Heute habe ich letzte Hand an unser Gewächshaus gelegt. Nein, keine Angst, ich habe nicht den ganzen Sommer daran gewerkelt. Aber nach dem letzten Beitrag im April lag die Arbeit erst einmal für einige Wochen still. War das Wetter daran schuld? Ostern? Der Besuch in Frankeich über den ersten Mai? Ich habe keine Ahnung. Fest steht, dass ich – der Datumsstempel auf den Fotos belegt es – in der Woche vor Pfingsten den „Rohbau“ fertig hatte. Hier seht Ihr ein paar Bilder:


Als ich dann meinen Rohbau fertig hatte, kam ein Freund vorbei, ein Super-Handwerker, der mich bei der Planung schon beraten hatte. Er besah sich das Haus und dann sagte er : „Du hast nichts falsch gemacht.“ Der Ton ließ keinen Zweifel bestehen, dass da noch ein „Aber“ folgen würde. Und klar, die Auflage an den Dachsparren war zu fipsig (dachte ich mir schon, deshalb hatte ich ja auch bereits Winkel untergeschraubt) und überhaupt würde er mir raten, noch ungefähr einen Zentner Flacheisen, Schwerlastwinkel und noch weitere Winkel anzuschrauben, damit das Holz nicht auf die Idee kommt, sich zu verdrehen und zu reißen.
Ich weiß, wann man besser einen guten Rat annimmt. Jetzt ist das Häuschen so voller Metall und so stabil, dass, wenn die Aliens zur Erde fliegen mit ihren gigantischen Untertassen, an denen Mega-Magnete befestigt sind, um unser Eisen zu klauen, nicht nur alle Autos und Zäune des Dorfes heraufgesogen werden, sondern auch mein Gewächshaus mitsamt den Fundamenten in den Weltraum entschwindet. Und dann war meine ganze Arbeit für die Katz!
Auf dem Detail-Bild seht ihr übrigens wie ich die Dachsparren stabilisiert habe: Ich habe einfach von rechts und links je eine Leiste als Diagonalverstrebung angeschraubt, mit einem kleinen Balkenrest als Abstandhalter dazwischen.
Als dann alles fertig war, wurden die PU-Platten angeschraubt.
Kitty Koma hatte mich in ihrem Kommentar bereits darauf hingewiesen, dass die Platte im Laufe der Zeit eintrüben. Ich habe eine todsichere Methode gefunden, um diesen Prozess zu beschleunigen:
Man lagere die Platten an einem heißen, sonnigen Pfingstwochenende im frisch gemähten Gras und die UV-Stahlung und der aufsteigende Sauerstoff erledigen das im Nu. Zum Glück war das Dach schon oben, bevor ich die restlichen Platten in mehr oder weniger fleckiges Milchglas verwandelte, und das Dach ist klar geblieben. Immerhin hat das auch sein Gutes: Es erspart mir das Schattieren .
Am 12. Juni habe ich im letzten Büchsenlicht die letzen Platten verschraubt und am nächsten Morgen sah alles so aus:Da Sommer war und ich auch noch keine automatischen Fensterheber hatte, habe ich die Giebel offen gelassen – ehrlich gesagt hatte ich auch die Nase voll davon, mit Atemschutzmaske und Schutzbrille gegen den Kunststoffstaub und Ohrenstöpseln gegen das Gekreisch der Flex bei 30° im Schatten herumzuturnen. Das habe ich heute Nachmittag erledigt, die Nächte sind schon empfindlich kühl und die Tomaten und Paprika, die seit Mitte Juni das Gewächshaus bevölkern, sollen noch ausreifen. Fensterheber montiere ich dann im nächsten Jahr, vorrausgesetzt, die Fenster wiegen nicht mehr als 7Kg. Das muss ich erst noch mit der Kofferwage von der Leiter aus herausfinden.
Das Gewächshaus hat zwei Türen, dadurch kann ich in der Mitte eine Abtrennung ziehen und in einer Hälfte ein feucht-warmes Klima für Gurken und Melonen und in der anderen Hälfte ein trocken-warmes Klima für Tomaten und Paprika schaffen, wenn ich will. Geschlossen werden die Türen mit simplen Überwürfen und können oben zusätzlich noch mit einem Sturmhaken gesichert werden.


Fazit:
Wer kein 08/15 Gewächhaus von der Stange haben will, dem kann ich den Bauplan für das Gewächshaus unbedingt empfehlen. Möglicherweise sind in dem Plan, den man sich kaufen kann, mehr Hinweise zur Stabilität und Verwendung von Winkeln, Schrauben etc. zu finden, die Gratis-Anleitung, nach der ich gearbeitet habe, lässt da zu wünschen übrig. Unbedingt sollten Fundamente verwendet werden, das Holz einfach auf den Boden zu legen, wie in der Anleitung geht gar nicht. (Siehe hier)
Die Kosten sind deutlich höher als für ein einfaches Baumarkt-Modell, besonders die Eisenwaren und da vor allem die schicken Spezialschrauben für die Trapezplatten gehen ins Geld. Nicht vergessen sollte man auch, dass das Holz alle paar Jahre gestrichen werden möchte. Trotzdem bekommt man ein solches Haus zu dem Preis auf keinen Fall zu kaufen, und die vielen Arbeitsstunden (ich schätze es waren an die 60 bis 80) haben sich echt gelohnt. Das Gewächshaus ist eine echte optische Bereicherung unseres Gemüsegartens geworden und hat selbst in diesem kühlen Sommer und bei der späten Bepflanzung sogar drei Honigmelonen hervorgebracht.
Wer aus meinen Fehlern lernen möchte, dem empfehle ich, die diagonalen Verstrebungen in den Feldern beiderseits der Türen erst zuzuschneiden, wenn das Häuslein steht und ausgerichtet ist. Selbst mit Milimeterpapier gezeichnet sind die Winkel im Maßstabs-Entwurf nicht genau genug zu messen.
Nachtrag, 7.3.2016
Wenn man die Bilder betrachtet, könnte man glauben, dass das Gewächshaus auf einem Sockel aus Beton steht. Das ist aber nicht der Fall. Wie hier im April beschrieben, ruhen die Bodenbalken auf Punktfundamenten. Sie schweben etwas über der Erde, um vor der Bodenfeuchtigkeit geschützt zu sein, und deshalb hat mein Mann rings herum einen schmalen Graben ausgehoben und Rasenkantensteine aus Beton eingegraben. Die stehen jetzt ein bisschen über und sorgen dafür, dass der Spalt geschlossen ist und die Pflanzen keine kalten Füße bekommen.
Ich habe den alten Link zum Bauplan korrigiert, irgendwie hat sich da eine falsche Adresse eingeschlichen.(http://www.buildeazy.com/greenhouse-1.php) Ansonsten findet man aber auch großartige Pläne, wenn man einfach „Build a greenhouse free plan“ in eine Suchmaschine eingibt. Unter deutschen Suchbegriffen landet man schnell auf den englisch-sprachigen Seiten, aber die Anleitungen sind in der Regel gut bebildert und einfach zu verstehen.
Hallo, wie sind eure Erfahrungen mit der Lebensdauer des Holzes? Fängt das bereits an zu gammeln? Mit welcher Farbe habt ihr das behandelt?
vg Holger
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Das Holz ist noch gut beieinander, vor allem auf der Innenseite. Es hat allerdings auch nirgendwo Erdkontakt. Auf der Außenseite ist ein neuer Anstrich fällig, an einigen Stellen auch innen, aber das ist ja nach vier Jahren auch normal. Alles Holz hat einen dreifachen Anstrich mit einfacher brauner Holzschutzlasur aus dem Baumarkt bekommen, ich habe nicht einmal ein Markenprodukt verwendet. Auch die Einschnitte für die Überblattung habe ich gestrichen. Die Enden der Pfosten durften sich nach dem Anstrich einige Tage mit Rapsöl vollsaugen. Das wichtigste scheint mir, dass das Holz keinen Erdkontakt hat und Außen keine waagerechten Flächen auf denen das Regenwasser stehen bleibt.(Stichwort konstruktiver Holzschutz) .
Innen sollte man beim Gießen darauf achten, dass man das Holz nicht mitgießt. Da im Haus seit zwei Jahren nur noch Tomaten stehen, ist die Luftfeuchtigkeit innen auch nicht sehr hoch und es herscht immer ein leichter Durchzug.
Viel Erfolg beim selber bauen!
Grüße, Stefanie
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