Dafür brauche ich Papier – Adventspostkunst 2025

Rudolf Otto Wiemer

Es müssen nicht Männer mit Flügeln sein

Es müssen nicht Männer mit Flügeln sein, die Engel.
Sie gehen leise, sie müssen nicht schrein,
oft sind sie alt und hässlich und klein, die Engel.
Sie haben kein Schwert, kein weißes Gewand, die Engel.
Vielleicht ist einer, der gibt dir die Hand,
oder er wohnt neben dir, Wand an Wand, der Engel.
Dem Hungernden hat er das Brot gebracht, der Engel.
Dem Kranken hat er das Bett gemacht
und hört, wenn du ihn rufst in der Nacht, der Engel.
Er steht im Weg und er sagt: Nein, der Engel.
Groß wie ein Pfahl und hart wie ein Stein –

Es müssen nicht Männer mit Flügeln sein, die Engel.

Seit Jahren veranstalten Tabea und Michaela vom Postkunstwerk über das Jahr verteilt verschiedene Postkunst-Tauschaktionen. Die beliebtestet Aktion ist dabei die Adventspost, in der man in Gruppen von je 24 (dieses Jahr 25) Leuten selbst gemachte Postkarten oder andere Kunstwerke miteinander tauscht. Dabei sind das Format, die (Druck-) Technik, das Thema und das Farbkonzept vorgegeben. Dieses Jahr waren das eine ATC (Artists Trading Card, das sind kleine Kunstwerke im Format 64x89mm, die man in einer kleinen Serie auflegt und nur tauscht, nicht verkauft), in einer oder mehreren beliebigen Drucktechnik, Motiv: Engel und die Farbe Nachtblau, wobei die Definition „Nachtblau“ im Belieben der Künstlerin lag und auch nicht flächendeckend eingesetzt werden musste.

Meine Engelspost an der Pinwand

Die allererste Postkunst, die Tabea und Michaela veranstaltet haben, hatte genau dieses Format und seither warte ich darauf, dass es nochmal wiederholt wird. Kaum hatte ich davon erfahren, hatte ich sofort ein Bild im Kopf, wie ich meine Karte gestalten wollte. Es war total irre, so etwas habe ich noch nie erlebt. Nachts um vier machte ich meine erste Skizze von dem Engel und notierte mir, wie ich den Hintergrund gestalten wollte.

Der Hintergrund soll aus einigen Versen aus dem Weihnachtsevangelium bestehen und zwar denjenigen, in denen Engel vorkommen. Ich scannte also die Familienbibel ein und setzte den Hintergrund mit dem Bildbearbeitungsprogramm zusammen. Das wurde dann auf ein relativ weiches, saugfähiges Papier gedruckt. Der Plan war, darauf dann mit Spritzdruck ( die Technik, bei der man mit Borstenpinseln oder der Zahnbürste Wasserfarben auf Papier spritzt) die Silhouetten von Engeln in Nachtblau zu drucken und darüber einen Engel als Linolschnitt zu drucken.

Anfang November musste ich für einen Termin nach München. Im ICE brachte ich den Engel in das richtige Format, entschied mich gegen Arme und schnitt massenhaft kleine Engel als Schablonen aus.

Im Hotel konnte ich mit er ersten Druckphase anfangen, die ich dann zu Hause beendete.

Der Linoldruck erwies sich als kompliziert. Meine weiße Linolfarbe deckt nicht besonders gut und die ersten Druckversuche waren nicht wirklich überzeugend. Ich hatte aber noch etwas Titandioxid, das benutzte ich als Farbpigment und mischte es unter die weiße Farbe.Nach ein paar weitern Versuchen erreichte ich die gewünschte Deckkraft .

Am Ende verschwand der mühsam hergestellte Hintergrund mit den Engels-Silhouetten unter dem Linoldruck, aber der Bibeltext blieb mehr oder weniger erkennbar.

Das sind meine Engel. Das Nachtblau ist je nach Ansatz etwas unterschiedlich ausgefallen, ich hatte am Anfang viel zu wenig Farbe angemischt. Die gedruckten Papiere mussten dann noch auf Pappkarton geklebt und dann an die 24 anderen Postkünstlerinnen aus meiner Gruppe verschickt werden. Ich hatte den 6. Dezember zugeteilt bekommen, das ist dann der Tag, an dem meine Postkunst bei den anderen Teilnehmerinnen im Briefkasten sein soll. Dadurch hatte ich am Monatsanfang etwas Stress und konnte mich dann bequem zurücklehnen und die täglich eintreffenden ATC’s genießen.

Bei der Postkunst ist aber nicht nur der Inhalt sondern auch die Verpackung wichtig. Ich hatte für das Karten-Basteln mit meinen Kolleginnen einige Klappkarten besorgt, und auch eine 25er Packung dunkelblaue Karten mit Umschlägen. Die legte ich kurzerhand beiseite für die Postkunst. Den Engel druckte ich noch einmal auf die Karte und innen kam ein kurzes Schreiben, in dem ich meine verwendeten Techniken beschrieb.

Für den Umschlag habe ich im Postshop die Weihnachtsmarke aus dem vorletzten Jahr bestellt und noch eine kleine Engels-Silouhette gedruckt.

Für die Postkunst habe ich jede Menge Papier gebraucht im Jahresbingo 2025 und weil mein Stichtag der Nikolaustag war, kreuze ich auch noch das Weihnachtsfreuden-Feld Lasst und froh und munter sein an. Das Jahresbingo 2025 ist eine Aktion von Antetanni und das Weihnachtsfreudenbingo eine Aktion von Antetanni, Ingrid und Starkyli.

Inzwischen verzeichne ich den 10. Bingo, bei den letzten Feldern habe ich irgendwann den Überblick über all die Möglichkeiten, kreuz und quer Linien zu ziehen, verloren. Es haben sich eine Menge unverbloggte Aktionen angesammelt. Falls es im nächsten Jahr wieder ein Jahresbingo gibt, was ich sehr hoffe, muss ich mich besser organisieren.

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