
Tabea und Michaela laden wieder zur Adventspost ein. Das Prinzip ist wie gehabt: 24 Teilnehmerinnen (ja, es sind bislang glaube ich nur Frauen gewesen, obwohl die Ausschreibung eindeutig w/m/d lautet) gestalten 24 Postkarten mit einer vorgegebenen Technik. Jede Teilnehmerin bekommt ein Datum in der Adventszeit zugeteilt und am Tag X schickt sie allen anderen Teilnehmerinnen eine Postkarte, eine behält sie für sich. Im Gegenzug bekommt sie jeden Tag von den anderen eine schön gestaltete Karte und kann sich ab dem ersten Dezember täglich auf den Gang zum Briefkasten freuen.
Ich bin hin und hergerissen, ob ich mitmachen soll. Die Technik, Drucken mit der Gelatine-Platte reizt mich total, das habe ich noch nie gemacht. Aber ich arbeite inzwischen mehr, mein Garten ist alles andere als Winterfest und ich bin immer noch mit der Ernte und dem haltbarmachen welchselbiger beschäftigt. Eigentlich habe ich keine Zeit.
Gelleprint scheint mir vom Auffwand her überschaubar zu sein, aber das habe ich auch schon vom Glasscheibendruck gedacht und dann nächtelang in der Küche gedruckt. Aber im letzten Jahr habe ich mir nicht die Zeit genommen, um die Technik kennenzulernen. Das soll dieses Jahr anders werden. Ich teste den Gelliprint und entscheide dann.
Also habe ich mir erstmal am Montag eine Gelatineplatte gegossen. Ich habe mich entschieden, meine Zutaten in der Apotheke zu kaufen. Das hat den Vorteil, dass ich ganau die Menge bekomme, die ich brauche, und nicht alles literweise da stehen habe. Glycerin bekommt man in jeder gut sortierten Apotheke, die Rezeptur macht, abgefüllt. Es lohnt sich, vorher mal anzufragen, welche Sorte die Apotheke vorrätig hat. In der Regel verwendent man dort 85% oder 86%- iges Glycerin. Glycerin ist quasi ein „Abfallprodukt“ bei der Gewinnung von Fettsäuren aus Pflanzenfetten. Es lässt sich sehr leicht auf 85%-86% konzentrieren. Nur die letzten 15% Prozent Wasser herauszubekommen ist auffwändig. Daher ist das wasserfreie Glycerin auch fast doppelt so teuer, wie das 85%.
Jetzt ist es natürlich total widersinnig, erst das Wasser mit großem Auffwand aus dem Glycerin herauszuholen, nur um es dann im nächsten Schritt wieder hinzuzufügen! Mit einer kleinen Berechnung kann man das Gelliplattenrezept auf 85%-iges Glycerin anpassen und so eine Menge Geld sparen.
Ich verwende das Rezept von Ruth Alice Kosnick für eine dauerhafte Gelatineplatte.
125ml Glycerin 99,9% * 0.85 = 147ml Glycerin 85%
147-125= 22 => 22m Wasser muss ich von der Gesamtmenge Wasser abziehe
Ergibt folgendes Rezept:
- 9 Päckchen gemahlene Gelatine
- 228ml Wasser
- 147ml Glycerin 85%
- 125ml Isopropanol 70%
Das Glycerin wurde mir in der Apotheke mililitergenau ausgemessen, vom IPA habe ich mir einen Liter spendiert, weil ich den immer brauche. Bezahlt habe ich 4,76€ für das Glycerin, der Alkohol kostete anteilweise 2,50€. Seit Corona sind die Preise für Alkohol zur Desinfektion auch nicht mehr das, was sie mal waren. Von der Gelatine habe ich den Kassenzettel verloren aber ich schätze, dass ich für eine Platte von 500ml ungefähr 10€ hingelegt habe, ohne irgendwelches Porto oder Verpackung oder Chemikalienereste zu hben, die ich nicht wirklich brauche.
Den Bedarf habe ich übrigens vorher ermittelt: Ich wollte eine 1,5 cm Platte haben, die in einer Plastikdose aufbewahrt werden soll. In dieser Dose sollte sie auch gleich gegossen werden. Also habe ich die Dose 1,5cm hoch mit Wasser gefüllt und dann diese Menge gemessen.
Die eigentliche Herstellung ist ganz simpel, vorrausgesetzt, man hat schon mal mit Gelatine gearbeitet. Man rührt sie in die gesamte Menge Wasser ein und lässt sie ca. 10 Minuten quellen. In der Anleitung von Alice Art wird sie jetzt mit dem Glycerin und dem IPA (Isopropylalkohol) gemischt und dann geschmolzen. Das würde ich nicht empfehlen, der IPA ist ohnehin leicht flüchtig und auch brennbar (nicht rauchen bei der Herstelltung!!!), das muss ich nicht auch noch auf dem Herd erwärmen. Ich habe also nur das Glycerin unter den Gelatineklumpen gemischt und dann alles bei kleinster Stufe vorsichtig erwärmt, bis alle Gelatine gelöst war. Das war gar nicht so einfach zu erkennen, denn gemahlene Gelatine neigt beim Aufschmelzen dazu, zu schäumen. Ich hatte dann also auch den Topf voller Schaum (leider kein Foto) und habe irgendwann einfach beschlossen, dass alles geschmolzen ist. Ein bisschen von der Schaummasse auf einem Löffel zeigte keine Klümpchen mehr. Als ich dann den IPA dazugab, konnte ich zusehen, wie die kleinen Bläschen sich alle auflösten, echt irre.
Nach einer kurzen Stehzeit habe ich alles in meine Plastikbox gegossen, nur um die Masse sofort in den Kochtopf zurückzugießen: Ich hatte vergessen, die Plastikbox mit Frischhaltefolie auszulegen, um später die Platte auch ganz sicher herauszubekommen. Man kennt das ja von der bayrischen Creme: Nichts haftet besser an der Puddingform! Als ich die Box dann endlich fertig hatte, war im Kochtopf eine klare, fast blasenfreie Lösung, die eine wunderbar glatte Platte ergab. Also: nach der Zugabe des Isopropanols die Platten-Masse ruhig 10 Minuten stehen lassen, dann verschwinden die Blasen ganz von selber und man muss nicht abschäumen.
Testen konnte ich die Platte immer noch nicht, aber so sieht sie aus:


Die Ränder sind ein bischen ausgefranst, leider kann ich kaum etwas abschneiden, weil dann meine Platte zu klein für die Postkarten ist.
Ich hoffe, ich komme morgen dazu, ein paar Abzüge zu machen, damit ich weiß, ob ich mir diese Adventspost vom Zeitaufwand zutraue.
Sehr schön analytisches Vorgehen 😉 Super dass Du es hier dokumentiert hast – ich habe auch überlegt, ob ich bei der Adventspost mitmache, doch bei mir sind es wohl leider zu viele unsichere Variablen dieses Jahr. Ich drücke Dir die Daumen und wünsche weiter viel Experiementierfreude! Liebe Grüße!
LikeLike
Ja, ich bin ja auch immer noch am Zaudern, deshalb probiere ich die Technik erstmal aus. Im letzten Jahr habe ich das nicht gemacht und den Aufwand total unterschätzt. Aber dieses Jahr sind durchgedruckte Nächte einfach nicht drin. Darum muss ich ausprobieren, worauf ich mich einlasse.
LG, Stefanie
LikeGefällt 1 Person
Das ist ja der Wahnsinn wie du an die Sache herangehst! Das du ausrechnest, wie dick die Platte werden soll, unglaublich! Ich bin begeistert und denke, du wirst auch von den Drucken begeistert sein. Übrigens sind gerade die unsauberen Ränder total charmant im Druck. Lass dich davon also nicht abschrecken.
Viel Freude beim Drucken… und natürlich machst du mit!
Liebe Grüße
Michaela
LikeLike
Die unsauberen Ränder bewusst als Stilmittel einzusetzen ist mir gar nicht eingefallen. Aber Du hast Recht! Eigentlich wollte ich die Platte heute beschneiden, aber das lasse ich erstmal.
Für die Postkarten sind dann die Drucke zwar zu groß, aber die Platte kann ich ja auch noch weiter nutzen.
Ich teste heute oder morgen die Drucktechnik und dann entscheide ich, ob ich mitmache. Im Moment sieht es aber gut aus 😉
LikeLike