Schneckenjagdt

Heute habe ich kein Foto für Euch.

Es ist einer dieser Tage, das Wochenende war anstrengend, Sonntag habe ich wie wild Brot und Kekse gebacken, Eis gemacht und ein Geburtstagsfrühstück für die Kollegen vorbereitet. Nicht dass ich Geburtstag hätte, es ist für die Kollegin. Das Team-Geschenk besteht bei uns darin, dass das vorherige Geburtstagskind dem aktuellen die Frühstücksrunde bereitet und somit einen entspannten Tag beschert.

Sonntag Nachmittag ging es nach Berlin zu den Young Euro Classics, das fabelhafte internationale Festival der Jugendorchester. Wer talentierte, bis in die Haarspitzen hochmotivierte junge Musiker erleben will, sollte dorthin gehen. Den ganzen August gibt es Konzerte im Konzerthaus und es gibt auch noch Karten. Wir haben das New York Jazz Orchstra gehört, zwei Stunden Jazz vom Feinsten mit einem unglaublichen Big Band Sound und einer überaus beeindruckenden Dee Dee Bridgewater als Gast-Star. Wir kamen spät nach Hause, ich musste sehr früh raus, Montag halt.

Als ich von der Arbeit nach Hause komme, bin ich müde, von zuviel Kaffee überreizt und fühle mich erschöpft. Das Nachmittagsschläfchen fällt aus, eine halbe Stunde lang überlegt mein überwaches Hirn, was ich nach dem Aufstehen im Garten als erstes tun müsste, da braucht man nicht liegen zu bleiben.

Das Wetter ist wie in diesem entzückenden kleinen Gedicht, das meine Mutter immer gerne zitierte:

Jetzt ist das Wetter wieder schön
die Sonne tut am Himmel stehn,
der Schäfer bläst auf der Schalmei
und Hund und Herde stehn dabei.

Da plötzlich zieht ein Wetter auf,
die Wolken türmen sich zu Hauf.
Es regnet ohne Unterlass
und Hund und Herde werden nass.

Jetzt ist das Wetter wieder schön...

kann man endlos wiederholen. Das Erste, worauf mein Blick fällt, sind Schnecken. Massen von Schnecken. Ich schnappe mir einen Eimer und fange an, zu sammeln. Nach anderthalb Stunden habe ich ein paar Eimer Unkraut ausgestochen und gefühlt ein Kilo Schnecken aufgesammelt. Der Eimerboden ist dicht bedeckt. (Nein, es gibt davon kein Foto, das wollt ihr gar nicht sehen). Normalerweise bin ich bei Schnecken nicht zimperlich. Wird eine erwischt, ist sie tot, kurzer Prozess. Aber diese hier? Ich hatte jede Schnecke in der Hand, und heute fühlen sie sich so lebendig an. Verdammt, es sind halt auch Tiere, Lebewesen. Heute zumindest bringe ich es nicht fertig, sie umzubringen. Ich schnappe mir also den Eimer, stiefele über die Straße hinunter zur Spree und laufe ein paar hundert Meter den Deich entlang. Am Rand eines kleinen Gehölzes mache ich halt und kippe das schleimige Pack ins Gras, weit genug entfernt von jeder menschlichen Zivilisation. Neben einen verdächtig hohen Bärenklau (glaube zumindest, dass das einer ist) Wenn das mal kein ausgerissener Riesenbärenklau ist, muss ich unbedingt im Auge behalten. Diese hoch phototoxischen Gewächse haben in freier Wildbahn aber auch gar nichts zu suchen!

Wozu macht mich jetzt diese Aktion? Zur achtsamen Tierschützerin oder einem landwirtschaftlichen Weichei? Zumindest für’s Karma ist es nicht verkehrt und die verdächtige Pflanze hätte ich ohne das auch nicht gesehen.

Während ich hier am Küchentisch sitze und schreibe, klappert draußen der Igel an den Futterschüsseln der Katzen. Pech gehabt, das Futter ist Igel- und Schneckensicher und trocken auf dem Fensterbrett deponiert. Als ich endlich die Kamera geholt habe, um doch noch ein Beweisfoto für heute zu machen, ist der weg, der kleine Mistkerl. Aber kurze Zeit später ist er wieder da.

Wenn er seinen Job richtig machen und die Schnecken fressen würde, statt sich am Futter meiner Miezen zu vergreifen, hätte ich dieses Problem erst gar nicht!

2 Kommentare

  1. Rote Wegschnecken frisst der Igel nicht, nur die kleinen unscheinbaren wohl aber das Gelege der Wegschnecken. Meine Erfahrung ist, dass die Schnecken am Komposthaufen gut aufgehoben sind. Töten führt zu neuer Zuwanderung. In meinem Garten finden sich in den Gemüsebeeten nur vereinzelt verirrte Schnecken der Schneckenzaun tut auch gute Dienste.. Liebe Grüße vom gruenen Daumen

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    • Dass die großen Wegschnecken sogar giftig für Igel sind, habe ich auch gerade gelesen. Am Kompost habe ich auch schon genug, die lasse ich auch dort. Nur in den Beeten fliegen sie raus. Ich habe auch gute Erfahrung mit einer Homöopathischen Spritzung des Bodens gemacht, die wirkt abschreckend. Aber dieses Jahr habe ich den Termin verpasst, und außerdem sollten die Beete dafür Unkraut- und Mulchfrei sein.
      Liebe Grüße zurück, Stefanie

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