I want to Ride my Bicycle: MMM am 3.4.2024

Ich weiß, dieser Blog ist ziemlich Sportbekleidungs-lastig geworden, seht es mir bitte nach. Ich versuche gerade, meine UFO’s loszuwerden. Immer wenn ich etwas Neues plane, muss ein UFO weg.

Die Rouleur-Leggins und das Surf-to-Summit-Top habe ich im vergangenen Jahr zugeschnitten, um die Radfahrsaison durch wärmere Kleidung zu verlängern. Auf den Fotos fehlt übrigens noch das Chamoise-Pad in der Hose, weil das Tageslicht am schwinden war und meine Fotografin wieder zurück zum Studienort musste. Die Rouleur-Leggins von Fehr Trade ist ein wirklich genialer Fahrradhosen-Schnitt. Ich habe sie mir bereits einmal aus extra-warmem Lycra in lang und einmal in kurz (siehe unten) genäht. Dieses Mal habe ich wieder eine eine lange Variante mit Bib ( das ist der Träger mit dem hochgezogenen Bund) und Taschen an der Seite genäht.

Leider hat mein dünner italienischer Lycra deutlich mehr Stretch als der Stoff, mit dem ich den Schnitt zum ersten Mal genäht habe. Daher musste ich ein paar Zentimeter Weite herausnehmen und das hat die Taschen deutlich verschmälert. Das Handy passt nur noch mit ein bisschen Gewalt hinein. Macht nichts, denn das Trikot zur Hose hat ja hinten eine große Tasche.

Noch ein paar Worte zum Bib. Auf dem Foto ohne Blitz sieht man, dass der Lycra tatsächlich matt ist. Im Original ist der Bund vorne deutlich tiefer, den habe ich um ein paar Zentimeter angehoben. Der Träger wird laut Anleitung mit Falzgummi eingefasst, aber ersten hasse ich die Verarbeitung von Falzgummi und zweitens ist dieser Lycra wirklich sehr dünn, deshalb habe ich ihn mit dem Mohnblumenstoff gedoppelt. Das Leibteil ist mit ganz feinem grauen Mesh gefüttert. Dieser Mono-Träger ist tatsächlich einer der Punkte, der deutlich zeigt, dass die Designerin des Schnittes, Melissa Fehr, selber Athletin ist und genau weiß, was Frau auf dem Rad so braucht. „When nature calls“, wie sie es so hübsch umschreibt, muss man nicht das komplette Oberteil ausziehen uns hockt dann oben ohne im Gebüsch, sondern man kann den Reißverschluss des Trikots öffnen, den Träger über den Kopf ziehen und bleibt obenherum ordentlich bekleidet. Den roten Lycra habe ich passend zu meinem Mohnblumen-Lyca bei StoffeBS bestellt. Man kann dort Farbtafeln mit kleinen Stoffstückchen bestellen und den Stoff genau passend aussuchen. Die beiden Rottöne, die in den Mohnblumen zu finden waren, heißen „Coccinella“ (Marienkäferchen) und „Inferno“.
Marienkäferchen und ich? Ernsthaft? Sure not! Also heize ich als Mohnblumen-Inferno auf dem Rad durch die Gegend.

Nachdem ich von der Rouleur-Leggins so begeistert war, habe ich gleich das Surf-to-Summit-Top von Fehr Trade bestellt. Dieser Schnitt war für mich eine große Enttäuschung. Meinen Maßen entspricht die XS in Taille und Hüfte und die XXS in der Brust. Bei Taille und Hüfte hat der Schnitt positive Mehrweite, an der Brust minus 2cm. Für ein „Skin tight fit“ wird dann die kleinere Größe empfohlen, Passt, dachte ich mir. Passte aber nicht. Der Schnitt ist unter den Armen deutlich zu eng, d.h. das Armloch ist nicht tief genug ausgeschnitten. In einigen Schnittbesprechungen wird das auch kritisiert. Wenn man sich die Fotos auf der Webseite ansieht, fällt auch deutlich auf, dass der Stoff in die Achselhöhlen kriecht. Wie man mit so einem Shirt joggen soll, ist mir ein Rätsel. Und bei mir war der Ärmel auch viel zu eng im Schulterbereich, so dass der Stoff oberhalb der Brust spannte. Der Schnitt hat Raglang-Ärmel, die ohnehin schlecht anzupassen sind. Da der Kragen angeschnitten ist, ist es auch ganz, ganz schwierig, sich an RTW-Kleidung mit Raglanärmeln zu orientieren, denn die Halsausschnitt-Linie ist nicht so einfach zu finden. Ich habe das Armloch 2cm nach unten verlegt und obendrein das Seitenteil aufgeschnitten und einen Keil eingesetzt, so dass ich oben 2cm mehr Weite erhalten habe, aber im Taillenbereich und an der Hüfte nichts dazukam. Außerdem habe ich mit Hilfe einer RTW-Raglanjacke die Weite des Ärmels angepasst. Der Halsausschnitt ist mir nicht so gut gelungen, ich war eingeschränkt mit den Anpassungen, weil ich die Reflexpaspel und den Reißverschluss bereits eingesetzt hatte. Ich habe einen kleinen Stehkragen konstruiert, hätte ihn aber gerne etwas enger am Hals gehabt. Unter den Armen ist immer noch zuviel Stoff, ich würde in diesem Trikot niemals laufen gehen, aber für das Fahrrad reicht es.

Ein bisschen traurig ist auch, dass durch die Teilungsnaht an der Seite das Mohnblütenmuster ziemlich zerstückelt wird. Sowohl am mittleren Vorderteil als auch bei der Tasche im Rücken habe ich mir viel Mühe gegeben, das Muster sauber weiter zu führen.

Wenn nichts darin steckt, ist die dreigeteilte Rückentasche praktisch unsichtbar. Im Schnitt ist sie übrigens weiter genäht und mit einem Gummizug versehen, aber bei mir kommt allerhöchsten ein Taschentuch, ein Riegel oder das Handy hinein, da reicht mir eine flache Tasche, die ich auch optisch schöner finde.

Die kurze Hose ist ebenfalls eine Rouleur-Leggins, hier als einfache Hose mit Bund, Taschen und Beinabschluss-Bündchen. Ich habe sie etwas kürzer gemacht und an der Innenseite der Bündchen mit einem Anti-rutsch-Gummi versehen.

Bei Top und Hose sind viele der Nähte nochmal gecovert, bei der Hose für mehr Stabilität, beim Top für eine professionelleren Look. Für mehr Bequemlichkeit hat der Reißverschluss oben einen Halsschutz und einen 20cm langen Belegstreifen erhalten.

So, dann steige ich mal auf’s Rad und fahre herüber zum MMM, dem Laufsteg für selber Nähende, jeden ersten Mittwoch im Monat.

15 Kommentare

  1. So auf den ersten Blick ist das die perfekte Sportkleidung. Aber man hat ja immer Wünsche oder der Stoff ist anders, als man denkt. -Unser täglich Brot! Aber sehr schön! Ich bin ja kein Freund vom Springen über Größen, ehrlich gesagt. Meistens stört man dadurch eine Einheit. Also frohes sporteln, wünscht  Regina

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    • Tatsächlich bin ich auch nicht über die Größen „gesprungen“. Der Trikot-Schnitt hat die positive und negative ease ( ich kenne keinen entsprechenden deutschen Begriff, sagt man echt „negative Mehrweite?) so verteilt, dass bei dem fertigen Kleidungsstück meine Oberkörpermaße mit etwas negative ease hätten herauskommen müssen. Das Problem des Schnittes liegt bei der Ärmelkonstruktion. Aber Du hast vermutlich Recht, ich hätte wohl eher von der größeren Größe ausgehend die Seiten enger nähen sollen. Egal, der Schnitt hat mich nicht überzeugt, das Armloch scheint ein grundsätzliches Problem zu sein. Ich werde als nächstes die Valerie von Jalie probieren und eventuell auch die Trail Jacket von Greenstyle Creations, wenn ich von Valerie nicht vollständig überzeugt bin. So viele Oberteile brauche ich ohnehin im Moment nicht.
      LG, Stefanie

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  2. Meinetwegen darf Dein Blog weiterhin Sportbekleidungs-lastig sein. Ich lese Deine Posts dazu sehr gern! Du besetzt mit diesem Thema quasi die Nische der Nischen und ich lerne ganz viel über Lycra-Qualitäten, wo man sie kaufen kann und Sportschnitte dadurch. Vielleicht ist das Oberteil in Deinen Augen nicht perfekt, aber als radelndes Mohnblumen-Inferno übersieht Dich wenigstens kein Autofahrer. Herzliche Grüße Manuela (Twill & Heftstich)

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    • Liebe Manuela,
      vielen Dank dafür. Das Trikot sitzt OK, hat ein Muster, das ich liebe, und wo wäre denn der Raum für Erfahrungen und Verbesserungen, wenn alles schon von vornherein perfekt wäre?
      Und „radelndes Mohnblumen-Inferno“, das gefällt mir!
      Liebe Grüße zurück, Stefanie

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  3. Ich finde es total interessant, deine dezidiert Ausführungen zu Sportkleidung zu lesen, obwohl ich selbst nicht Fahrrad fahre. Es gibt sicher viele Stille Mitleserinnen, die davon profitieren. Und das Mohn-Oberteil ist einfach eine Augenweide.

    LG Bella

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  4. Obwohl ich selbst bei meiner Stoffwahl eher unbunt bin, feiere ich farbenfrohe Outfits. Dein Sportdress ist einzigartig und unverwechselbar, gerade mit dem Details wie dem Reißverschluss und dem besonderen Muster. Auch praktisch, dass sie bei diesem Schnitt über an- und Ausziehen Gedanken gemacht wurde.

    Grüße, Tina

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  5. Ich finde es spannend zu lesen, wie man gute Sportkleidung sonst nähen kann und mit welchen Schnitten und worauf man achten muss.

    finde ich gar nicht so einfach, v.a. mit Blick auf Haltbarkeit. So enge Kleidung muss ja einiges aushalten.

    LG Miriam

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    • Ich nähe tatsächlich nur Schnittmuster von Firmen, die Activewear als Schwerpunkt haben. Jalie und Greenstyle Creations zum Beispiel. Jalie ist ewig schon am Markt, die wissen, was sie tun. Bei den Big Four hätte ich da so meine Zweifel. Und man braucht gutes Material. Meine Quellen habe ich am 7.2. in den Kommentaren verlinkt.
      LG, Stefanie

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  6. Liebe Stefanie, 

    auch wenn du nicht 100% zufrieden bist, siehst du unheimlich sportlich und fesch aus. Was Sportkleidung betrifft, nähst du auf sehr hohem Level und das ist sehr interessant zu lesen. Ich hoffe, noch mehr zu sehen ☺

    LG, Heike

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    • Ich danke Dir, und Ja, die Kombination, die ich schon zur Annäherung mit hatte, liegt noch auf dem zu nähenden Stapel. Und neue Oberteile sind auch geplant.
      LG, Stefanie

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  7. oooh eine Roleur Leggins! wie toll! Ich habe beides (Leggins und Surf to summit top) auch schon genäht und meine Meinung deckt sich komplett mit deiner. Mega cooler Bib-Schnitt, aber leider total unpassendes Shirt. Ich habe 2 Probeshirts genäht und es dann tatsächlich auch gelassen und nie fertig gestellt 😦 Toll, dass du mehr Geduld hattest und es dir anpassen konntest! Viel Spaß beim Radfahren. Lieben Gruß, Melanie

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    • Über Deine Schnittbeschreibung zur Rouleur-Leggins habe ich Fehr Trade erst entdeckt, nochmals vielen Dank. Tatsächlich habe ich Dich bei meiner ersten Rouleur-Leggins auch verlinkt, Ehre, wem Ehre u.s.w.
      Ich hatte bei dem Oberteil schon die reflektierende Paspel mit sehr vielen Nähten eingesetzt und wollte unbedingt den Stoff retten, den gibt es nämlich nicht mehr. Und ich bin ein echter Dickkopf, was Nähprojekte angeht. Ich hasse es, bei einem Schnitt aufzugeben.
      LG, Stefanie

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