Als der Weihnachtsmann verhaftet wurde: 4. Dezember

An diesem Morgen herrschte auch an einem ganz anderen Ort große Aufregung.
Am Nordpol hatte Arvid Eiszapfen die Weihnachtswichtel zusammengerufen. Der Weihnachtmann hatte ihm in seiner Abwesenheit die Aufsicht über die Weihnachtswerkstätten übertragen, und nun hatte Arvid ein Problem.

Arvid war ein eher zaghafter Wichtel, und die anderen hörten eigentlich nur auf ihn, weil er schon so alt war, dass sich niemand an eine Zeit ohne Arvid erinnern konnte. Außerdem war es noch nie wirklich notwendig gewesen, dass Arvid irgendwelche Entscheidungen traf, denn wenn der Weihnachtmann zu den Menschen fuhr, um die Wunschzettel einzusammeln, dann fuhr er abends los und kam am nächsten Morgen zurück. So war es schon immer gewesen, so würde es immer sein, und deshalb waren alle verwundert darüber, dass der Weihnachtsmann heute nicht mit dem Schlitten zurückgekehrt war.
„Der Weihnachtsmann ist bei den Menschen gefangen genommen worden“, erklärte Arvid ohne Umschweife, als sich alle Wichtel im großen Versammlungsraum eingefunden hatten. „Ich denke aber, dass sie ihn schnell wieder freilassen werden, wenn er erst einmal gesagt hat, wer er ist. Darum sollte jeder an seine Arbeit gehen. Eisbart und Sven und Ole haben neue Wunschzettel mitgebracht, die bearbeitet werden müssen. Hat noch jemand eine Frage?“
Alle begannen wild durcheinander zu reden. „Was soll das denn heißen, „gefangen genommen worden?“, fragte einer der erwachsenen Wichtel. „Eisbart, du warst dabei. Was ist bei den Menschen passiert?“
„Du kennst den Weihnachtsmann doch. Er ist ein richtiger Dickkopf. Statt dass er im Schlitten auf Sven und Ole wartet, die die Wunschzettel abholen, was in seinem Alter ja wohl das Richtige wäre, fand er, dass er unbedingt auch an den Häusern hochklettern müsste. Natürlich ist er dafür nicht mehr flink genug. Er wurde von zwei Männern in einem Auto gesehen, die ihn dann mitgenommen haben.“
„Hat er denn nicht gesagt, wer er ist?“
„Doch, natürlich. Aber diese Männer waren erwachsen, und Erwachsene glauben doch nichts mehr, das sie nicht sehen können. Das ist doch das Schlimme. Erwachsene glauben nicht mehr an den Weihnachtsmann.“
Ein Wichteljunge rief: „Wir müssen ihn befreien!“
Ein Mädchen neben ihm rief: „Ja, genau!“
„Nichts da!“, rief Arvid. „Ich soll hier die Weihnachtswerkstätten leiten, solange der Weihnachtsmann nicht da ist, und ich sage, wir machen weiter, wie immer!“
Die Wichtel gingen an ihre Arbeit, aber einige warfen Arvid missbilligende Blicke zu.
Eisbart, der für die Rentiere verantwortlich war, ging in Richtung der Ställe davon. Aber als Arvid außer Sicht war, drehte er sich zu dem Wichteljungen um.
„He, Lasse Schneesturm! Komm mal her! Und du auch, Svea Eisblume!“
Gehorsam traten die Wichtelkinder auf ihn zu.
„Habt Ihr genug Mut, um dem Weihnachtsmann zu helfen? Arvid war schon ewig nicht mehr bei den Menschen. Er hat keine Ahnung. Diese Leute lassen den Weihnachtsmann niemals gehen. Wenn dieser Jammerlappen Arvid das Sagen hat, sehen wir den Weihnachtsmann vor Neujahr nicht wieder! Wenn Weihnachten stattfinden soll, müssen wir die Befreiung des Weihnachtsmannes selber in die Hand nehmen.“

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