
„Das kommt jetzt ein bisschen überraschend“, keuchte Markus, als er nach Svens Ankündigung wieder Luft bekam. Lena hatte ihm kräftig auf den Rücken geklopft.
„Ach komm schon, wir hatten doch schon den Verdacht, dass es sich um den echten Weihnachtsmann handelt“, sagte Lena.
„Nicht, dass ich an den Weihnachtsmann glauben würde“, fuhr sie an Svea gewandt fort, „aber anscheinend gibt es ihn ja doch!“
„Was wisst ihr über die Gefangennahme des Weihnachtsmannes? Ihr müsst uns alles erzählen“, forderte Lasse.
„Gerne“, antwortete Lena. „Aber müssen wir dafür in der Kälte stehen? Ich friere mich halb zu Tode. Ein paar Straßen weiter ist die Bibliothek. Die haben dort eine gemütliche Cafeteria und sogar einen Getränkeautomaten. Lasst uns dort hingehen. Ich habe noch zwei Euro von meinem Taschengeld übrig. Ich lade euch alle auf einen wässrigen Kakao im Pappbecher ein.“
Alle vier zogen los. In der Cafeteria war es warm und gemütlich, und durchgefroren, wie sie waren, schmeckte sogar das Kakaogebräu, das aus dem Automaten kam.
„Also, was wisst ihr?“, fragte Lasse erneut.
„Na ja, also, der Polizist, der den Weihnachtsmann festgenommen hat, war nämlich mein Papa“, murmelte Markus und wurde ein bisschen rot.
Lena eilte ihm zur Hilfe. „Wisst ihr, hier glaubt keiner, der älter als fünf Jahre ist, noch an den Weihnachtsmann. Wenn also einer nachts an den Häuserfassaden herumklettert, dann ist das verdächtig. Es könnte ja auch ein Dieb sein.“
„Schon gut, ihr braucht euch nicht zu verteidigen“, sagte Svea. „Wir wissen, dass Menschen nicht an den Weihnachtsmann glauben. Viel wichtiger ist, was dann mit ihm passiert ist.“
„Na ja“, jetzt war es an Lena, rot zu werden, „wenn einer dann steif und fest behauptet, dass er der Weihnachtsmann ist, dann bringt man ihn in die Psychiatrie, und genau da ist er jetzt.“
„Psychiatrie? Was ist das?“
„Das ist ein Krankenhaus für Leute, die im Kopf nicht ganz gesund sind, oder andere Probleme mit ihren Gedanken haben“, erklärte Lena. „Meine Mutter arbeitet dort. Sie hat erzählt, dass der Weihnachtsmann gestern einem Richter vorgeführt worden ist. Und der hat entschieden, dass er in der Klinik bleiben muss, bis das Verfahren wegen der nächtlichen Fassadenkletterei entschieden ist, oder bis Angehörige von ihm gefunden worden sind, die auf ihn aufpassen. Wisst ihr, die Ärzte und der Richter finden, dass der Weihnachtsmann sich selber gefährden würde. Sie glauben, dass er wieder an Häusern heraufklettern könnte, und für einen Mann in seinem Alter ist das zu gefährlich.“
„Aber das ist doch großartig. Wir gehen einfach zu dem Krankenhaus, sagen, dass wir die Angehörigen des Weihnachtsmannes sind und nehmen ihn mit. Wir müssen nur so lange warten, bis Eisbart den Schlitten repariert hat, dann holen wir ihn ab und verschwinden.“ Lasse war sehr zufrieden mit seiner Lösung.
„Ich fürchte, das wird nicht so einfach gehen. Ihr seid noch nicht erwachsen, und hier seht ihr sogar aus wie ganz kleine Kinder. Als wir euch das erste Mal gesehen haben, haben wir euch ja auch für Kindergartenkinder gehalten.“ Lena schüttelte bedauernd den Kopf.
„Aber was sollen wir denn dann tun?“ Svea war verzweifelt.
„Erst einmal müssen wir ein Versteck für euch finden, wo ihr übernachten könnt, denn sonst werdet ihr auch noch von der Polizei eingesammelt und in ein Kinderheim gesteckt.“