Mein erster BH ist am Wochenende fertig geworden. Ich habe eine Amelie von Sewy genäht und bin mit dem Resultat eigentlich zufrieden: Er sitzt wie ein gekaufter BH. Er ist recht tief ausgeschnitten und ich würde die Cups beim nächsten Mal etwas höher ziehen. Auf der einen Seite passt er gut, auf der anderen Seite ist der Cup etwas klein, das liegt an meinen unterschiedlich großen Brüsten.
Uneigentlich bin ich nicht so zufrieden, nachdem ich La Monas letzten Post gelesen habe, stellte ich fest, dass bei mir fast kein BH am Brustbein anliegt (wusste gar nicht, dass sie das sollten!) und dass außerdem der Bügel nicht ganz um die Brust herumgeht, so dass er quasi ein bisschen in der Luft schwebt. Da ich keine BHs mit einem umlaufenden Brustband habe, ist mir das gar nicht aufgefallen, ich dachte immer, das soll so. Sollten meine BHs tatsächlich alle einen Körbchengröße zu klein sein?
Zwei Paar Bügel in meinem Vorrat umfassen die ganze Brust und liegen am Brustkorb an. Ich werde den nächsten BH von diesen Bügeln ausgehend nähen.
Als nächstes steht bei mir eine Julie von Sewy auf dem Programm. Mit Hilfe der PDF-Abbildung der Flexy-Bügel werde ich anhand meiner passenden Bügel die Körbchengröße, die ich nähen will, bestimmen.
Aber zuerst muss ein neuer BH-Verschluss her. Ich will meine Julie aus einem himbeerroten Interlock nähen, aber in der Farbe habe ich keinen alten Verschluss.
Wie ich schon geschrieben habe, kann man so etwas selber machen, und zwar so:
Ich brauche entweder einen BH-Verschluss in einer Farbe, die ich nie und nimmer verarbeiten will oder einen alten, der schon bessere Tage gesehen hat. Meiner gehört in die letztere Kategorie. Dann brauche ich etwas BH-Stoff und Organza und Nessel, oder, wenn der Stoff wie bei mir, eher dick ist, einen Rest dünne, stabile Webware in einem passenden Farbton.
Mein Verschluss soll 2,5 cm breit und 5,5 cm lang werden.
Ich schneide einen Streifen BH-Stoff von 11cm x 5 cm und einen weiteren Streifen von 20 cm x 3,5 cm BH-Stoff und Organza oder der dünnen Webware zu. Dann brauche ich noch ein Stück Webware von 5 cm x 5 cm für das Haken-Teil.
Den großen Streifen und das kleine Quadrat wird mit Webeinlage bebügelt. Wenn man einen dünnen BH-Stoff hat, heftet man noch einen halb so breiten Streifen Nessel o.Ä. unter die Mitte und verarbeitet alles wie eine Stofflage. Der schmale Streifen wird zu einem Drittel umgebügelt. Wenn man dafür dünnen BH-Stoff verwendet hat, muss man einen Organza-Streifen am besten mit Sprühkleber aufkleben, denn gerade im Bereich des Bügelbruches wird eine gute Festigkeit gebraucht. (Eventuell kann man dafür auch Pritt-Stift nehmen, auswaschbar ist er, allerdings weiß ich nicht, ob er das Bügeln verträgt, das müsste man mal ausprobieren.)
Mit Schneiderkreide (ich habe einen praktischen Druckbleistift für feine Linien) zeichne ich jede Menge Linien ein: Die horizontale und vertikale Mitte, zwei Linien in 1,25 cm Abstand zu den langen Seiten (das werden die Umbruchkanten) und auf der einen Hälfte noch einmal zwei Linien in 6mm Abstand von der Mittellinie. Dann markiere ich noch einmal 1cm Abstand von der Vertikalen Mitte. Das sieht dann so aus:
Auf den 6 mm-Linien werden die Ösen aufgereiht, die 1 cm-Linie ist die Anstoßlinie für die obere Ösenkante. Die Ösen fixiere ich mit ein paar Handstichen.
Der lange, umgebügelte Streifen wird in Abschnitte von 5 cm geteilt. Einen Abschnitt stecke ich jetzt auf die Ösen, dass die kleinen Ösen gerade bedeckt sind und steppe ihn mit einem engen Stich (2mm) dicht an der Bügelkante fest. Im Bereich der kleinen Ösen mache ich ein paar Zickzackstiche, um die Ösen gut zu fixieren, genau wie bei einem gekauften Verschluss. Meine Maschine hat leider keine Stichlänge „0“, daher muss ich dafür den Transport ausstellen, das ist ein bisschen mühsam.
Dann werden die 6 mm Linien auf der Webware nach gezogen. Die Ösen sollen einen Abstand von 1,2 cm haben, also zeichne ich eine neue Anstoßlinie auf die Webware.
Ösen anheften, Streifen aufnähen, wie gehabt. Die letzte Reihe Ösen wird genauso verarbeitet. Jetzt bügele ich den untersten Streifen an der offenen Kante so um, dass er die Unterlage aus BH-Stoff einfasst und steppe ihn fest. So habe ich eine saubere Kante.
Jetzt werden die Längskanten an der 1,25 mm- Linie umgebügelt, sie stoßen auf der Rückseite aneinander. Dann wird an der vertikalen Mitte zusammengefaltet und ab der untersten Ösenreihe an den Kanten abgesteppt. Durch die vier Lagen BH-Stoff ist der Verschluss gut gepolstert und drückt nicht. Jetzt steppe ich nur noch einmal die Ansatznähte der Streifen nach, fertig ist das Ösenteil.
Für die Häkchen habe ich das kleine Quadrat zugeschnitten.
Zuerst bügele ich an der Markierung um, wenn einmal die Häkchen dran sind, geht das nicht so gut.
Der Stoff soll ein paar Millimeter überstehen, also werden die Häkchen unterhalb der Mitte angeheftet. Eine Kontrolle, ob Haken und Ösen den gleichen Abstand haben, dann wird der Stoffstreifen unter die Häkchen geschoben und festgesteckt. Das Annähen ist echt kniffelig. Selbst mit Reißverschluss-Fuß und Nadelposition maximal nach außen komme ich mit der Maschine an die Grenzen. Teilweise schwebt der Fuß in der Luft, und die Stiche muss ich von Hand transportieren.
Dann werden die Seiten eingebügelt, die offenen Kanten versäubere ich mit einem Zick-Zack-Stich. Ich schlage extra nichts ein, das Haken-Ende soll nicht so stark auftragen.
Der erste Versuch, die Kanten mit der Maschine zusammenzunähen sieht so unterirdisch aus, dass ich mich zu einer Handnaht entschließe.
Und so sieht der fertige Verschluss aus. Er ist zwar etwas dicker, als ein gekaufter, aber voll einsatzfähig.
Der Beitrag passt noch zum Thema „Ich habe Tipps zum Nähen und zeige meine Technik“ von Julias BH-Sew-Along und wird dort verlinkt.
Wow, was für ein Aufwand, der Verschluss! Ich bewundere dich, dass du das selber machst!
Zur BH-Theorie: ja, ein BH, der gut passt, muss am Rippenbogen bzw. am Mittelstück anliegen. Sobald er irgendwo abhebt, ist das ein Zeichen, dass das Körbchen zu klein ist. Es ist einfach nicht genug Stoff da, um die ganze Brust zu umfassen, und so muss der Bügel abheben. Dadurch stützt dieser BH aber auch nicht mehr sondern verhüllt nur mehr. Bei kleinen Größen kein Problem, bei größeren Größen fatal und wahrscheinlich mit Rückenschmerzen verbunden, da der Träger den größten Teil des Gewichts tragen muss.
Jetzt bin ich schon gespannt auf deinen BH – ich hab meine immer noch nicht fertig, ich theoretisiere momentan nur ;-). Ich hoffe, dass ich in ein paar Tagen Ergebnisse zeigen kann.
LG, Monika
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Vielen Dank für diese Anleitung! Sehr aufwendig, aber wenn man keinen farblich passenden Verschluss findet sicher praktisch!
Liebe Grüße,
yacurama
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@LaMonas Kommentar: Das mit dem Abheben des Mittelstücks am Brustbein ist so eine Sache. Grundsätzlich sollte der BH da fest anliegen, aber es gibt tatsächlich anatomische Ausnahmen. Ich zum Beispiel bin um die Rippen eher mager, und mein Brustbein hat an genau der Stelle eine relativ breite Ritze im Knochen. Selbst bei einem schön straffen Unterbrustband (statt meiner früheren 75B-C trage ich mittlerweile 65D-E) ist das immer noch so, dass ich da mit beiden Daumen drunterfassen kann. Ich war bereits bei einer BH-Beratung, weil ich keinen BH fand, der an der Stelle fest aufliegt. Dort wurde mir erklärt, dass das in meinem Fall echt nicht möglich ist, und auch gar nicht so wichtig, solange die Bügel fest anliegen, der BH ansonsten gut sitzt und beim Heben der Arme nicht nach oben rutscht.
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