Weihnachten in Winkelhausen: 5. Dezember

5-12-1314. November

 

Die Montagsgruppe der Winkelhausener Patchwork-Gilde traf sich heute bei Rosemarie Müller. Der Esstisch im Wohnzimmer war ausgezogen worden. Jetzt hatten fünf Frauen aller Altersgruppen ihre Nähmaschinen dort aufgebaut und waren eifrig dabei, kleine Stoffstücke aneinander zu nähen. Dabei unterhielten sie sich vergnügt.Es klingelte.

 

„Das wird Marianne sein.“ Rosemarie Müller erhob sich und ging zur Tür. Man hörte Stimmen im Eingagnsflur und dann stand Marianne Jäger in der Tür.

 

„Schaut mal, wen ich euch mitgebracht habe.“ Sie schob eine ältere Frau ins Zimmer. „Für alle, die sie nicht kennen: Das ist Elke Schneider. Sie heißt nicht nur Schneider, sie ist auch eine Schneiderin. Elke möchte für den Weihnachtsmarkt mitnähen.“

 

„Allerdings keine Flickendecken“, sagte nun Frau Schneider. „Ich dachte mehr an Puppenkleider. Frau Jäger – Marianne – lud mich ein, bei ihnen mit zu nähen. Sie sagte, in Gesellschaft nähte es sich viel netter. Ich habe etwas mitgebracht.“ Aus einem Korb zog sie eine kleine Puppe. Sie trug eine bestickte Latzhose mit passender Bluse. Die anderen Frauen gaben bewundernde Kommentare von sich.

 

„Ist das nicht eine entsetzliche Fummelarbeit?“, fragte eine jüngere Frau. „ich wollte immer schon etwas für die Puppen meiner Mädchen nähen, aber ich habe mich nie daran getraut. Außerdem habe ich gar keine Schnittmuster.“

 

„Also, wenn man ein paar Tricks kennt, ist das nicht schlimmer, als ihre kleinen Drei- und Vierecke zusammenzunähen, eher sogar leichter, glaube ich. Ich zeige ihnen das gerne. Und die Schnittmuster sind einfache Basisschnitte. Mein Neffe hat sie mir in den Computer gescannt, und ich kann einfach die Größe, die ich brauche, ausdrucken.“

 

„Also, stellen sie ihre Nähmaschine auf den Tisch. Zuschneiden ist in der Küche“, erklärte Rosemarie.

 

Als Elke und die jüngere Frau in der Küche verschwunden waren, wandte sie sich an Marianne. „Wie hast du es nur geschafft, sie mitzubringen ? Seit ihr Mann tot ist, habe ich Elke so oft in den Ohren gelegen, sich uns anzuschließen, aber sie wollte nie.“

 

„Sie kam auf mich zu. Sie sagte aber gleich, dass Patchwork nichts für sie sei. Irgenwie kann sie mit der Idee, große Stoffe in kleine Schnipsel zu zerschneiden, um dann wieder ein großes Stück Stoff zusammenzunähen, nicht allzuviel anfangen. Aber das macht ja nichts, die Puppenkleider sind bezaubernd.“ Die beiden gingen an die Arbeit.

 

In der Küche wurden indessen eine lange Hose und eine kleine Jacke zugeschnitten. Jana, die jüngere Frau, ließ sich die Stoffreste geben und zerschnitt sie zu lauter kleinen Dreicken.

 

Als Frau Schneider am Ende des Nachmittages mit Jacke und Hose fertig war, hielt Jana ihr eine kleine Umhängetasche, genau passsend zur Puppenkleidung, hin. „Das Muster heißt Kinder bekommen Flügel. Ich dachte mir, das könnte passen.“

Eine andere Frau hatte eine kleine Decke für ein Puppenbett gefertigt.

 

„Im Fussballverein basteln sie Puppenmöbel, dafür ist sie gedacht. Das Muster heißt übrigens Geburtstagskuchen.“

 

Klara war ganz aufgeregt. „Das ist ja meine Puppe! Also sie hat diese süßen Kleider genäht. Macht sie noch mehr?“

 

„Ja. Und nicht nur sie. Diese Patchwork-Gilde, was soviel heißt, wie Patchwork-Club, ist sehr groß. Fast jeden Tag trifft sich eine kleine Gruppe in einer Wohnung. Es gibt sogar einen Mann dabei. Einige von ihnen werden Puppenkleider und kleine Decken für den Markt machen, andere machen Kissen und Topflappen und eine große Gruppe näht gemeinsam ein paar ganz große Decken. Das schönste hier ist aber, das Frau Schneider wieder unter Leute kommt und eine Aufgabe hat.

 

Aber kommt mit, es gibt noch viel mehr zu sehen.“

 

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