MMM am 5.7.2023: Zwei No-Stretch-Jeans im Vergleich

Heute zeige ich zwei Jeans ohne Elasthan: Die erste ist die Helene-Jeans von Anna Allen, die ich in der Shorts-Version genäht habe, die zweite ist die 309 von dp Studio.

Helene habe ich über die Kommentare beim letzten oder vorletzten MMM entdecckt, wo ich auf diesen Link gestoßen bin. Die Autorin analysiert hier ganz fabelhaft, wie diese Jeans geschnitten ist, und warum sie aus einem Non-stretch-Stoff funktioniert. Ich war so begeistert von diesem Beitrag, dass ich mir den Schnitt sofort besorgt und die Hose gleich für einen Ausflug genäht habe.

Um es gleich vorweg zu nehmen: Meine anfängliche Begeisterung für einen Schnitt, der bei mir ohne Anpassung sofort gut sitzt und eine Hose, in der ich mich tatsächlich problemlos bewegen kann, ist nach einem halben Tag sitzen deutlich geschrumpft. Die Hose kneift beim Sitzen im Schritt und der hohe Bund ist unangenehm in der Taille. Und ich habe leider keine Ahnung , an welcher Stelle ich mehr Stoff brauche, um das zu ändern, tippe aber auf die hintere Mittlelnaht und vielleicht noch ein Zentimeter zusätzlich an der rückwärtigen Schrittnaht. Dort wollte ich nämlich etwas zugeben, habe es aber beim hastigen Zuschneiden wieder vergessen. Die Größe habe ich nach meiner Hüftweite ausgewählt und dann an der Taille etwas zugegeben, das mache ich bei der nächsten Helen genau umgekehrt. Denn eine weitere wird es geben, mit dem Bund ungefähr 4cm tiefer, also ein Zwischending zwischen High-Waist und Mid-Waist, so mag ich meine Jeans glaube ich, am liebsten.

Das Design von Jeans-Taschen ist ja immer so ein bisschen ein Markenzeichen, und ich habe mich für Zwei K’s entschieden, die ich nach Lust und Laune mit einem Muster füllen kann, hier sind es kleine Blümchen. Die Kontouren sind leider kaum sichtbar, ich entschuldige mich für die Fotos. Ich habe leider auch keine davon, wie die Hose mit eingesteckter Bluse aussieht, beim nächsten Mal gibt es bessere.

Meine zweite Jeans, hier nach zwei Tagen tragen und einer längeren Autofahrt, ist die 309 von dp Studio. Frau Twill und Heftstich hat sie im April vorgestellt, und weil meine alten Jeans entweder nicht mehr passen oder aber völlig abgerockt sind ( in der Regel beides, gut dass zerschlissene Jeans zur Zeit in Mode sind), bin ich gleich auf den Schitt angesprungen. Eine Jeans, die unelastisch und trotzdem bequem ist, genau das will ich. Ich möchte aus Gründen der Nachhaltigkeit und der Recyclebarkeit versuchen, das Elasthan in meiner Kleidung zu verringern. Bei Sportzeug geht das aus Gründen der Eitelkeit leider nicht, auch nicht bei T-Shirts, die ich am liebsten eng trage, aber vielleicht ja bei Hosen. Aber ich will auch eine eine Jeans, in der ich mich problemlos bewegen kann, und die vor allem nicht im Schritt kneift beim sitzen. Außerdem soll sie trotzdem irgendwie knackig aussehen.

Ich bin nicht sicher, ob ich das alles bei der 309 gefunden habe.

  • Bequem: ja
  • Kneift nicht: ja
  • volle Beweglichkeit: ja

Aber knackig? Nope, sackig wäre an meinem Körper wohl das passendere Adjektiv. Der Schritt liegt wirklich ziemlich tief, extrem ungewohnt für mich, und das, obwohl ich am Bund schon 2cm Höhe herausgenommen habe. Darum, und weil die Hose so hoch ist, komme ich auch nur unter Schwierigkeiten mit meinen Händen in meine vorderen Taschen hinein.

Möglicherweise würde ich mich besser in der Hose fühlen, wenn ich weite Beine genäht hätte, ich wollte aber eng zulaufende Beine haben. Tatsächlich sitzt die Hose genau so , wie auf den Bildern vom Hersteller, also gibt es da nichts zu meckern, ich habe genau das bekommen, was ich ausgewählt habe. Wenn ich an die oben gezeigte Helene denke, die in etwa so knackig ist, wie ich das gerne hätte, muss ich einsehen, dass „knackig und bequem“ und „ohne Elasthan“ zwei Dinge sind, die man wohl nicht miteinander vereinbaren kann. Dann doch lieber die echte Vintage-Optik von der 309 akzeptieren und lieben lernen.

Genäht habe ich aus einem Jeans-Stoff, der mal in einem Reste-Paket von Buttinette war, so eine Wundertüte mit irgendwas für wenig Geld. Der Stoff blutet stark aus, ist in Leinwandbindung gewebt und mittelschwer. Noch sind die Kettfäden eher weiß, nach ein paar Wäschen wird sich die Farbe vereinheitlicht haben. Die 309 hatte ich bereits zugschnitten, als ich ganz dringend die Shorts brauchte, und Helene ist aus dem selben Stoff entstanden. Möglicherweise verhält sich ein „echter“ Denim mit der für Jeans typischen diagonalen Bindung etwas anders, das ist zu testen.

Ich habe den Schnitt eigentlich nicht angepasst, wenn man einmal von der Höhe absieht. Beim Zuschnitt hatte ich in der Taille etwas Weite zugegeben, die ich aber hinterher beim Nähen wieder weggenommen habe. Die Größe habe ich entsprechend meinen Maßen genommen. Die Hose sitzt etwas locker in der Taille, nur nicht auf den Fotos, was an dem Drei-Gänge-Menü vom Hotel-Abendessen liegt. Grundsätzlich finde ich den Schnitt nicht verkehrt, ob ich ihn in der Leibhöhe anpasse und dann als „Den Einen“ neuen Jeans-Schnitt deklariere, oder ob Helene das Rennen macht, ist noch nicht so klar.

Noch ein paar Abschluss-Details: Die Po-Taschen mit den beiden K’s, dieses Mal mit meinem Logo gefüllt, gekreuzte Gürtelschlaufen hinten und die Taschen aus einem Stoff, der mir schon beim Anziehen ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Laut Schnittmuster sind die Taschen einfach nur gefaltet, ich bevorzuge eingentlich die Variante, bei der ich den Taschenbeutel bis zum Reißverschluss verlängere, irgendwie finde ich, sitzt das besser, aber ich wollte die Hose schnell fertig bekommen und nicht noch an den Taschenbeuteln herumexperimentieren.

Fest steht, dass ich dringend neue Jeans brauche, meine geliebte Tardis-Jeans ist auch schon 4 Jahre alt und alles Gekaufte, von dem ich bislang gezehrt habe, ist objektiv ein Fall für den Lumpensack. Entweder ich verabschiede mich von den Wunschvorstellungen einer knackigen Hose oder ich nehme Stoffe mit Elasthan, eine Gretchen-Frage.

Jetzt mache ich mich erstmal auf zum heutigen MMM, wo Melanie ebenfalls eine tolle neue Jeans und ein passendes Top zeigt.

20 Kommentare

  1. Also ich finde die lange Jeans sieht total lässig und super gut an dir aus. Die kurze eigentlich auch, schade dass die sich nicht so gut anfühlt… LG Sarah

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    • Danke Dir. Die 309 f ü h l t sich grundsätzlich ja bequem und gut an, aber im Kopf habe ich immer die Idee von eng am Gesäß, wenn ich an Jeans denke. Es ist einfach eine Frage von Optik und Gewohnheit.
      LG, Stefanie

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  2. Die Helene Shorts sieht sehr schick aus, aber das ist einfach der Widerspruch bei diesen Jeans aus nicht-dehnbarem Denim. Um bequem zu sein, brauchen sie Mehrweite, und das macht dann keinen knackigen Po. Bei einem typischen Denim kann man dann noch hoffen, daß sich der Stoff beim Tragen dehnt, das macht er ja meistens. Aber die 309 sieht auch sehr gut an Dir aus, ich mag ja diese lässigen Jeansformen mittlerweile lieber, und modern sind sie ja offensichtich auch. Hast Du mal versucht, die Hosenbeine unten etwas hochzukrempeln? Dann sieht die Gesamtform vielleicht noch stimmiger aus.
    Liebe Grüße, Barbara

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    • Liebe Barbara,
      ja, gekrempelt habe ich tatsächlich auch schon, als ich den Saum noch nicht genäht hatte, und das gefällt mir auch sehr gut.
      Liebe Grüße, Stefanie

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  3. Ich nähe alle meine Hosen aus Stoff ohne Elastan und die sitzen immer knackig! Weil ich das so mag. Letztes Jahr nähte ich eine Hose aus Cord (100% BW) und war total genervt, dass der Stoff nach einem halben Tag so doll nachgab, dass die eigentlich perfekt sitzende Hose beulte. Nach einem Tag muss sie immer in die Wäsche, um ihre Form zurückzukriegen. Alles anpassen und dann gibt der Stoff nach? Ohne mich! Und ohne Elastan. Grundsätzlich.
    Probier mal die Ginger Jeans. Die sitzt super und funktioniet auch sehr gut ohne Elastan. Allerdings wähle ich auch immer den hüftigen Schnitt.
    Gekaufte Jeans sind doch auch oft ohne Stretch, wieso sollte das bei selbstgenähten nicht funftionieren?

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    • Liebe Johanna,
      Ich hatte mal die Gelegenheit, eine Ginger anzuprobieren, der Schnitt passt leider bei meiner Anatomie gar nicht. Danke trotzdem für den Tipp.
      Viele Grüße, Stefanie

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  4. Danke für deinen ausführlichen Beitrag. Ea hat mir Spaß gemacht ihn zu lesen und Anregungen habe ich auch bekommen. Zu deinem Jeansproblem kann ich leider nichts beitragen, deine persönliche Taschenlösung finde ich toll. Schöner Gruß

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    • Liebe Mema,
      Vielen Dank. Ich werde einfach ein bisschen an der Helene herumprobieren. Vermutlich fehlt die Weite in der Rückwärtigen Mittelnaht, das war bei der Tardis-Jeans zumindest so. Wie gut, dass ich das damals auf den Blog dokumentiert habe, das hatte ich ganz vergessen.
      Liebe Grüße, Stefanie

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  5. Jeans ohne Elastan, die knackig sitzen brauchen einen schmalen Schnitt, vor allem um die Hüfte – das steht dann manchmal der Bequemlichkeit im Wege. Das Mantra der Bequemlichkeit allerorten hat ja erst dazu geführt, dass in fast alle SToffe Elastan reingemischt wird. Schau Dir vielleicht alte Jeans und deren Schnitte an, denke schon, dass man da fündig wird. Letztlich muss es aber auch ein SToff sein, der ein gutes Eigengewicht hat und eine feste Bindung, sonst steht nach ein paar mal tragen doch wieder alles um einen herum…. Na Du wirst schon fündig werden….

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  6. Ich habe 2 Morgan von Closet Core Patterns genäht. Die eine aus schwarzem Denim sitzt recht knackig, ohne zu eng zu sein (beim MMM 12/2022 habe ich sie vorgestellt). Die zweite aus Leinendenim wird wie Cord beim tragen immer weiter. Ich würde also richtigen Denim für das Bild, das dir vorschwebt, empfehlen. Ginger wie oben vorgeschlagen ist obwohl in dehnbarem Denim empfohlen auch ohne Elasthan möglich, eine Freundin hat es ausprobiert. Deine gezeigten Jeans gefallen mir beide sehr gut. Vermutlich liegt es wirklich am Stoff, dass die Helene so zwickt und wenig nachgibt bzw. Tragekomfort hat. Vielleicht den Schnitt nochmal mit Denim testen?
    LG heike

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    • Liebe Heike,
      Mit Denim teste ich auf jeden Fall noch, im Prinzip sind das wearable Musslins aus einem Stoff, der halt da war. Leider kann ich an der aktuellen Helene nicht viel herumbasteln, Ich habe beim Versäubern die meiste Nahtzugabe vernichtet, aber mit diesem Schnitt bin ich noch lange nicht fertig.
      Viele Grüße, Stefanie

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  7. Sehr interessant und informativ, dein Post.
    Du wirst sicher zu einer Lösung anhand der beiden genähten Exemplare für dich kommen.
    LG von Susanne

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  8. Da ist sie also – Deine 309. Ich empfehle auch zu Krempeln.
    Gern lasse ich mich eines Besseren belehren, aber ich befürchte, da da wird man sich wohl entscheiden müssen: Bequemlichkeit beim langen Sitzen, Elasthan oder knackige Optik. Obwohl wenn Du die Bundhöhe der Helen von High- auf Mid-Waist absenkst, könntest Du Glück haben. Zumindest habe ich das Problem nur bei taillenhohen Hosen, dass der Bund beim Sitzen unangenehm drückt und ich Magenschmerzen davon bekomme.
    Spannender Erfahrungsbericht. Und mir gefallen beide Hosen an Dir sehr gut.
    Viele liebe Grüße Manuela
    P.S. Übrigens finde ich auch Dein Kurzhaarschnitt total chic.

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    • Die Bundhöhe ist auch eigentlich nicht das Problem, das ist einfach anzupassen. (Und notfalls kann man ja auch mal den Knopf öffnen) Tatsächlich ist das Kneifen im Schritt beim Sitzen viel unangenehmer. Wenn ich das Problem gelöst habe, werde ich genau berichten.
      Liebe Grüße, Stefanie
      PS: Die Haare mussten einfach ab, und ich bin auch total happy. Danke

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  9. Ich finde auf den Bildern beide Hosen sehr passend und schön. Aber das Tragegefühl und das Wohlfühlen kannst nur du empfinden.
    Da du deine Kleidung ja richtig aufträgst, würde ich eher zum Elasthan tendieren. Denn viel getragen ist immer nachhaltiger als schlechter Sitz und daher Schrankleiche. Es geht ja immer um die Masse und am Ende musst du dich wohlfühlen. Ich freu mich schon auf nächste Ergebnisse.
    LG Miriam

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  10. Ich finde beide Hosen sehr schön an dir! Lieben Dank für deinen ausführlichen Erfahrungsbericht. Da mein Po etwas ausgeprägter ist, habe ich ebenfalls ganz oft das Problem, dass die hintere Mittelnaht kneift. Wie du schon schriebst, kann man das zum Teil dadurch lösen, dass man an den Innenbeinnähten zum Beispiel einen Zentimeter zugibt. Das hat schon öfter geholfen, aber leider nicht bei jeder Hose. Du schreibst, dass die Mittelnaht bei der Helene kneift und du aber kaum noch Nahtzugabe hast. Wenn du magst könntest du die Mittelnaht mal 3mm tiefer legen (heften) und schauen, was passiert. Angeblich rutscht der Po durch die Schwerkraft im Laufe der Jahre tiefer und durch das „Tieferlegen“ müsste der Po doch mehr Raum bekommen? Das Tieferlegen in kleinen Schritten weiterprobieren, bis du mit der Bequemlichkeit zufrieden bist. (Auch diese Änderung hat bei mir leider nicht immer zuverlässig bei allen Hosen für das gewünschte Ergebnis gesorgt, aber bei einer den entscheidenden Durchbruch gebracht). Da war ich bei 1cm tiefer gelegt angekommen.)
    Auch ich habe schon eine perfekt sitzende Hose produziert, die sah im Stehen toll aus, aber ich habe sie fast nie getragen, weil bei längerem Sitzen immer der Schritt anfing zu kneifen… Nach meiner persönlichen Erfahrung ist es echt nicht einfach eine knackige und bequeme Hose zu nähen. Aber den Wunsch danach kann ich sehr gut verstehen! Auch ich forsche noch weiter. Ich habe mir letztlich helfen lassen einen Schnitt für eine Jeans für Stoffe ohne Elasthan anzupassen. Diese Hose sieht aber von der Passform so aus wie deine le 309, die doch eine super Passform hat! (Und bei mir war eine Maßschneiderin mit von der Partie, wir haben gemessen und gezeichnet, das war eine Arbeit von vielen Stunden…) Du kannst echt stolz auf dein Ergebnis sein! Ganz herzliche Grüße! Angela

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  11. Und ja, der Stoff ist auch sehr ausschlaggebend für die Passform. Selbst wenn der Schnitt perfekt angepasst ist. Wenn der Stoff zu sehr von dem Stoff abweicht, mit dem der perfekte Schnitt genäht wurde, fällt die Hose unter Umständen gar nicht mehr so schön. Das habe ich schon selbst ausprobiert. Nochmals liebe Grüße!

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    • Liebe Angela,
      Vielen Dank für Deinen ausführlichen Kommentar mit den Tipps. Bei mir ist es zumindest beim Helene-Schnitt definitiv die Weite in der rückwärtigen Mitte, bzw. die fehlende Weite, die für das Kneifen der Hose verantwortlich ist. Beim blättern im Blogarchiv hbe ich festgestellt, dass ich mit der Tardis-Jeans das ein bisschen selbe Problem hatte ( eine Jeans mit Elasthan), und da hat die Erweiterung in der Mittelnaht das gewünschte Ergebnis gebracht. Ich habe bei Helene seitlich Streifen eingesetzt, dazu gibt es auch nochmal einen Post, und jetzt ist sie deutlich bequemer.
      Mit dem Stoff hast Du Recht, der Jeans-Stoff, den ich habe, ist nicht unbedingt so toll. Ich bin gespannt, wie sich der Schnitt mit einem echten Denim oder einem Leinen verhält.
      Liebe Grüße, Stefanie

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