Zum Herbstanfang waren wir noch einmal für ein paar Tage in Wien. Wobei „Herbstanfang“ ja wohl eher ein rein kalendarischer Zeitpunkt ist. Von den Temperaturen her müsste es „Späthochsommer“ heißen, mit 33° im Schatten!
Ich habe mir eine Hose genäht, die auch schon ganz lange, mindestens aber seit ich meine alte Leinenhose ganz zerschlissen entsorgen musste, auf dem Zettel hatte. Ich wollte etwas weites, schlabberiges, das aber nicht zu sehr nach Jogginghose oder Pyjama aussieht. Ich habe mich für ein „Frankenpattern“ (so nennt man das in Amerika, ist das nicht niedlich?) also eine Synthese aus zwei Schnitten entschieden: Die Shorts „Calypso“ aus der LMV brachte Bundfalten und den Gummizug im Rücken , die Hose „Alexa“ die langen Beine. Aus der Calypso habe ich allerdings einige Zentimeter herausgenommen, sie lässt sich jetzt gerade noch über die Hüften ziehen.
Eine Hose mit Gummizug ist schnell genäht und im Grund gibt es nicht allzu viel darüber zu sagen. Die Hose ist sehr bequem, der Schritt ist ein kleines bisschen tief, aber für eine Reise bei heißem Wetter ist sie die ideale Begleiterin. Die Schnittmuster gibt es als Gratis-Download bei der französischen „Femmes d’Aujourdhui“, mit Anleitung auf französisch. Das Leinen, das seine Karriere als Dirndl-Rock begonnen hat, ist recht grob und bildete zuerst recht dicke Falten beim Gummizug. Ich habe deshalb das Gummiband noch einmal entfernt, den Stoff mit zwei Nähten stark eingekräuselt und die Kräuselung mit sehr viel Dampf eingebügelt. Nach Entfernung der Reihfäden lag der Bund in lauter kleinen, regelmäßigen Fältchen, die sich sehr gut auf dem Gummiband verteilen.
Das Top ist aus einer Burda von vor zwei Jahren. Ich habe eine Größe 36 genäht und auf den Reißverschluss im Rücken verzichtet, dadurch ist das Anziehen eine kleine Herausvorderung, aber es fällt im Rücken ganz weich. Der Schnitt ist simpel, man schließt die Seitennähte, verstürzt die Armausschnitte mit Schrägband (oder einem Streifen Wirkfutter), dann Vorderteil und Rücken oben eingekräuselt und an einen geraden Streifen genäht. Knopf dran, fertig.
Ärmellosen Oberteilen von Burda misstraue ich immer. Nach meiner Erfahrung kann man mühelos an den Armausschnitten von einer zur anderen Seite durchgucken. Ich habe also gleich mal den Armausschnitt um anderthalb Zentimeter höher gesetzt, die aber nach der ersten Anprobe sofort wieder herausgeschnitten. Vermutlich hätte ich auch eine Nummer größer zuschneiden können, ich fand das Teil recht beengend. Die Kräuselung fand ich auch etwas zu eng. Letztendlich habe ich die Teile auf der Schulterseite jeweils 1cm weniger eingekräuselt und oben aus der Nahtzugabe noch einen cm Länge herausgeholt. Den Halsstreifen hatte ich von Anfang an 2cm weiter gemacht.
Nach den Änderungen trägt sich das Top sehr angenehm. Die Viskose ist schön luftig, ebenfalls gut geeignet für einen heißen Tag. Kleiner Bonus: als ich die Stärke ausgewaschen habe, mit der ich das flutschige Zeug bändige, war der Stoff so glatt, dass ich auf das Bügeln hätte verzichten können.
Ich hatte mir noch ein weiteres Kleid für die Reise zugeschnitten, das ist aber leider nur zur Hälfte fertig geworden.
Am heutigen MMM möchte ich noch ein Projekt aus meinem ersten Urlaub zeigen. Der echte Näh-Nerd nimmt die Nähmaschine sogar mit auf den Campingplatz und da habe ich mir den Jalie 3134 Swimsuit genäht. Mein geliebter alter Badeanzug ist wirklich fertig, und der Schnitt von Jalie ist fast der gleiche.
Ich habe wieder einmal Albstoffe Performance verwendet und hatte auch die Größe entsprechend ausgewählt, um die geringeren Elastizität des Stoffes auszugleichen. Und dann habe ich das zusammengesetzte Vorderteil mit dem alten Badeanzug verglichen und meinen Berechnungen nicht mehr vertraut. Warum bloß? Ich kenne das Material doch! Nun ja, ich habe also quasi eine Größe herausgenommen und … ja, wie zu erwarten, sah ich aus wie eine Presswurst. Also habe ich an den Seitennähten Streifen eingesetzt und die ursprünglich Größe wieder erhalten. Kommt Euch das bekannt vor? Vielleicht sollte ich meinen Blog-Namen in „Die-überall-an-den-Seitennähten-Streifen-einsetzt“ umbenennen? Egal, der Schnitt ist toll, und im Urlaub habe ich im Web einen Stoff mit Zitronen darauf gefunden, mit dem ich den Schnitt nochmal nähen will. Dieses Mal dann in der richtigen Größe ;).
Schwimmen kann man im Streifen-Badeanzug trotzdem sehr gut, (ganz anders als bei meinem ersten Badeanzug-Versuch). Selbst nach 20 Minuten hopsen in der Ostsee-Brandung ist alles an seinem Platz, als ich aus dem Wasser komme. Ein überaus empfehlenswerter Schnitt für Kinder und Frauen, die sportlich schwimmen wollen.





Das mit den Burda Armausschnitten ist eine beruhigende Info. Hatte da auch schon mal Probleme und habe gezweifelt was mit meinem Shirt nicht stimmt. Konnte mit ähnlichen Änderungen ein tragbares Teil draus machen.
Der Badeanzug ist wunderbar, nichts besseres, wie wenn man sich in Schwimmkleidung wohl fühlt.
Grüße, Tina
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Danke, freut mich, dass ich helfen konnte.
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Liebe Stefanie,
solche Schlabberhosen mag ich auch sehr, gerade auf Reisen. Selbst wenn der Bauch durch längeres Sitzen etwas runder wird, bleibt es bequem. Top und Hose sehen toll zusammen aus.
Von deinem Badeanzug bin ich ganz begeistert, er sitzt 1a und steht dir ausgezeichnet.
LG, Heike
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Ja, sie sind echt bequem. Vielen Dank
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Sowohl Dein Reiseoutfit als auch Dein Badeanzug gefallen mir sehr. Bequem und Chic! Die Hose sieht wirklich nicht nach Jogging und Pyjama aus. Außerdem mag ich das Froschgrün sehr. Aus welcher Burda ist das Oberteil? Mit Deinen Anpassungen sieht es nach dem perfekten Top für heiße Tage aus. Vielleicht habe ich ja das Heft… Wenn Du es nicht erwähnt hättest, hätte ich übrigens die Streifen bei dem neuen Badeanzug für ein Design-Feature gehalten. Ich dachte wirklich, das muss so… Herzliche Grüße Manuela (Twill & Heftstich)
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Vielen lieben Dank. Ich muss mich noch an Hosen mit Gummibund gewöhnen, ein bisschen fremdele ich noch damit. Aber eine weitere ist bereits genäht und eine dritte in Planung, beides Mal eine angewandelte Ruri Sweatpant. Das Top ist aus der Burda 7/2019#117, und wenn Du sie nicht hast, leihe ich sie Dir gerne. Es fällt schmal aus, das nächste mache ich 2-3 cm weiter.
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