Sommerwiesentau, Mittagssonnenrose und Abendsonnenwolke – Sommerpost 2021 Papierschöpfen

Wie jedes Jahr haben Michaela und Tabea vom Blog Postkunstwerk zu einer sommerlichen Postkunst-Aktion aufgerufen. Dieses Jahr wird in Gruppen zu 7 Personen Papier geschöpft, ein nasses, matschiges Draußenvergnügen, ideal für einen heißen Sommertag.
Wer die Postkunst noch nicht kennt, hier die Kurzfassung: Die Teilnehmerinnen ( ja, es sind fast immer nur Frauen, obwohl Männer gerne mitmachen dürfen) werden in Kleingruppen aufgeteilt und dann produziert jede eine festgelegte Anzahl von Kunstwerken für sich und die anderen Mitglieder der Gruppe. Dieses Jahr sind das 7*3 Bögen handgeschöpftes Papier in A5 in sommerlichen Pastellfarben. Jede bekommt eine Woche zugeteilt, in der sie ihre Werke an die anderen Mitglieder der Gruppe versendet und ein Teil für sich behält. Natürlich kommt es nicht nur auf den Inhalt an, ein kleines Anschreiben und ein gestalteter Umschlag sind Teil des Gesamtkunstwerkes. Auf diese Weise kann man wochenlang einmal pro Woche einen liebevoll gestalteten Brief mit einem tollen Inhalt aus dem Briefkasten ziehen. Wer möchte, kann die Aktion dann auch noch in den sozialen Medien teilen.

Jetzt ist der Versand der Sommerpost schon vorbei und ich habe es noch immer nicht geschafft, darüber zu schreiben. Als ich meinen Namen an der ersten Stelle der Liste entdeckte, habe ich zuerst geschluckt, aber wenn ich ehrlich bin, hätte ich wahrscheinlich mit meinen Spmmerschöpfungen bis zur letzten Minute gewartet und den Superstress bekommen. So hatte ich alles gleich hinter mir und konnte Woche für Woche die wunderschönen Werke aus meiner Gruppe genießen.

Das schöne beim Postkunstwerk ist für mich, dass ich immer wieder eine neue Gestaltungstechnik kennenlerne und ausprobiere. Ich empfinde das enorm bereichernd, und viele Techniken haben bei mir dann auch schon Einzug in mein „Bastel-Repertoire“ gehalten. Papierschöpfen ist auch so eine Sache. Das wollte ich schon immer mal machen.

Wer hier schon eine Weile liest, weiß, dass bei mir am Anfang einer neuen Technik immer zuerst der Besuch in der gut sortierten Cottbuser Regionalbibliothek steht. Dieses Mal konnte ich gleich mit 3 Büchern davonziehen.


Auf die „300 Papierrezepte“ war ich am meisten gespannt und wurde am stärksten enttäuscht: Die meisten Rezepte werden mit einer käuflichen Baumwoll- oder einer Manila-Pulpe gemacht, gefärbt wird mit synthetischer Batikfarbe und jedes Kräutlein, das man zur Pulpe geben könnte ist gleich ein neues Rezept – insgesamt ein Buch, das ich mir nicht kaufen würde, ausleihen reicht vollkommen.
Das ganz rechte Buch war, wie schon durch den Titel zu erahnen, ziemlich künstlerisch, schön zum Angucken und die Technik ist auch gut beschrieben.
Am besten hat mir das kleine Büchlein in der Mitte gefallen, die Technik wird kurz aber ausreichend beschrieben und am Ende gibt es noch ein paar nette Vorschläge, wie man das schöne selbstgemachte Papier nutzen kann.
Am Ende war ich bestens theoretisch vorbereitet und habe meine eigene Technik aus allen drei Beschreibungen zusammengebastelt.


Zum Schöpfen habe ich einen Keilrahmen, den ich schon einmal als Siebdruck—Sieb verwendet habe, mit stabiler Fliegengaze bezogen und einen weiteren zum Abdecken verwendet. Durch die Keile kann man problemlos das Sieb spannen bzw. nachspannen und verhindert so das Durchhängen. Leider haben diese Keilrahmen sehr breite Leisten und daher musste meine Schöpfbütte auch sehr groß sein und dadurch ist mein Papierbrei auch sehr dünn geworden.


Ich wollte unbedingt Altpapier verwenden, hatte auch bereits ein Blumeneinwickelpapier auf die Seite gelegt und mich schon um den Inhalt unseres betrieblichen Aktenvernichters beworben, aber dann viel mir ein, dass die Papierhandtücher aus dem Betrieb viel weicher und vor allem weißer sind und daher ein schöneres Papier ergeben würden.


Die Handtücher wurden dann mit Batikfarbe gekocht, um sie keimfrei zu bekommen und natürlich auch bunt und dann mit reichlich Wasser gespült, denn ich wollte keine Farbreste in meinen Mixer bekommen. Bei einem nächsten Mal werde ich Lebensmittelfarbe verwenden, dann muss ich den Mixer nicht Stundenlang sauberschrubben. Da die Papierhandtücher ungeleimt sind und auch relativ kurze Fasern haben, lassen sie sich sehr gut zu einem feinen Brei verarbeiten. Ich habe immer ein Handtuch in kleine Fetzen gerissen und in einem knappen Liter Wasser 30 Sekunden im Mixaufsatz der Küchenmaschine püriert. Dann habe ich den Brei abgesiebt und das Wasser für das nächste Handtuch verwendet. Dadurch habe ich einen ziemlich dicken Ausgangsbrei erhalten.


Meine ersten Versuche waren recht ungleichmäßig dick, aber am Ende des violetten Papierbreis hatte ich die Mengen bestimmt, die ich brauche: 3 Schöpfkellen Papierbrei für die Bütte und pro Blatt eine weitere Kelle, das ergibt ein dünnes, weiches Papier.
Die anderen Papiere habe ich dann zum Teil mit Pflanzenteilen vermischt. Ein schönes Gras aus einem Geburtstagsstrauß mit der Schere kleingeschnitten für das grüne Papier, und Rosenblütenblätter aus einem anderen Strauß für das gelbe.

Erst im Ofen trocknen, dann im Mixer zerkleinern, und am Ende portionsweise auf den Papierbrei gestreut.

Der gelbe Papierbrei hatte die Batikfarbe nicht so gut angenommen, ich hatte vergessen, Essig dazuzugeben, also habe ich beim Pürieren noch einen Löffel Kurkuma dazugegeben. Gibt ein tolles, sattes Gelb im Mix-Wasser, das mit jedem Zug etwas pastelliger wurde.


Nur das rosafarbene Papier habe ich ohne Zusätze belassen. Dafür habe ich bei ihm den Brei nicht ganz so lange püriert, dadurch ist das Papier etwas weniger glatt.


Die ganzen Faserreste habe ich mit einem Spritzsieb aus dem Wasser geholt und auf meine Prägefolder geklatscht. Dort durften sie trocknen und haben sehr schön strukturierte Zettelchen ergeben, die ich für de Banderolen und als kleines Extra verwendet habe.


Um das Papier auf den Küchentüchern schneller trocken zu bekommen, habe ich immer 10-15 Blatt Papier übereinander und auf alte Handtücher und Putzlappen gestapelt und dann zwischen zwei Brettern mit Schraubzwingen ausgepresst. Dadurch wurde das Papier schon recht glatt. Nach dem Trocknen und dem vorsichtigen Abziehen der Bögen von ihrer Unterlage habe ich alles erst einmal gepresst.

Die „Ilustrierte Kunstgeschichte“ eignet sich dafür ganz hervorragend.


Weil meine Küchentücher aber ziemlich strukturiert waren, habe ich das Papier nochmals gebügelt und dabei mit Sprühstärke geleimt. Bei dem sehr dünnen grünen Papier ist mir dabei auch ein Bogen verunglückt: Von der Stärke durchnässt, hat das Bügeleisen das Papier zerfetzt. Danach habe ich immer nur einen Hauch Stärke gesprüht und die Stärke mehrmals aufgetragen. Man kann auf der glatten Oberfläche ziemlich gut schreiben, aber die Tinte fließt trotz allem ganz schön durch. Vermutlich hätte ich da noch deutlich mehr Schichten Stärke auftragen müssen.


Eingepackt wurde alles mit einer Banderole aus Maulbeerseiden-Geschenkpapier, beklebt mit den allerersten Papierversuchen, die ich mit Kräutertee und Kaffee gefärbt hatte.


Und damit das Papier auch gut in den Umschlag geht, habe ich noch eine Hülle aus Transparentpapier spendiert. Einer unserer Lieferanten verwendet diese Umschläge anstelle von Plastiksichthüllen für die Rechnungen, und außer mir will sie keiner haben. Dabei kann man total vielseitig damit basteln. Mein Glück!

Die Umschläge sind natürlich auch handgemacht: Braunes Papier, mit dem eine Bestellung vom Versandhändler ausgestopft war glatt gebügelt und eine stabile Rückseite aus dünner Pappe, die ich regelmäßig in der Apotheke meines Vertrauens bekomme. Die Dekopappen sind ein gutes Bastelmaterial, und wenn die Apotheke selber dekoriert, kann man dort häufig etwas bekommen. Nachfragen lohnt sich auf jeden Fall.



Am schwersten ist mir tatsächlich die Namensgebung für meine Schöpfungen gefallen. Der Sommer sollte hinein, die herrliche Sonne, die ich beim Schöpfen hatte und die Farben sollten natürlich auch in die Namen einfließen. Am Ende heißt das grüne Papier mit den Grassamen „Sommerwiesentau“, das gelbe Papier mit dem Rosenkonfetti „Mittagssonnenrose“ und das einfach rosafarbene Papier „Abendsonnenwolke“ nach dem spektakulären Sonnenuntergang am Schöpftag.
Vielen Dank an Tabea und Michaela für diese neue Aktion. Es war wie immer ein Vergnügen und eine Bereicherung. Ich habe sicher nicht das letzte Mal Papier geschöpft, ich habe schon lauter Ideen für meine Weihnachtspost in diesem Jahr.

6 Kommentare

  1. Oh eine schöne ausführliche Beschreibung! Und sehr tolle Papiere bei rumgekommen. Ach ja, es erinnert mich nachdrücklichst endlich mal meinen Bericht fertigzustellen und die empfangenen Papiere zu zeigen. Hachz, das war so eine schöne Aktion! Dein Sommerwiesentaupapier gefällt mir sehr sehr gut! Liebe Grüße, Eva

    Like

    • Die Postkunstaktionen, bei denen ich mitgemacht habe,haben mir immer sehr gut gefallen. Ich fand das Papierschöpfen so schön überschaubar.
      Das Sommerwiesentaupapier ist auch mein Liebling. Leider hatte ich nicht so viel grünes Ausgangsmaterial und daher habe ich nur sehr wenige und sehr dünne Bögen geschöpft.
      Die Post, die ich bekommen habe, will ich auch noch zeigen.
      LG , Stefanie

      Like

  2. EIne sehr schöne Sommerpost hast Du wieder gezaubert. Und so tolle Ideen eingebracht! Ich habe das Papierschöpfen angeregt durch die Sommerpost nur mal so für mich ausprobiert. Aber wirklich eine feine Sache! Liebe Grüße!

    Like

Deine Meinung interessiert mich

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..