Vor gut zwei Wochen hat Ulrike alias Blaupause7 die „30 Days Book-Challenge“ begonnen. An 30 Tagen darf man 30 Fragen zum eigenen Leseverhalten beantworten.
Da bei mir aktuell fast nur „Kraut“, ganz wenig „Kleid“ und fast gar kein Bloggen stattfindet, bin ich erst vor ein paar Tagen über die Aktion gestolpert. Als absolute Viel-Leserin ist das natürlich meine Aktion schlechthin, und daher schließe ich mich den anderen Teilnehmern an, die die Aktion auch aus verschiedenen Gründen lieber in den Juli packen.
Tag 1: Ein Buch aus Deiner Kindheit
Meine Kindheit ist eindeutig von Büchern geprägt worden. Kein Geburtstag oder Weihnachten, an dem nicht mindestens ein Buch auf dem Gabentisch lag.
Abends las unser Vater am Abendbrottisch vor, Märchen, Geschichten, ganze Bücher. Das meiste, das Astrid Lindgren geschrieben hat, habe ich das erste Mal dort gehört (um es dann später immer wieder selber zu lesen). Vorgelesen hat er bis in unser Jugendalter, und ich erinnere mich an einen verregneten Dänemark-Urlaub, in dem Papa uns den „Herrn der Ringe“ vorlas, wärend wir anderen Pullis strickten.
Fernsehen war streng reglementiert, aber Bücher standen immer und völlig unbeschränkt zur Verfügung. Einmal im Monat kam der „Bücherbus“ in unseren Stadtteil, und dann schleppten wir die schweren Beutel mit den gelesenen Büchern zurück, um neue auszuleihen. Die Bibliothekarin kannte unsere Vorlieben und empfahl uns auch immer wieder das eine oder andere Buch, ansonsten lasen wir einfach alles, was ein interessantes Cover hatte. Spätestens nach einer oder zwei Wochen waren die eigenen Bücher gelesen, dann kamen die Bücher der Geschwister dran, und dann musste man nur noch eine Woche durchhalten, bis es neuen Lesestoff gab.
Daher ist es für mich nicht so einfach, mich für ein einziges Buch aus meiner Kindheit zu entscheiden. Es sollte ein Buch sein, dass mich aus der Kindheit ins Erwachsenenalter begleitet hat, also muss es in dem Regal mit den Kinderbüchern stehen, die ich in den Jahren immer wieder in die Hand genommen habe, oder auch in die Hand nehme.
Taube unter Falken von Katherine Allfrey
Dieses Buch hatte meine große Schwester zuerst, und als ich es gelesen hatte, wollte ich es unbedingt besitzen. Ich schätze, ich war ungefähr elf oder zwölf, als ich es zum Sommerzeugnis bekam. Damals gab es im Sommer immer zwei Taschenbücher, die wir aber erst im Urlaub lesen durften. (Meine Tochter ist davon ganz fasziniert: Dass ich aus einer Familie stamme, wo man sich Bücher aufsparte. Sie kennt es eher, dass man junge Menschen zum Lesen zwingen muss, Familienmitglieder natürlich ausgenommen)
Zum Buch: Angesiedelt ist es im mythologischen alten Griechenland: Evadne wird mit 13 Jahren von Piraten entführt, um als Sklavin verkauft zu werden. Als die Piraten in einer Bucht vor Anker gehen, werden sie von Amazonen getötet, nur Evadne wird als Mädchen verschont. Sie wird in die Gemeinschaft der Kriegerinnen aufgenommen, weil sie der verstorbenen Schwester der Königin ähnlich sieht. Obwohl sie sich an ihre neue Umgebung anpasst, kann sie sich nicht mit der Kultur der Amazonen identifizieren.(Kommt Euch diese Problemstellung irgendwie bekannt vor?) Sie versucht, ihre eigenen Werte zu bewahren und auch ihre alten Götter zu Gunsten der Götter, zu denen die Amazonen beten, nicht zu vernachlässigen, etwas, das ihr nur unvollständig gelingt. Schließlich fällt sie in Ungnade, wird verstoßen und flieht zu dem Nachbarvolk der Amazonen, von wo sie die Heimreise zu ihrer Familie antritt. Nach einer abenteuerlichen Fahrt kommt sie nach Hause, um festzustellen, dass sie auch nicht mehr in die Traditionen und Rollenbilder der heimatlichen Gesellschaft passt. Am Ende zieht sie mit einem jungen Mann aus dem Nachbarvolk der Amazonen fort und gründet eine neue Stadt.
Ich habe Evadne geliebt. Sie ist ein tolles Vorbild oder Role Model, wie man es heute nennt, mutig, stark, selbstbeststimmt und zugleich klug genug, um Kompromisse zu schließen und auf ihren Augenblick zu warten. Gerade unter dem Gesichtspunkt der Flüchtlings-Integration ist das Buch heute wieder brandaktuell, weil es einem eine ganz andere Perspektive nahebringt, ohne jeden pädagogischen Zeigefinger. Das Buch liest sich wie ein Thriller, sehr spannend und gut geschrieben. Die Übersetzung ist ebenfalls sehr gut, ausgezeichnete, bildhafte Sprache.
Leider bekommt man das Buch nur noch gebraucht, ich kann es jeder jungen und auch älteren Frau nur empfehlen.
Zuerst einmal heiße ich dich herzlich willkommen. Ich glaube, was die Einstellung zu Büchern angeht, war das bei mir ähnlich, allerdings fand mein Vater es nicht gut, wenn ich bei schönem Wetter zu viel drin war – er hatte Angst, dass wir zu Stubenhockern werden.
Dieses Buch kenne ich nicht, aber es hätte mir sicherlich gefallen. Das Thema wird es immer geben, denke ich. Als Beispiel fällt mir noch „Geli die Fremde“ ein, in dem Buch geht es um ein Mädchen, das aus Rumänien zu Fuß nach Österreich geflohen ist und in einem Flüchtlingslager aufwächst.
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Juchhuuh! Ich bin seit einiger Zeit auf der Suche nach diesem Buch ‚Taube unter Falken‘. Ich hatte es auch im Alter von etwa 12 Jahren damals aus der Bibliothek meiner Schule geliehen. Ich konnte mich nur noch an das Cover erinnern, daran, dass es bei Arena erschienen war und dass es um Amazonen ging. Ich hatte bereits in Betracht gezogen, dem Arena-Verlag zu schreiben; wollte zuvor aber noch einmal auf die Suche gehen. Und dann erspähte ich bei der Bildersuche endlich das ersehnte Cover! Bei ebay konnte ich dann sogar genau diese Ausgabe ergattern und warte schon gespannt. Beste Grüße!
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Das freut mich aber! Ich liebe dieses Buch und lese es alle paar Jahre wieder.
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