„Hallo, ist jemand zu Hause?“ Lena stampfte den Schnee von ihren Stiefeln und betrat das Gartenhaus. Markus folgte gleich hinter ihr. Das Häuschen war leer. Nichts deutete darauf hin, dass hier gestern ein Bein eingegipst worden war, dass jemand Suppe gegessen oder Milch getrunken hatte.
„Svea, Arne?“, fragte Lena. Sie wandte sich Markus zu: „Sie sind weg!“
„Nicht ganz.“ Svea erhob sich mühsam hinter dem Sofa, wo sie sich versteckt hatte. „Ich war nicht sicher, dass ihr es seid, als ich eure Stimmen gehört habe. Daher habe ich mich lieber versteckt.“
„Aber hier ist es so aufgeräumt“, sagte Lena. „Man könnte denken, hier ist seit Monaten keiner gewesen.“
„Genau das ist ja auch der Plan. Jemand, der sich über Fußspuren an der Hütte wundert, soll nicht mitbekommen, dass wir hier sind.“
„Um Fußspuren braucht ihr euch im Moment keine Sorgen zu machen, so wie das schneit“, sagte Markus. „Wo ist denn Arne?“
„Der hat Eisbart gesucht und gefunden, um mit ihm zu überlegen, wie wir den Weihnachtsmann befreien können“, sagte Arne, der in diesem Moment zur Tür hineinkam. „Habt ihr schon einen Plan?“
„Wir dachten, dass wir mal zur Klinik gehen und uns dort ein wenig umsehen. Vielleicht finden wir einen Weg hinein.“
„Das ist ja noch nicht so viel an Plan“, seufzte Arne, aber weil niemand einen besseren Vorschlag hatte, zogen die Vier los.
In der Klinik stand Emma am Fenster und sah den wirbelnden Schneeflocken zu.
„Ich liebe Schnee!“, rief sie und drehte sich zum Weihnachtsmann um. „Ich gehe jetzt in den Park hinunter und werde einen Schneemann bauen. Ich baue ihn da unten auf dem Rasen, damit du ihn auch sehen kannst“.
„Wie, du kannst einfach in den Park hinunter gehen?“
„Natürlich. Ich bin freiwillig hier, weißt du? Ich habe mich selbst eingeliefert. Manchmal, wenn ich das Leben nicht so ertragen kann, dann komme ich hier her. Ich bleibe ein paar Wochen bis es mir wieder besser geht und dann gehe ich zurück nach Hause. Ich bin nur deshalb auf der geschlossenen Station, weil hier die Schwestern besonders nett sind und weil ich hier Freunde habe.“
Sie ging zur Stationsschwester, wechselte mit ihr ein paar Worte und verließ dann die Station.
Lena, Svea, Markus und Arne waren inzwischen an der Klinik angekommen. Sie musterten das Gebäude sorgfältig.
„Seht ihr dort oben, auf der linken Seite, im zweiten Stock die Gitterfenster? Da ist die geschlossene Station“, sagte Lena.
„Wir können da nicht so hinauf starren, das fällt auf“, sagte Markus.
„Kommt, wir bauen einen Schneemann!“, sagte Arne plötzlich.
„Bist du jetzt übergeschnappt?“ fragte Markus. „Wie kannst du jetzt an Schneemänner denken?“
„Er hat völlig recht“, rief Lena, die verstanden hatte, was Arne wollte. „Was könnte denn unauffälliger sein als vier Kinder, die im Park einen Schneemann bauen? Und während wir die Schneekugeln herum rollen, können wir die Klinik total unauffällig ausspionieren.“
„Das ist gut.“ Gemeinsam begannen sie, drei Schneekugeln zu rollen, während Svea auf ihren Krücken herumlief und unter den Bäumen Tannenzapfen aufsammelte, um den Schneemann zu verzieren.
Da trat auf einmal eine Frau auf sie zu. Sie war etwas älter als Markus‘ und Lenas Eltern und war unglaublich bunt gekleidet.
„Ich heiße Emma Freitag und wohne hier. Wie heißt ihr, und darf ich bei eurem Schneemann mit bauen?“