. Das erste Blümchenkleid finde ich sehr apart, an dir. Könnte ich leider nicht tragen. Das vermutlich 1940er Butterick ist hübsch und nicht so offensichtlich 1940er, dass man es nicht auch ins Jetzt übertragen könnte mit der entsprechenden Stoffwahl. Saraste ist aber auch eine gute Wahl für dich, denke ich. Hat eigentlich jemand Saraste mal mit den Rüschen am Kragen genäht?

    Liebe Grüße, heike

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    • Wenn man Saraste in die Bildersuche eingibt, finden sich tatsächlich einige Exemplare mit Rüsche und auch eine schöne Auswahl an nicht-einfarbigen Stoffen.
      Liebe Grüße, Stefanie

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  4. Oh, ich musste sehr lachen – ich bin ja nun schon etwas weiter mit meinem Kleid und habe zu meinem Mann gestern gesagt, dass ich mit Schürze und einem Namensschild (Gladys war mein Beispiel) auch locker in jedem Diner arbeiten könnte.. ich hoffe, dass der Moment noch verfliegt, aber es liegt schon nahe.. 🙂

    Nichtsdestotrotz schlägt mein Herz für das Kleid aus dem Neuen Schnitt, der durch die weiten Ärmel jedenfalls keinen Diner-Moment har. Vielleicht lässt er Dich ja nicht los 😉

    Saraste ist auch süß – wobei ich den Schnitt nicht kannte, aber die Raffung bei glatter Knopfleiste ist sehr hübsch. Ich hätte bei weißgründigem Muster eigentlich etwas Sorge, dass es nachthemdig werden könnte, aber ich glaube mit einem anständigen Hemdkragen kriegt es den richtigen Dreh als Oberbekleidung!

    Ich bin auf das Probemodell gespannt 😉

    Liebe Grüße, Anne

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    • Oh jeh, an ein Nachthemd habe ich gar nicht gedacht. Wollen wir mal hoffen, dass das erste Leben des Stoffes als Bettwäsche hier nicht durchschlägt. Ich habe eher Sorge, dass es zu mädchenhaft wirken könnte. Die großblumige Variante des Stoffes war da etwas sicherer. Schaun wir mal, ob mich die Hitze der nächsten Tage eher aus dem Garten an die Nähmaschine treibt, dann geht da sicher noch was.
      Liebe Grüße, Stefanie

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  5. Die Rüschen am Saraste finde ich tatsächlich sehr hübsch, aber mit dem kleingemusterten Stoff könnte das vielleicht etwas zu romantisch werden. Wer’s mag… würde dich aber nicht so einschätzen. Puh, ich habe das Gefühl, bei diesem Schnitt ist es nicht einfach, den richtigen Grad aus figurnah und bequem hinzukriegen, ein Probemodell ist bestimmt eine gute Idee.

    Liebe Grüße Christiane

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    • Ja, wegen des Musters lasse ich die Rüsche auch weg. Mich irritieren vor allen die unterschiedlichen Angaben über die Weite des fertigen Modells. Nachmessen auf dem Schnittmusterbogen legen nahe, dass die Bluse stimmt, das Kleid aber nicht.
      LG, Stefanie

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  6. Das Ottobre Kleid finde ich richtig toll an dir. Besonders die Raffung am Rücken gefällt mir gut.Saraste aus dem hellen Blümchenstoff wird bestimmt schick, wobei ich den gelbgestreiften Stoff für ein Sommerkleid auch super finde.

    Muss mal wieder bei Ikea nach Stoff schauen, da gibt es anscheinend immer mal ein paar Glücksgriffe.

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    • Ja, ich habe schon ein paar Mal IKEA-Bettwäsche vernäht, die Qualität ist eigentlich sehr gut und die Prints halten einiges aus. Das Ottobre-Kleid ist für dieses Wetter echt perfekt.
      LG, Stefanie

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  7. Ich hatte gestern irgendwie Probleme mit dem Kommentieren und mit WordPress…

    Das Ottobre-Kleid finde ich sehr schick an dir, besonders die Raffung am Rücken gefällt mir.

    Saraste aus dem Blümchenstoff wird bestimmt toll, wobei ich den gelben Streifenstoff ebenfalls super für ein Sommerkleid finde. Vielleicht findest du ja dafür noch einen weiteren schönen Schnitt.

    Und bei Ikea muss ich auch mal wieder nach Stoffen schauen. Scheint ja ab und an ein Glücksgriff dabei zu sein.

    VG
    Kathrin

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    • Nö, Dein Kommentar ist prima angekommen. Der getreifte Stoff ist übrigens hellgrün-weiß, das kommt auf den Bildern schlecht raus und tatsächlich auch schon für ein Kleid mit Korsage und dünnen Trägern vorgemerkt.
      LG, Stefanie

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  8. Oh, da hab ich ja noch gar nicht kommentiert! Sorry!!!

    Dafür habe ich deinen Beitrag jetzt zweimal gelesen und finde deine Zwillings-Kleider richtig schön. Die stehen dir soooo gut. Aber jetzt bin ich auf dein neues „Sixties“ Modell nach Butterick mehr als gespannt.

    LG und bis zur nächsten Runde!

    Miriam

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